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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Chinesen waren nicht wie die Russen oder Amerikaner. Sie hielten zusammen. Zumindest hatten sie es bisher so gehalten.
    »Das ist großartig«, sagte er. »Wann ist das geschehen?« Wie viel Zeit bleibt mir?
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Joe. »Ich glaube, vor ein paar Tagen. Aber sie halten sich sehr bedeckt.«
    »Sind wir sicher, dass er echt ist und kein Köder?«
    »Er hat einige handfeste Hinweise geliefert.«
    »In welcher Sache?«
    »Ich wünschte, ich dürfte es sagen«, meinte Gleeson fröhlich. Der Maulwurf fragte sich, ob Gleeson tatsächlich wusste, was Wen gesagt hatte. Konnte ihnen Wen genügend Hinweise gegeben haben, um ihn zu finden? Überprüfte die Agency vielleicht schon seine Auslandskonten? Der Maulwurf hatte das Gefühl, dass sich sein Körper auflöste, als ob Gleeson durch ihn hindurchsehen könnte. Er sah auf seine Hände hinab, um sicherzugehen, dass er immer noch echt war.
    »Ich brauche von Ihnen einen Bericht über alles, was wir über Mr Wen wissen«, sagte Gleeson. »Spätestens bis heute Abend.«
    »Sicher. Daran habe ich auch schon gedacht.« Der Maulwurf fragte sich, ob George Tyson und seine Jungs von der Spionageabwehr versuchten, ihm eine Falle zu stellen. Dieser Auftrag sollte ihn vielleicht dazu treiben, davonzulaufen und sich selbst zu verraten.
    Wenn das ihr Ziel war, hatten sie versagt. Der Maulwurf ging in sein Büro zurück, rief das dünne Dossier auf, das
die Agency über Shubai hatte, und stellte den Bericht für Gleeson zusammen. Als er abends nach Hause fuhr, blieb er unterwegs bei einer Telefonzelle stehen und wählte eine Mobiltelefonnummer aus Virginia. Der Anruf ging direkt an eine Mailbox.
    »Sie haben George erreicht«, lautete die Botschaft. »Der Wagen steht immer noch zum Verkauf. Wenn Sie an einem Kauf interessiert sind, dann hinterlassen Sie bitte Ihre Nummer und wann Sie am besten zu erreichen sind.« All die Englischstunden, die der Oberst im Lauf der Jahre genommen hatte, machten sich bezahlt, dachte der Maulwurf. Er klang kaum noch wie ein Chinese.
    »George, Ihr gelber Pinto ist genau der Wagen, den ich suche. Ich würde ihn gern so bald wie möglich abholen. Rufen Sie mich vor sechs Uhr früh an.«
    Der Code war einfach. Gelb bedeutete, dass er dringend um ein Treffen ersuchte, und Pinto stand für den Wakefield Park um 6:00 Uhr früh.
    Während er auf Georges Antwort wartete, suchte er nach einem TGI Friday’s, um ein Bier zu trinken und zuzusehen, wie sich die Dummköpfe im Sportkanal gegenseitig vollquasselten. Er hatte nicht einmal Lust, etwas zu trinken, bestellte aber dennoch ein Bier. Als er in seinen Krug blickte, war er leer. Er deutete dem Barkeeper, ihm noch ein Bier zu bringen.
    »Kein Problem, Kumpel.«
    »Was für ein Wort soll ›Sportsprecher‹ sein?«, fragte der Maulwurf, während er zu dem Bildschirm hinübersah. »›Nachrichtensprecher‹ ist schon schlimm genug, aber ›Sportsprecher‹ ergibt überhaupt keinen Sinn mehr.«
    »Jetzt haben Sie mich erwischt. Das war ein Bud Light, richtig?«

    Nachdem eine Stunde vorübergekrochen war, legte der Maulwurf einen Zwanzigdollarschein auf die Bar und ging. Einen knappen Kilometer weiter fand er wieder eine Telefonzelle. Erneut wurde der Anruf direkt an eine Mailbox geleitet. »Sie haben George erreicht«, lautete die Botschaft. »Danke für Ihre Anfrage. Der gelbe Pinto wird am Donnerstag abholbereit sein.«
    Nur mit Mühe konnte sich der Maulwurf beherrschen, nicht den Hörer des Telefons abzureißen. Donnerstag? Heute war Montag. Warum ließen sie ihn zweieinhalb Tage warten? Er hätte ein sofortiges Treffen fordern sollen. Aber nun war es zu spät. Wenn er jetzt um einen früheren Termin bat, würde George glauben, dass er in Panik geriet, und diesen Eindruck wollte er auf jeden Fall vermeiden. Er musste einfach warten.
     
    So hatte er gewartet, auch wenn er es ebenso hasste, zu warten, wie ein Gefangener auf seine Exekution. Dennoch musste immer noch mehr als ein Tag bis zu dem Treffen vergehen. Als die Uhr auf 3:07 sprang, stieg er aus dem Bett und stapfte in das Gästezimmer hinüber, von dem er einst gehofft hatte, dass es ein Kinderzimmer werden würde. Er machte es sich gemütlich bei einer Folge von The Hills und sah zu, wie sich die Hohlköpfe in der knallharten Welt von Teen Vogue abmühten. Er hatte diese Folge schon einmal gesehen, aber auch wenn er sie nicht gesehen hätte, hätte ihn nichts darin überrascht. Dies Sendungen waren doch alle gleich: Geheimnisse,

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