Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
Vom Netzwerk:
die Tür, und Dex kam herein, die Hand auf der 9mm-Pistole. »Entspannen Sie sich«, sagte er.
    »Sagen Sie Vinny, dass diese kleine Show zu Ende ist«, sagte Wells, während er sich wieder setzte. »Sie können mich fragen, was immer Sie wollen. Sie können mich auch gern als Idiot beschimpfen, aber nennen Sie mich nie wieder einen Verräter.« Während Dex, noch immer mit der Hand auf der Pistole, auf der Ecke des Schreibtisches Platz nahm, verließ Walter den Raum.
    »Lassen Sie mich raten«, sagte Wells. »Sie führen nur Befehle aus.«
     
    Im angrenzenden Raum beobachteten Exley und Shafer durch den halb durchlässigen Spiegel die Befragung gemeinsam mit Regina Burke, einer weiteren Prüferin, der in Echtzeit der Datenstrom des Tests übertragen wurde.
    Im Verlauf der Befragung beugte sich die kleine Frau mit kurzem grauem Haar immer näher zu ihrem Bildschirm und markierte gelegentlich mit der Maus eine der Linien, die über den Monitor liefen. Exley wünschte, sie könnte die Antwortdiagramme lesen. Aber man musste kein professioneller
Lügendetektorprüfer sein, um zu erkennen, dass Walter Wells unter die Haut gegangen war.
    Als Wells explodierte, griff Regina zum Telefon. »Bitte informieren Sie Mr Duto, dass der Befragte den Test abgebrochen hat.« Nach einer kurzen Pause sagte sie »Danke« und legte auf. »Dutos Sekretärin sagt, dass er in wenigen Minuten hier sein wird.«
    »Und?«, fragte Shafer, als Walter den Raum betrat.
    »Er sagt die Wahrheit«, erklärte Regina.
    »Das ist richtig«, bekräftigte Walter.
    »Wie sicher sind Sie?«, erkundigte sich Exley.
    »Man kann nie hundertprozentig sicher sein«, sagte Regina. »Aber seine Antworten sind psychologisch vereinbar. Er hat auch unter Stress nicht zugemacht, wie es der Fall gewesen wäre, wenn er versucht hätte zu lügen.«
    »Wenn er uns täuscht, dann ist er wirklich gut«, meinte Walter. »Aber ich glaube, dass er loyal ist.«
    Exley betrachtete Wells, der mit ernstem, entschlossenem Gesichtsausdruck in den hal bdurchlässigen Spiegel starrte. Unter dem wachsamen Blick von Dex schlenderte er immer wieder von einer Ecke in die andere. Vor ein paar Wochen hatte Exley mit ihren Kindern den Zoo von Washington besucht. Wells erinnerte sie nun an die kontrollierte Wut des Tigers, der ebenfalls in seinem Käfig auf und ab stolziert war. Wenn wir nicht aufpassen, wird er seine Wut nicht mehr lange unter Kontrolle halten können, dachte sie.
     
    Mit grimmigem Gesicht hörte sich Duto Walters Bewertung an. »Sie haben zugelassen, dass er den Test abbricht? Sie lassen sich von dem Kerl sagen, was Sie zu tun haben?«
    »Es gibt nichts zu finden«, gab Walter zurück. »Er lügt nicht.«

    »Vielleicht ist er auch nur zu clever für Sie. Vielleicht benötigt er Zwangsmaßnahmen.«
    Zwangsmaßnahmen. Das magische Wort. Zwangsmaßnahmen stand für Wochen ohne Schlaf in einer winzigen Zelle ohne Heizung und Fließwasser, für sensorische Deprivation in einem dunklen, fensterlosen Raum, bis Halluzinationen einsetzen. Zwangsmaßnahmen waren nicht mit Folter gleichzusetzen, kamen ihr aber schon ziemlich nahe.
    Exley beschloss, dass sie entweder jetzt reden oder gleich ihren Rücktritt bekannt geben könne. »Das dürfen Sie nicht tun, Vinny«, sagte sie mit ruhiger Stimme.
    »Habe ich Sie um Ihre Zustimmung gebeten?«
    »Es geht gar nicht darum, dass er amerikanischer Staatsbürger ist und dass derartige Maßnahmen illegal sind. Er kann uns helfen.«
    »Muss ich es für Sie noch mal buchstabieren?«, schoss Duto zurück. »Er hat uns seit langem keine Informationen geliefert. Und diese Sache mit dem Islam hat das Fass nun wirklich zum Überlaufen gebracht.«
    »Aber er ist auch der einzige Agent, den wir je innerhalb der Al-Quaida platzieren konnten«, konterte Exley.
    »Jetzt ist er nicht mehr drin. Außerdem lügt er, was sein Treffen mit Sawahiri betrifft. Und selbst wenn es wahr ist, was hat es ihm eingebracht? Ein paar Dollar und einen Flug in die Heimat? Sie trauen ihm genauso wenig wie ich.«
    Nun hatte Duto den wahren Grund für seine harten Maßnahmen gegenüber Wells offenbart, dachte Exley. Ihm war es egal, ob Wells loyal war. Seiner Meinung nach hatte Wells versagt, und Duto würde alles tun, um sich von diesem Versagen zu distanzieren.
    »Vinny, Zwangsmaßnahmen sind inakzeptabel«, fiel nun Shafer ein.

    »Inakzeptabel für wen?«
    »Lassen Sie die Sache fallen.«
    »Wem wollen Sie davon erzählen, Ellis?«, fragte Duto angewidert. »Ihren

Weitere Kostenlose Bücher