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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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eine reine Standardprozedur. Er hatte sich
keine Sorgen darüber gemacht. In seinem Versteck im Keller hatte er die üblichen Fragen ein ums andere Mal wiederholt, bis sie ihn langweilten. Als er in das muffige Büro im Keller des alten Hauptquartiers spaziert war, wo die Lügendetektorprüfer ihren Zauber entfalteten, war er entspannt und selbstbewusst gewesen. Rückblickend vielleicht ein wenig zu selbstbewusst.
    Die Sitzung hätte eine Stunde dauern sollen. Fünfundvierzig Minuten lang war er nur so dahingesaust. Als die Probleme auftauchten, hatte er sich schon darauf gefreut, fertig zu werden. Vielleicht würde er früher zu arbeiten aufhören und in den Nexus Gold Club hinübergehen, um zu feiern, dass er seine Pflicht für die nächsten fünf Jahre getan hatte. Vor 19:00 Uhr gab es zwei Drinks zum Preis von einem, und mitunter boten auch die Mädchen zwei Tänze zum Preis von einem an, nur um in Schwung zu bleiben.
    Dann hatte ihn der Prüfer aus dem Nichts gefragt, ob er geheime Bankkonten besäße. Aus unerfindlichen Gründen hatte ihn die Frage überrascht. Er verkrampfte sich und fühlte sogar, wie sein Herz einen Schlag aussetzte. Da wusste er, dass er in Schwierigkeiten steckte.
    »Natürlich nicht«, sagte er. »Ich habe ein Broker-Konto, wo ich hin und wieder mit Aktien handle. Da verspiele ich meine Pension. Bei Fidelity. Meinen Sie so etwas?«
    Der Prüfer, ein schwammiger Mann mittleren Alters mit starkem englischen Akzent, sah neugierig auf den Computermonitor, auf dem Blutdruck, Puls, Atmung und Transpirationsgrad des Maulwurfs in Echtzeit angezeigt wurden.
    »Ich meine Konten, die Sie weder der Bundessteuerbehörde gemeldet noch auf Ihrem Offenlegungsformular bekannt gegeben haben. Haben Sie derartige Konten?« Zum
ersten Mal in einer Sitzung blickte der Prüfer den Maulwurf bei einer Frage direkt an.
    »Natürlich nicht.«
    »Wie steht es mit Konten im Ausland?«
    Der Maulwurf tat, als würde er nachdenken. »Nicht dass ich wüsste.«
    »Wie steht es mit anderen wertvollen Gütern?«
    »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Autos, Boote, Häuser? Autos für Sammler zum Beispiel. Oder ein zweites Haus?«
    Autos für Sammler? War das ein Schuss ins Blaue, oder wusste dieser Kerl etwas von seinem M5? »Nichts Derartiges.«
    Der Prüfer sah erst auf den Computerschirm und dann den Maulwurf an.
    »Sind Sie sicher? Denn ich erkenne Anzeichen von Täuschung in Ihren letzten Antworten. Ich behaupte nicht, dass Sie etwas Illegales tun. Die Leute haben viele Gründe, um Konten im Ausland zu haben. Dies nur als Beispiel.«
    Dieses verkniffene englische Arschloch mit seiner Singsangstimme. Dies nur als Beispiel. Der Maulwurf hätte ihm am liebsten die Augen ausgeschlagen, dies nur als Beispiel.
    »Ich weiß nicht, was Sie zu sehen glauben, aber ich habe keine geheimen Wertgegenstände. Ich wünschte, ich hätte welche.«
    »In Ordnung. Dann wollen wir weitermachen.«
     
    Und sie hatten weitergemacht. Aber drei Wochen später, kurz nachdem die Nordkoreaner den Verfasser versenkt hatten, hatte der Maulwurf einen Anruf von Gleeson erhalten, seinem Boss, der ihn ersuchte, einen Termin für einen zweiten Lügendetektortest auszumachen.

    »Nichts Ernstes. Sie haben nur ein paar Fragen. Wie es aussieht, glauben sie, Sie hätten ein Bankkonto auf den Cayman-Inseln oder so was.« Gleeson hatte ein wenig gekichert, als gäbe es nichts Lächerlicheres. »Tun Sie mir den Gefallen, und rufen Sie die Leute an.«
    Am selben Tag erhielt er die offizielle Aufforderung in seinem Eingangskörbchen, die bedeutend weniger freundlich klang. Eine Nichtbefolgung dieser Aufforderung könnte den Verlust der Sicherheitsermächtigung, die Beendigung des Dienstverhältnisses mit der Central Intelligence Agency und weitere Strafen nach sich ziehen, einschließlich Strafverfolgung …
    Als der Maulwurf den Brief zu Ende gelesen hatte, zitterte seine Hand. Bis zu diesem Augenblick hatte er nie wirklich darüber nachgedacht, was geschehen würde, wenn ihn die Agency aufdeckte. Selbstverständlich wusste er, bevor er zu spionieren begann, dass er dafür ins Gefängnis wandern konnte. Aber das Gefängnis erschien ihm immer als vage Abstraktion. Immerhin war er ein Weißer aus Michigan. Er kannte niemanden, der im Gefängnis war. Das Gefängnis war ein Gebäude, an dem er auf der Interstate vorüberfuhr, umgeben von einem Stacheldrahtzaun und Straßenschildern mit der Warnung: »Nehmen Sie keine Anhalter mit.«
    Wenn er nun an das

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