Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
Vom Netzwerk:
Freunden im Senat? Der Post?« Dann blickte er sich im Raum um, als würde er Regina, Walter und Exley zum ersten Mal sehen und sich vorstellen, was sie als Zeugen aussagen würden. »In Ordnung«, lenkte Duto schließlich ein. »Er kommt zurück an die Box.«
    »Er hat bereits bestanden«, warf Shafer ein. »Warum unterhalten wir uns nicht morgen freundlich mit ihm? Vielleicht erfahren wir mehr über Khadri und Farouk. Vielleicht kann Wells den einen oder anderen Namen mit einem Gesicht zusammenfügen. Vielleicht weiß er ja mehr, als er glaubt.«
    »Das bezweifle ich. Ist das Ihre offizielle Empfehlung, Ellis? «
    »Wenn Sie so wollen.«
    »Schreiben Sie sie nieder, dann werde ich darüber nachdenken. Vielleicht sollten wir Mr Wells überhaupt nicht festhalten. Was halten Sie davon, wenn wir ihn kommen und gehen lassen, wie es ihm gefällt?«
    Exley sah, dass dieser Vorschlag Shafer erstaunte.
    »Solange er unter Überwachung steht«, meinte Shafer. »Vielleicht mit einer elektronischen Fußfessel.«
    »Eine elektronische Fußfessel. Das wird ihm gefallen. Schreiben Sie das auch gleich in Ihre Empfehlung.« Dann wandte sich Duto an Walter. »Heute Nachmittag erwarte ich einen vollständigen Bericht über den Lügendetektortest. Danke.« Nach diesen Worten verließ Duto den Raum.
    Exley war beeindruckt und angewidert zugleich. Diese Kerle spielten ihre bürokratischen Spiele mit solcher Härte, dass man darüber nur allzu leicht vergaß, wer der eigentliche Feind war.

    Shafer hatte die Kontrolle über Wells erhalten, dafür hatte Duto Shafer gezwungen, seine eigene Position aufs Spiel zu setzen. Doch all diese internen Streitigkeiten brachten den Jugendlichen, die in Los Angeles gestorben waren, überhaupt nichts.
    »Kommen Sie, wir holen unseren Jungen«, sagte Shafer.
     
    Im Gang, der die beiden Räume verband, hielt Shafer an und beugte sich zu Exley. »Wenn wir jetzt da hineingehen, dann sagen Sie John nicht, dass er den Lügendetektortest bestanden hat. Seien Sie nicht zu freundlich zu ihm.«
    »Warum?«
    »Vertrauen Sie mir einfach. Ich will nicht, dass er sich zu sicher fühlt.«
    Warum hatte er sich dann die Mühe gemacht, ihn Duto abzujagen?, fragte sie sich. Shafer war nicht bereit, es ihr zu sagen, und sie würde nicht fragen. Irgendetwas Wichtiges war eben geschehen, und sie wünschte, sie wüsste, was es war.
     
    In dieser Nacht übersiedelte Shafer Wells in ein abgesichertes Haus der Agency im Stadtviertel Capitol Hill in Washington. Von außen sah es wie jedes andere heruntergekommene Stadthaus aus. Im Inneren war jeder Raum mit Kameras und Alarmanlagen ausgestattet. Die Überwachung erfolgte jedoch unauffällig. Nachts saßen zwei Aufpasser vor dem Haus, und Wells selbst trug eine elektronische Fußfessel, die seinen genauen Standort übermittelte.
    Jeden Tag fuhr Dex Wells zu einem Gespräch mit Shafer und Exley, die sich ihm gegenüber zurückhaltend, aber kaum freundlich verhielten. Niemand erwähnte den Lügendetektortest, und auch er fragte nicht danach. Zumeist erläuterte er die Struktur der Al-Quaida und versuchte, anhand von
Überwachungsfotos Mitglieder der Organisation zu identifizieren. Allerdings war er sicher, dass man ihm weder allzu neues noch allzu wertvolles Material zeigte. Als er Khadris Oxford-Akzent erwähnte, zeigte ihm Shafer Fotos von jedem einzelnen arabischen Studenten, der in den letzten zwanzig Jahren eine der führenden britischen Universitäten besucht hatte. Keines stimmte überein. Auch der Name Omar Khadri tauchte in keiner NSA-Datenbank auf, wie man ihm sagte. Wer auch immer Khadri war, eines stand fest: Es war ihm gelungen, unbemerkt zu bleiben, was ihn sehr gefährlich machte.
    Innerlich schäumte Wells vor Wut, weil er zum Nichtstun gezwungen war. Mit keinem Wort hatte er den E-Mail-Account erwähnt, den Khadri für ihn eingerichtet hatte, und ihn auch nie verwendet, aus Angst, dass die CIA augenblicklich versuchen würden, Khadri zu schnappen, sobald er ihm eine Nachricht sandte. Denn das würde nicht klappen. Khadri traute Wells nicht, sonst hätte er ihn nicht über seine Pläne im Dunkeln gelassen. Wells würde sich Khadris Vertrauen erst verdienen müssen, und er wollte gar nicht darüber nachdenken, was das konkret bedeuten würde. Außerdem hatte Khadri den nächsten Anschlag – welcher Art auch immer – gewiss so geplant, dass er auch ohne ihn durchführbar war. Man musste Khadris gesamtes Netzwerk in einem einzigen Schlag aufrollen, und das würde

Weitere Kostenlose Bücher