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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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sind sie ständig auf und ab gelaufen. «
    »Wissen Sie vielleicht in welchen Stock?«
    »In den zweiten. Vielleicht war es aber auch der Erste.«
    »Gute Nacht, Ma’am. Danke.«
    »Wenn Sie Howard sehen …«
    »Dann sage ich es ihm.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen?«
    Als sich die Tür schloss, war Exley wieder allein.
     
    Lautlos stieg sie die Treppe empor. Bisher war sie nie dankbar gewesen für die Ballettstunden, die ihr ihre Mutter in der Grundschule aufgezwungen hatte. Morgen würde sie sich angemessen bei ihrer Mutter bedanken. Sofern sie Gelegenheit dazu bekam. Am oberen Treppenabsatz hielt sie an. Hier oben funktionierten beide Deckenleuchten und warfen ihr grelles Licht auf die schmutzig gelben Wände des Ganges. Vor ihren Füßen lag ein Haufen von etwa einem Dutzend Zigarettenkippen. Irgendjemand war hier die ganze Nacht gesessen und hatte rauchend gewartet.
    Im Gang war es still, und die Wohnungen lagen im Dunklen. Draußen fuhr ein Auto mit dröhnenden Bässen vorüber. Erschreckt kauerte sich Exley an die Wand. Als der Lärm verklang wurde es wieder still in dem Mietshaus.
    Ihr Blick fiel erneut auf die Zigarettenkippen. Aber klar. Zigaretten bedeuteten Rauch. Einen Augenblick lang schnupperte sie. Da war er. Der schwache Geruch von Rauch, der im Lauf der Stunden in dem Gang schal geworden war. Langsam folgte sie dem Geruch, der sie so sicher führte wie eine Spur aus Brotkrumen.
    Als sie die Treppe zum zweiten Stock hinaufstieg, wurde
der Geruch stärker. Nun ließ sie die Hand in die Tasche gleiten, griff nach der 45er und entsicherte sie, ohne sie aus der Tasche zu nehmen. Langsam und lautlos stieg sie die Treppe hinauf.
     
    »JER-RY! JER-RY!«
    Eine Frau. Im Gang. Sie klopfte einmal, wartete und hämmerte dann wild mit den Fäusten an die Tür des Apartments, als könnte sie die Tür aus den Angeln reißen. »Jerry, komm sofort raus! Jerry!«
    Wells erkannte ihre Stimme augenblicklich. Wie hatte sie ihn gefunden? Egal. Er beugte sich vor, um mit der Hand näher an das Messer heranzukommen. Der Adrenalinspiegel in seinem Blut stieg an und schien die Keime zu überwältigen. Ghazi zog seine Pistole und lehnte sich über Wells. Zu nahe, dachte Wells. Er weiß es nicht, aber er ist zu nahe.
    »Was ist da los?«, fragte ihn Ghazi auf Arabisch.
    »Nichts.«
    Ghazi stieß Wells seine Makarow direkt über dem Ohr gegen den Schädel. Der Schmerz durchzuckte ihn wie ein Blitz. Stöhnend lehnte er sich zurück, behielt die Hände aber vor dem Körper.
    »Gehört sie zu dir?«
    »Ich schwöre, ich weiß nicht, was da los ist.«
    »Es ist nur eine Frau«, sagte Abu Rashid, der durch den Spion spähte. »Sonst ist niemand draußen.«
    »Jer-ry!«, schrie Exley vor der Tür. »Lass die Hure und komm SOFORT HERAUS, sonst rufe ich die Cops!«
    Wieder wurde gegen die Tür getrommelt, und dann hörte man einen lauten Krach.
    »Sie ist betrunken«, sagte Abu Rashid. »Sie hat ihre Tasche fallen gelassen.«

    »Verdammt«, stieß Ghazi hervor. »Diese verrückte amerikanische Frau. Sieh zu, dass du sie loswirst.«
    »Wie denn?«
    »Woher soll ich das wissen. Sieh einfach zu, dass du sie loswirst.«
     
    Ein bärtiger Araber öffnete die Tür. Hinter ihm stand ein Zweiter mit einer Zigarette im Mundwinkel.
    »Sie sind nicht Jerry«, sagte Exley. Schieß sofort. Sie beugte sich über die Tasche, griff hinein und fühlte die Pistole.
    »Das ist nicht das Apartment, das Sie suchen«, sagte der Mann, während er bereits begann, die Tür zu schließen.
     
    Jetzt. Wells hustete, beugte sich vor und griff mit der rechten Hand nach dem Messer. Beim Hochkommen ließ er das Messer aufspringen, griff mit der freien Hand nach Ghazis Arm und stieß die Pistole weg.
    »Exley!«
    Ghazi drückte ab. Aber es war zu spät. Die Kugel verfehlte Wells, sauste durch das Sofa und schlug in der Wand ein. Gleichzeitig stach Wells das Stilett in Ghazis Bauch. Er fühlte, wie die Klinge durch Fett und Muskeln drang. Dann zog er das Messer hoch und schnitt durch Ghazis Magen. Als das Messer nicht mehr weiterkam, führte Wells es wieder abwärts und verlängerte die Wunde bis in die Eingeweide. Ghazi schrie auf, ließ die Pistole fallen und presste die Hände auf den Bauch, aus dem bereits Blut hervorquoll, das in dem schwachen Licht schwarz wirkte.
     
    Als Wells ihren Namen rief, sah der Mann an der Tür für einen Augenblick über die Schulter zurück. In dem Moment erklang ein nicht gedämpfter Schuss in der Wohnung. Ohne zu
zögern,

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