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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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erhöht. Seit dem elften September hatten Langley und das Weiße Haus China relativ wenig Beachtung geschenkt. Die Agency hatte sich erst auf Afghanistan, dann auf den Irak und nunmehr auf den Iran konzentriert. Währenddessen hatten China und die USA eine stillschweigende Übereinkunft erzielt. Solange Peking die USA im Kampf gegen den Terrorismus unterstütze, würde sich das Weiße Haus bei Wirtschaftsthemen ruhig verhalten, wie etwa dem Handelsüberschuss Chinas.
    Selbst der raschen militärischen Aufrüstung Chinas mit neuen U-Booten, Kampfjets und Satelliten hatte man nicht widersprochen. Einige Analytiker innerhalb der Agency waren der Ansicht, dass die USA China gegenüber nun aggressiv auftreten sollte, solange die USA noch klar die Oberhand hätte. Aber derartige Diskussionen waren vorwiegend theoretischer Natur. Langley wusste, dass das Weiße Haus
zurzeit keine Lust auf einen Konflikt mit Peking hatte, nicht jetzt, wo der Irak zusammenbrach.
    Aber in den letzten Wochen war die stillschweigende Übereinkunft gebrochen worden, und zwar nicht durch etwas, das Washington getan hätte. Sowohl öffentlich als auch privat schienen die Chinesen die USA in die Knie zwingen zu wollen. Die Chinesen hatten U-Boote in die Taiwan-Straße verlegt, jene enge Meeresstraße, die Taiwan vom chinesischen Festland trennte, und erklärt, dass amerikanische Flugzeugträger ohne chinesische Bewilligung dort nicht willkommen seien. Washington hatte diese Provokation einfach ignoriert und verkündet, dass amerikanische Flugzeugträger sämtliche internationalen Gewässer nach eigenem Belieben befahren würden.
    Peking hatte zudem den erfolgreichen Test einer Rakete verkündet, die imstande sei, Satelliten zu zerstören, und hatte erklärt, dass es keiner Nation eine »Vorherrschaft im All« zugestehe. Diese Worte waren eindeutig an die USA gerichtet. Eine Woche zuvor hatte der französische Nachrichtendienst den USA das Gerücht zugespielt, dass China und der Iran eine Art Großabkommen getroffen hätten. Keine Einzelheiten. Langley hatte das Weiße Haus und das Auswärtige Amt informiert, und jetzt versuchte der amerikanische Botschafter in China den chinesischen Außenminister dazu zu bewegen, das Gerücht zu bestätigen oder zu dementieren. Bislang schwieg das Ministerium.
    Eine Allianz zwischen China und dem Iran würde die USA vor schwerwiegende Probleme stellen. Selbst wenn die USA einer Auseinandersetzung mit China aus dem Weg gehen wollten, müssten sie auf eine Vereinbarung zwischen Peking und ihren Erzfeinden in Teheran reagieren. Allerdings verstand niemand, warum die Chinesen gerade diesen
Zeitpunkt gewählt hatten, um Washington herauszufordern.
    Der Maulwurf sah nun, wie wirkungsvoll er die Agency verraten hatte. Seine Spionagetätigkeit hatte die CIA im Verlauf der letzten fünf Jahre all ihre chinesischen Agenten gekostet. Als Folge hatte die Agency nun keinen Zugang zu dem, was sich auf den höheren Ebenen der chinesischen Regierung und der Volksbefreiungsarmee abspielte. Der Maulwurf hatte die Agency blind und taub gemacht Dennoch glaubte er nicht, dass eine der beiden Seiten die Konfrontation allzu weit treiben würde. Sowohl die USA als auch China hatten zu viel zu verlieren.
     
    Als Janice um 3:06 Uhr neben ihm leise stöhnte, fühlte der Maulwurf, wie sich sein Geist wie ein Truck beschleunigte, dessen Bremsen versagten. Er erinnerte sich an Insomnia, einen alten Roman von Stephen King. Etwa in der Mitte des Romans wurde der Held von Teufeln und Dämonen heimgesucht, die aus den Wänden krochen. Der Maulwurf erwartete, bald Ähnliches zu sehen. Das Schlimmste daran war, dass es ihn tatsächlich erleichtern würde zu wissen, dass diese Monster real waren.
    Jetzt hatte der Maulwurf zumindest eine gute Ausrede für seine Schlaflosigkeit. Vor zwei Tagen hatte er am Morgen eine weitere schlechte Nachricht erhalten. Während er in seinem Büro überlegte, unter welchem Vorwand er den Lügendetektortest aufschieben könnte, rief Gleeson an.
    »Kommen Sie her«, sagte Gleeson. »Große Neuigkeiten.« Als er eintraf, erzählte ihm Gleeson, dass ein chinesischer Agent nach Großbritannien übergelaufen war. Wen Shubai. Auch wenn ihm der Maulwurf nie begegnet war, kannte er seinen Namen. Er wettete, dass Wen auch ihn kannte, oder
zumindest von ihm gehört hatte. Der Maulwurf konnte sich nicht vorstellen, was passiert war. Kein hochrangiger Beamter aus dem chinesischen Nachrichtendienst war je übergelaufen. Die

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