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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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während sie darauf wartete, dass ihr Mobiltelefon läutete. Um 2:00 Uhr nachts war es schließlich so weit. Sie erwartete Shafer am anderen Ende der Leitung, der sie aufforderte, nach Langley zu kommen, um ihr die Nachricht persönlich mitzuteilen.
    Stattdessen gehörte die Stimme am anderen Ende Wells. Kühl wie immer erzählte er ihr, dass sie in Bezug auf die ausländischen Kämpfer recht gehabt hatte, und dass er in zwei Tagen zurückkäme. Nachdem sie aufgelegt hatten, schwor sie sich, nie wieder an ihm zu zweifeln. Als er sie diesmal um Hilfe bei dieser Mission bat, konnte sie deshalb nicht Nein sagen. Sie wusste, dass ihre Gedanken unlogisch waren, aber so war es. Jeder hatte das Recht auf ein wenig seltsame Gedanken.
    Während sie sich Kowalskis Anwesen näherte, schwankte sie mit dem Wagen ein wenig von einer Seite zur anderen.
Im Rückspiegel sah sie Wells ein paar hundert Meter hinter ihr an der Ecke. Dann war er verschwunden und sie allein.
     
    Während Wells wartete, öffnete er den Reißverschluss des Rucksacks und zog die Waffe hervor, die er sich in Langley geholt hatte: eine Telinject-Blasrohrpistole. Die Blasrohrpistole war mit einer Spritze geladen, die mit Ketamin gefüllt war – jener Droge, die Club-Kids und andere Spaß-Suchende als Special K bezeichneten – und mit Versed, einem flüssigen Beruhigungsmittel, das nahe verwandt war mit Valium. Tierärzte und Rancher verwendeten diese Waffen, um unruhige Tiere zu betäuben. Die CIA besaß eine Handvoll für ihre eigenen Zwecke. Wells hatte sich zwei ausgeliehen, nachdem er von einer Spezialistin für nicht tödliche Waffen einen Nachmittag lang unterwiesen wurde. Diese Spezialistin gehörte der CIA-Abteilung für Wissenschaft und Technik an, die gefälschte Pässe, Wanzen, Spezialwaffen und all die anderen trickreichen Geräte erzeugte, was zwar nur ein Prozent der Arbeit der Agency ausmachten, aber neunundneunzig Prozent ihrer Faszination.
    »Sie wollen wohl in den Zoo von Washington einbrechen und die Schimpansen befreien?«, hatte die Spezialistin gefragt – eine attraktive, rothaarige Vierzigjährige mit dem durch und durch irischen Namen Winnie O’Kelly. »Dann sollten Sie auch wissen, dass sie beißen.« Wells lächelte schwach, als sie ihm die Pistolen übergab. »Versuchen Sie, sie nicht zu verlieren. Auch wenn sie nicht leicht zurückzuverfolgen sind, weiß man ja nie.«
    Klub-Kids nahmen Ketamin, weil es in geringer Dosis eine »dissoziative Reaktion« bewirkte, eine fast außerkörperliche Erfahrung, die dem Anwender das Gefühl vermittelte, als befände er sich gleichzeitig an zwei Orten und könnte
sich aus der Entfernung selbst beobachten. In höherer Dosis wirkte Ketamin innerhalb von Sekunden betäubend. Außerdem war es kein Opiumderivat, sodass die Wächter nicht umkommen würden, sollte Wells die Dosis versehentlich zu hoch angesetzt haben. Im schlimmsten Fall würden sie steif und mit Kopfschmerzen aufwachen. Das Versed in der Mischung würde die Wächter lediglich noch schneller einschlafen lassen.
    Die Spritzen konnten jedoch nur dann ihre Wirkung entfalten, wenn es Exley gelang, die Wächter aus dem Escalade zu locken.
    Exley fuhr an der Auffahrt des Anwesens vorüber. Links stand der Escalade. Drei Tonnen Stahl, die vorsätzlich so entworfen waren, dass sie hässlich aussahen. Seine Motorhaube starrte auf die Straße hinaus. Eine spritfressende Panzerimitation, die von reichen Männern gefahren wurde, die sich gern hart gaben, während sie wussten, dass andere, ärmere Männer die echten Kämpfe für sie austrugen. Exley fuhr langsam vorüber, wobei sie sorgfältig darauf achtete, dass die Männer im Escalade sahen, dass sie allein war.
    Einhundert Meter weiter endete die Straße auf dem leeren Parkplatz für den Two Mile Hollow Beach. Schilder warnten davor, dass jedes Auto ohne Strandausweis der Stadt abgeschleppt würde. »So viel zum Thema freier Zugang zum Strand«, sagte Exley zu sich. Selbstverständlich waren jene, die zehn Millionen Dollar für ein Haus bezahlten, nicht willig, ihren Sand zu teilen.
    Während sie den Sienna wendete, tastete sie noch einmal nach der Spritze in ihrer Handtasche. Erst jetzt kam ihr zu Bewusstsein, was sie hier tat. Dann schaltete sie das Radio ein, drehte es laut auf und fuhr erneut über die Two Mile Road auf den Escalade zu, der diesmal auf ihrer rechten
Seite stand. Unmittelbar vor der Einfahrt zu dem Anwesen hielt sie an und parkte auf der Straße, wobei sie darauf achtete,

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