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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Vorfreude durchlief ihn. Wie lange hatte er kein Bier mehr getrunken? So musste sich ein Süchtiger vor dem ersten Schuss des Tages fühlen.
    Sie zuckte nur die Achseln. Seine Enthaltsamkeit war nicht ihr Problem. »Welche Sorte?«

    »Ein Budweiser. Vom Fass«, sagte Wells. »Bringen Sie es gemeinsam mit dem Burger.«
    »Gern. Wie heißen Sie?«
    »Jesse.«
    »Ich heiße Nicole«, sagte sie.
    Bevor sich Wells zurückhalten konnte, hatte er ihr schon die Hand entgegengestreckt. Sie sah ihn einen Augenblick lang verwundert an, nahm sie dann aber. »Erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte er.
    »Hi.« Während sie in die Küche ging, beobachtete Wells jeden ihrer Schritte mit roten Wangen. Erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen? Ein Handschlag? Sie war doch eine Bardame und kein Versicherungsvertreter. Aber er hatte nicht gewusst, was er sagen sollte. Außerdem wollte er, dass sie zurückkam, damit er sie noch länger ansehen konnte.
     
    Während er auf sein Essen wartete, warf Wells einen Dollar in den Spielautomaten und amüsierte sich bei dem Quiz über seinen Wissensmangel. »Der Spielfilm mit dem höchsten Einspielergebnis aller Zeiten ist A) Star Wars, B) Titanic, C) Shrek, D) Spider-Man.« Wells entschied sich für Star Wars, denn von den anderen drei Filmen hatte er kaum gehört. Die richtige Antwort wäre Titanic gewesen.
    Als ihm Nicole das Bier und den Burger über die Bar zuschob, legte sie ihm leichthin die Hand auf die Schulter. »Sie haben wirklich nicht gewusst, dass es Titanic war?«
    »Mhm«, brummte Wells, während er von seinem Bier trank und sich bemühte, keine allzu lächerliche Antwort zu geben. Das Budweiser war kalt, ein wenig sauer und leicht bitter auf der Zunge. Perfekt. Es schmeckte nach Heimat.
    »Der Film war wirklich großartig.«
    »Ich habe ihn nie gesehen.«

    »Wirklich? Wo haben Sie denn gelebt, in einer Höhle?«
    »Etwas in dieser Art.«
    »Zeigen Sie mir Ihre Arme«, forderte sie ihn auf, während sie seine Hände in ihre nahm und die Arme vor und zurück beugte. »Keine Tätowierungen. Sie waren also nicht im Gefängnis. «
    »Nein«, bestätigte Wells. »Sehe ich etwa aus, als käme ich aus dem Gefängnis?«
    »Ein wenig«, sagte sie. »Außerdem haben Sie offenbar seit langem kein Bier mehr getrunken.«
    »Damit haben Sie recht.«
    »Spielen Sie doch weiter. Sonst frisst er Ihren Dollar auf«, forderte sie ihn auf, wobei sie auf den Spielautomaten klopfte.
    Wells wechselte zur nächsten Frage: »Welche musikalische Eintagsfliege war der erste Sieger der Fernsehshow American Idol: A) Jessica Simpson, B) Kelly Clarkson, C) Ruben Studdard, D) Justin Timberlake?«
    »Wer sind diese Leute?«, fragte Wells.
    »Jessica Simpson. Blond, große Titten – läutet dabei irgendeine Glocke?« Als sie B eingab, wurde sie mit 900 Punkten belohnt. »Vielleicht gefällt Ihnen Ruben besser? Ein Country Boy aus Birmingham.«
    »Wie Garth Brooks?«
    »Genau, nur dass Ruben fett und schwarz ist und Balladen singt. Ach, kommen Sie, haben Sie wirklich noch nie von diesen Sängern gehört? Sie nehmen mich doch auf den Arm.«
    »Etwa als Kurt Cobain starb, habe ich aufgehört, mich für Musik zu interessieren.«
    Dass er sich seit damals nicht mehr für Musik interessierte, traf es nicht genau, dachte er. Nur wurde an den Orten, an denen er sich danach aufgehalten hatte, wenig Rock gespielt.
Außerdem konnte er nicht von sich behaupten, je einen besonders ausgefallenen Musikgeschmack gehabt zu haben; in der Highschool hatte er Springsteen und Zeppelin verehrt, und ein wenig coolere Musik wie Prince. Im College interessierte er sich für Grunge und alternative Musik, wie alle anderen auch. In Afghanistan und der Nordwestprovinz hatte er Musik heftiger vermisst, als er sich je vorgestellt hatte, obwohl er sich vor seiner Abreise einige Dutzend Lieder in sein Gehirn eingebrannt hatte, die er bei Gelegenheit immer noch hervorzaubern konnte.
    »Wo haben Sie denn gelebt?«, fragte Nicole. »Auf dem Mond?«
    »Schlimmer. In Kanada.«
    »Auch wenn ich in meinem ganzen Leben noch nicht aus Georgia hinausgekommen bin, weiß ich, dass es selbst in Kanada Fernsehapparate gibt.« Nach einem langen Blick auf ihn schüttelte sie den Kopf. »Nein, Kanada war es nicht.«
    »Hey, Nicole«, rief einer der Männer von der anderen Seite der Bar. »Kann ein Mann hier noch einen Drink bekommen, oder willst du die ganze Nacht flirten?«
    »Welcher Mann? Ach, du meinst dich«, gab sie zurück.
    »Du bist lang nicht so

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