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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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man nicht die Stadt evakuieren. Sie hatten den Depotraum überwacht und gewusst, was er enthielt. Oder geglaubt zu wissen, was er enthielt. Auf sie wartete noch eine Überraschung, sobald sie den Depotraum tatsächlich betraten, Khadri lächelte seinem Spiegelbild kurz zu. Seine Vorsichtsmaßnahme hatte sich als klug erwiesen.
    Sein Lächeln schwand jedoch, als er an Farouks Verrat dachte. Wie erwartet, hatte Farouk den Amerikanern alles erzählt. Zumindest eine Zelle in Pakistan war aufgeflogen. Und vermutlich alle Nuklearwissenschaftler, die Farouk rekrutiert hatte. Khadri hatte seine Operationen sorgfältig unterteilt. Möglicherweise gelang es ihm, die aufgeflogenen Zellen rechtzeitig abzuschneiden, um seine anderen Agenten in Pakistan zu retten. Es blieb jedoch eine Tatsache, dass Farouks Gefangennahme ein großer Rückschlag war.
    Als ihm die Spannung die Brust zuschnürte, erinnerte sich Khadri daran, dass er in Wirklichkeit keinen Grund zur Sorge hatte. Die Bombe hatte diesen Dummkopf DiFerri sicher getötet. Dennoch wollte er so weit wie möglich fort von Albany.
    Hastig lief er in sein Zimmer und warf seine Kleidung in den Koffer. Dann hielt er inne. Beherrschung, dachte er. Er durfte nie die Beherrschung verlieren. So leerte er den Inhalt des Koffers noch einmal auf das Bett und begann von neuem zu packen, indem er seine Kleidung sorgfältig faltete.
     
    Weniger als eine Stunde nach der Explosion betraten die NEST-Wissenschaftler in Atomschutzanzügen den Depotraum D-2471. Nur mit Mühe gelang es ihnen, sich nicht zu
übergeben, während sie zwischen den Überresten von Tony DiFerri hindurchgingen, die überall im Raum verteilt waren.
    Was sie fanden, verwirrte sie. Oder, um genauer zu sein, was sie nicht fanden. Anstatt des erwarteten radioaktiven Hochofens nahmen ihre Detektoren nur geringe Mengen an Alphastrahlung wahr und praktisch keine Gammastrahlung. Kein Plutonium 239. Kein stark angereichertes Uran. Kein Caesium 137 oder Kobalt 57. Stattdessen entdeckte das NEST-Team Spuren von Plutonium 238, einem Plutoniumisotop, das so sicher war, dass man es auch essen könnte, und einige wenige Gramm schwach angereichertes Uran. Diese Substanzen waren offenbar für die Strahlung verantwortlich, die sie bei der ersten Prüfung des Depotraums festgestellt hatten. Es gab auch keine Hinweise auf biologische oder chemische Verunreinigung. Kein Anthrax, keine Pocken, kein Sarin, kein VX.
    Bei näherer Betrachtung war die schmutzige Bombe sauber.
     
    Sobald diese Nachricht in Langley eintraf, löste sich die angespannte Stimmung ein wenig. Nach einer Beratung mit dem Weißen Haus beschlossen Duto und Kijiuri, die Evakuierung abzublasen und die örtliche Polizei für die Überreaktion verantwortlich zu machen. Nach der Zusage von fünfunddreißig Millionen Dollar zusätzlicher Bundesmittel erklärten sich der Bürgermeister und der Polizeichef von Albany gern bereit, die Schuld auf sich zu nehmen. Die Explosion würde als konventionelle Explosion klassifiziert werden, was der Wahrheit sehr nahe kam, und das Capitol Area Self Storage würde für unbestimmte Zeit Eigentum der Bundesregierung bleiben. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden würden die nationalen Medien die Bombe vergessen, und innerhalb
einer Woche würden auch die Lokalzeitungen sie nur noch mit einem Absatz erwähnen. In den USA sprengte sich ständig jemand in die Luft. Mit anderen Worten: Bis auf Tony DiFerry würde niemand je erfahren, wie sehr die CIA und das FBI versagt hatten. Das war die gute Nachricht.
    »Die schlechte Nachricht ist, dass wir wieder am Anfang stehen«, sagte Shafer zu Exley. »In den USA ist radioaktives Material versteckt, und wir haben keine Ahnung, wo es sein könnte.«
    Mittlerweile war es fast zwei Uhr morgens, und sie saßen wieder in ihrem Büro. Die letzten Stunden hatten sie mit hektischen Konferenzgesprächen zwischen dem Weißen Haus, Albany, Langley, Nellis A.F.B. und sogar Diego Garcia zugebracht. Während es in den Telefonaten vorwiegend um bürokratische Rückversicherung ging, hatten die hochrangigen Beamten nebenbei doch noch ein paar Minuten Zeit gefunden, um zu besprechen, was in Albany geschehen war und was es bedeuten könnte. Derzeit hatte man sich auf drei Möglichkeiten geeinigt, von denen keine wirklich zufriedenstellend war.
    Die erste ging davon aus, dass der russische Physiker Dmitri Farouk Khan betrogen hatte, indem er ihm das falsche Plutonium-Isotop verkaufte, das bloß atomarer Abfall war,

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