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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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umdrehte, nahm Wells die Blasrohrpistole fest in beide Hände, zielte und drückte ab. Angetrieben von komprimiertem CO2 schoss der etwa zweieinhalb Zentimeter lange Pfeil mit leisem Zischen davon und traf den Wächter mitten in den Rücken. Erst stieß er einen kurzen Schrei aus, dann seufzte er matt, als die Spritze das Betäubungsmittel in ihn hineinpumpte.
Ihm gelang es gerade noch, die Hand nach der Tür des Escalades auszustrecken, um sich festzuhalten, ehe er auf den Beifahrersitz plumpste.
     
    »Sie sind eine dumme, betrunkene Schlampe«, sagte der Fahrer des Escalade, als er die Hand nach Exley ausstreckte. Sie fiel quer über den Beifahrersitz.
    »Es tut mir so leid, ich bin so dumm, bitte helfen Sie mir«, sagte sie. Er griff grob nach ihr und zog sie heraus, wobei er bewusst an ihre Brüste fasste. Während er an ihr zog, stach sie die Spritze, die sie in ihrer Hand verborgen hatte, durch seine Khakihose in seinen Oberschenkel.
    »Verdammt«, stieß er hervor. »Was …« Doch noch während er fluchte, fühlte Exley, wie sich sein Griff lockerte. Er brach zusammen und riss sie durch das Gewicht seines schlaffen Arms mit. Sobald sie sich befreit hatte, betrachtete sie ihn. Nur mit Mühe widerstand sie dem Drang, ihn ins Gemächt zu treten. Er atmete langsam, schien aber sonst in Ordnung zu sein.
    »Süße Träume«, sagte sie.
    »Bist du okay?«, fragte Wells von der anderen Seite des Escalade.
    »Es ging mir nie besser. Tu, was du tun musst.«

22
    Es war Mittwoch 3:05 Uhr früh. Die strahlend grünen Leuchtdioden des Radios sagten dem Maulwurf, was er bereits wusste. Er war wach.
    Während der letzten Wochen war es ihm immer schwerer gefallen, zu schlafen. Er lag im Bett, blinzelte langsam wie eine Kröte und drehte an den dünnen Baumwolllacken, die Janice so mochte. Zwei Flaschen Wein zum Abendessen und danach ein kräftiger Schluck Whiskey hatten nicht gereicht, um ihn auszuschalten. Dass er nicht einmal den Eindruck hatte zu schlafen, wenn er tatsächlich schlief, war wohl das Schlimmste. Er hatte das seltsame Gefühl, dass sein Geist ständig in Richtung Bewusstsein drängte. Manchmal wusste er nicht, ob er nun wach war oder schlief, wann seine Augen offen oder geschlossen waren, bis er das Radio einschaltete und eine nächtliche Werbenachricht hörte. »Wir brauchen Trucker. Beste Bezahlung pro Kilometer!«
    Meist ging er dann nachts in das Gästezimmer, um sich Serien-Wiederholungen anzusehen, während Janice im gemeinsamen Schlafzimmer schnarchte, ohne etwas davon mitzubekommen. Der Maulwurf hatte eine Schwäche für die Bikinischönheiten, die man in der MTV-Version der Wirklichkeit sah. Allerdings musste er den Ton abschalten, um sich nicht all den Unsinn anhören zu müssen, den die Mädchen auf dem Schirm von sich gaben.

    Irgendetwas stimmte nicht. Sie waren hinter ihm her. Nicht diese unbestimmbaren, unmöglichen sie, die die armen Kerle plagten, die in ihren Köpfen Stimmen hörten. Und auch keine Ungeheuer oder Jesus. Es waren sehr reale sie, vermutlich in Form einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit dem FBI. Er wusste nicht, woher er es wusste, aber er wusste es. Nie zuvor war er so nervös gewesen. Er war auch absolut sicher, dass ihn keine Gewissensbisse plagten wegen dem, was mit dem Verfasser passiert war. Immerhin hatte er sein Gewissen verkauft, als sein kleiner Sohn starb. Was den Maulwurf anging, hatte Gott kein Gewissen, und wenn Gott kein Gewissen hatte, dann hatte er auch keines. Nein, diese Krämpfe in seinem Bauch waren keine Gewissensbisse. Es war Angst, die Angst, dass man ihn erwischen könnte.
    Wenn der Maulwurf jedoch einen Augenblick lang innehielt, um die Tatsachen zu überdenken, so wie er es jeden Tag hundertmal machte, fand er keinen Hinweis, der seine Angst stützte. Beinahe keinen Hinweis. Bis auf den Lügendetektortest. Ein paar Wochen bevor die Nordkoreaner das Phantom-Schnellboot in die Luft gejagt hatten, hatte er bei einem Lügendetektortest versagt. Nun, nicht wirklich versagt. Er hatte nicht die großen Fragen vermasselt, von denen er wusste, dass sie kommen würden. Sie waren kein Geheimnis, Teil der Routine, wie das Vaterunser. Ist je ein ausländischer Nachrichtendienst an Sie herangetreten? Haben Sie je von einem ausländischen Nachrichtendienst Geld angenommen? Und natürlich die wichtigste Frage von allen, die Krönung aller Lügendetektorfragen: Haben Sie je gegen die USA spioniert?
    Der Termin für den Test war Monate im Vorhinein festgesetzt worden,

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