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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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im Haifischaquarium rettete man zuerst sein eigenes Leben. Vielleicht hatten die anderen auch gar nicht bemerkt, was geschehen war, denn Duto hatte vor allem Wells in die Mangel genommen. Aber sie konnte einfach nicht aufhören, darüber nachzudenken.
    Wo war ihr Selbstbewusstsein geblieben? Sie wusste es genau. Die Scheidung, die endlosen Arbeitsstunden … und das Gefühl, dass ihr ganzes Engagement letztlich gleichgültig war. Manchmal beneidete sie die Al-Quaida-Kämpfer um ihre Sicherheit. Sie waren immer im Unrecht, ohne je an sich zu zweifeln.
     
    Wells’ Zimmer war mit einem Doppelbett ausgestattet, besaß ein getrenntes Badezimmer mit Stahldusche und Toilette und hatte sogar ein schmales Fenster auf den üppig grünen Campus der Agency. Abgesehen von den Kameras in den Ecken konnte man es kaum als Zelle erkennen. »Spitzenklasse«, sagte er zu Dex, dem Wächter aus dem Konferenzzimmer.
    »Ich mache nur, was man mir sagt.«
    »Sie und alle anderen.«
    »Versuchen Sie, ein wenig zu schlafen. Ich komme morgen Früh wieder«, sagte Dex, ehe er ging. Die Tür schloss sich mit einem elektromagnetischen Klicken, das Wells sagte, dass er eingeschlossen war.

    Seit Missoula hatte Wells nur die wenigen Stunden zwischen seiner Ankunft mit dem Greyhound-Bus bis zu seiner Befragung geschlafen. Bevor er sich jedoch niederlegte, öffnete er noch seinen Koran und rezitierte die besonders schönen Verse der 94. Sure:
    Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen!
Haben Wir dir nicht deine Brust geweitet
und dir deine Last abgenommen
die schwer auf deinem Rücken lastete
und deinen Namen erhöht?
Also, wahrlich, mit der Drangsal
geht Erleichterung einher
wahrlich, mit der Drangsal geht Erleichterung einher.
Also, wenn du mit allem fertig bist, dann mühe dich ab
und begehre die Nähe deines Herrn.
    Als er danach zu Bett ging, fiel er sofort in Schlaf.
     
    Während sich Wells hinter einem Felsbrocken verbarg, kam ein mit einer schwarzen Robe bekleideter Mann auf ihn zu, der eine Peitsche in der Hand hielt. Knall! Schon zuckte die Peitsche in seine Richtung. Die Luft war schwer und stickig. Über seinem Kopf kreischten Fledermäuse. Er war in einer Höhle gefangen; nur ein ferner Lichtschein zeigte ihm, wo die Außenwelt begann. Aber der Mann in der schwarzen Robe versperrte ihm den Fluchtweg. Wer war er? Khadri? Duto? Bin Laden? Wells wäre in Sicherheit, wenn er diese Frage beantworten könnte. So duckte er sich tiefer hinter den Felsbrocken.
    Krach! Jetzt stürzte die Höhle ein. Die Wände bebten. Ein schwerer Stein fiel von der Decke und schlug krachend
neben ihm auf dem Boden auf. Rauch stieg ihm in die Augen. Der Mann war verschwunden. Als Wells versuchte, zum Eingang der Höhle zu laufen, zog sich das Licht zurück und der Boden unter seinen Füßen verwandelte sich in Schlamm. Er stolperte und fiel in den Morast, der ihn bedeckte und in Mund und Nase eindrang, sodass er keine Luft bekam …
    Als er aufwachte, erkannte er, dass ihn Shafer an der Schulter rüttelte.
    »Tut mir leid«, sagt Shafer. »Ich habe mich selbst hereingelassen. Sie hatten offenbar einen Albtraum.«
    »Ich habe nie Albträume«, gab Wells zurück. Dieser war zumindest leicht zu deuten. Er hatte das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Was für ein Schock.
    »Die meisten hätten Albträume, nach dem, was Sie erlebt haben. Aber die meisten hätten das gar nicht überlebt, was Sie durchgemacht haben.«
    »Ich bin nicht wie die meisten.«
    »Seien Sie nicht so empfindlich.«
    Augenblicklich fühlte Wells, wie Wut in ihm hochstieg. »Wollen Sie mir sagen, dass sie mich nur am Leben gelassen haben, weil ich auf ihre Seite gewechselt bin?«
    »Ob Sie es glauben oder nicht, John, aber ich meinte es als Kompliment.«
    »Ich verstehe. Jeder muss seine Aufgabe erfüllen, Ellis«, gab Wells zurück. »So wie Duto der böse Cop ist, sind Sie mein wahrer Freund.«
    »Duto weiß nicht, dass ich hier bin. Und ich bin nicht sicher, ob ihn das so glücklich machen würde. Wir haben einige Meinungsverschiedenheiten.«
    »Ach wirklich?«, sagte Well. »Zum Beispiel?«
    »Nun, ich halte ihn für einen Mistkerl der Sonderklasse, während er sich für einen der Extraklasse hält.«

    Wells lachte. »Solange Sie mir die Ansprache ersparen, dass ich mir vieles leichter mache, wenn ich Ihnen alles gleich jetzt erzähle.«
    »Wären wir wirklich der Meinung, dass Sie die Seiten gewechselt hätten, würden wir Sie um einiges schlechter behandeln. « Bei diesen Worten trat

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