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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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ihm aus den Händen. Stöhnend ließ er ihn los, sodass der Koffer dumpf auf dem Boden aufschlug und gegen sein Knie stieß.
    »Verdammt«, rief er schmerzerfüllt aus. Während das Echo seines Schmerzensschreis im Depot verklang, überlegte er erneut, ob er nicht gehen und Bokar sagen sollte, dass er den Koffer nicht öffnen konnte. Nein. Er wollte immer schon zum Fernsehen und würde seine Chance nicht vermasseln.
    Bei seinem zweiten Versuch drehte er den Koffer auf die Seite und fand ein digitales Schloss mit einem Ziffernblock statt eines Schlüssellochs. Wie Bokar angekündigt hatte. Auf dem Schloss leuchtete in Leuchtdioden die Zeit auf: 15:47:05 … 15:47:06. … Verdammt. Ihm blieb weniger als eine Stunde, um ins Stadtzentrum zurückzufahren. Wie ihm Bokar aufgetragen hatte, tippte er den Zahlenschlüssel dreimal in den Ziffernblock ein. Sofort verschwand die Uhr und wurde von einer blinkenden Reihe von Strichen ersetzt. Jetzt zog DiFerri seine abgenützte Geldbörse aus der Tasche und suchte nach dem Papier mit dem Code, den ihm Bokar
gegeben hatte. Schließlich fand er ihn: 4308512112-9447563-01072884.
    Sorgfältig tippte DiFerri die Ziffern in die Tastatur. Als er fertig war, schwitzte er, jedoch nicht aufgrund der Hitze in dem unklimatisierten Raum. Er hoffte, dass er den Code richtig eingegeben hatte. Insgesamt gab er den Code dreimal ein, wie man ihm aufgetragen hatte. Dann verschwand der Code und wurde von einem Timer abgelöst:
    10 … 9 … 8 … 7 ...
    Verdammte Scheiße.
    6 … 5 … 4 … 3 … 2 ...1 ...
    Schwerfällig stemmte er sich hoch und versuchte zurückzuweichen.
     
    Wie alle anderen, die in Langley zusahen, konnte auch Exley genau sehen, was in Depotraum D-2471 geschah. Die Kameras waren so gut, dass sie auch das Entsetzen auf dem Gesicht des Mannes wiedergaben, als er zurückwich. Dann ging die Bombe hoch. Die Explosion hallte im Kommunikationszentrum wider. Danach wurden die Monitore schwarz.
    Im Raum herrschte Stille. Wieder und wieder sah Exley den angsterfüllten Blick des Mannes, ohne dass sie sich gegen diese Bilder in ihrem Kopf wehren konnte. Dieser Mann war kein Terrorist. Er gehörte nicht einmal in diesen Depotraum. Sie hatte eben gesehen, wie ein Unschuldiger gestorben war. Zum ersten Mal in der Geschichte war eine Atombombe auf amerikanischem Boden explodiert. Und sie und alle anderen in diesem Raum hatten es zugelassen. Ihr Versagen war grenzenlos. Jetzt wirkte Shafers Scherz über den Eiscremebecher unvorstellbar gefühllos.
    Dann begannen die Telefone zu läuten, eines nach dem
anderen. Die Stille war gebrochen. Bald schon herrschte im Kommunikationszentrum ein emsiges Hin und Her wie in einem Casino zu Silvester. Techniker riefen den Einsatztruppen im Depot ihre Befehle zu. Die Mission war noch nicht vorüber. Die Delta-Einheiten und die Polizei von Albany mussten alle Menschen im Umkreis von vierhundert Metern evakuieren, während die NEST-Wissenschaftler feststellten, wie viel Strahlung bei der Explosion der schmutzigen Bombe freigesetzt worden war. Außerdem mussten sie ausforschen, wer der Mann im Depot gewesen war und seine Bewegungen und Komplizen so weit wie möglich zurückverfolgen. Exley zweifelte nicht daran, dass die Spur – sofern man überhaupt eine fand – schließlich zu einem gewissen Omar Khadri führen würde.
    Eine tödliche Wut vertrieb ihr Schamgefühl. In all den Jahren bei der CIA war sie noch nie so wütend gewesen. Obwohl sie wusste, dass es ihr nichts nützte, wenn sie diesen Kampf zu einer persönlichen Herausforderung machte, konnte sie nicht anders. Dieser Khadri spielte mit ihnen und tötete zum Vergnügen Amerikaner. Er musste zerstört werden. »Was auch immer dazu notwendig ist«, stieß sie leise hervor.
    Shafer hatte es gehört. »Ja«, stimmte er ihr zu.
     
    Khadri putzte sich in seinem Motelzimmer in Kingston die Zähne, als er die erste Fernsehmeldung hörte.
    »Hier ist Scott Yorne mit einer Eilmeldung von Kanal 2, Ihrem regionalen Nachrichtensender. Nach einer Explosion in einem Depot auf der Central Avenue evakuiert die Polizei von Albany zurzeit Teile von West-Albany. Die Behörden empfehlen allen Bewohnern der Region, zumindest während der nächsten zwei Stunden in ihren Häusern zu bleiben. Bisher ließ die Polizei nichts verlauten über die Art der
Explosion. Man verspricht uns jedoch so bald wie möglich nähere Informationen …«
    Farouk hatte den Amerikanern also von der Bombe erzählt, dachte Khadri. Sonst würde

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