Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
Vom Netzwerk:
lang, ehe er antwortete.
    »Die Typhoons. Ja, Kapitän.«
    Im Kontrollraum herrschte nun fast ungebrochene Stille. Auf seinem Kontrollmonitor sah Tong, wie die Xian langsam zur Oberfläche aufstieg: 150 Meter … 140 … 130 … Offiziere und Mannschaft bewegten sich mit äußerster Präzision, keine vergeudeten Bewegungen, nicht einmal ein vergeudeter Atemzug, und doch war die Erwartung in dem überfüllten Raum greifbar. Diese Männer wussten genau, was sie im Begriff standen zu tun. Und sie waren bereit dazu.
     
    Zwanzig Minuten später leuchtete Tongs Monitor kurz rot auf, um anzuzeigen, dass sie nun nur noch zwanzig Kilometer vom Zielobjekt entfernt waren – und hiermit in Reichweite für die Typhoons. Die Xian war mit zwei Torpedos ausgerüstet, der chinesischen Version der russischen VA-111 Schkwal.
    Obwohl man die Schkwal als Torpedos bezeichnete, waren sie im Grunde Kurzstrecken-Cruise-Missiles, die auf
Schiffe gerichtet waren. Den Russen war es nie gelungen, sie voll funktionsfähig zu machen. Ihr komplexer Aufbau überstieg die Möglichkeiten der primitiven Computer, die in den Siebziger- und Achtzigerjahren zur Verfügung standen, als die Russen mit der Entwicklung begannen. Sie liefen oft über ihr Steuerungssystem hinaus und verpassten ihr Ziel bei Weitem. Außerdem hatten sie die unangenehme Angewohnheit, eine Kehrtwendung zu machen und wieder auf das U-Boot zuzusteuern, das sie abgefeuert hatte. Als das russische Atom-U-Boot Kursk im Jahr 2000 in der Barentssee sank, kamen Gerüchte auf, dass der Unfall durch eine Fehlfunktion einer Schkwal verursacht worden sei. Allerdings wurden diese Gerüchte nie bewiesen. Was auch immer die wahre Ursache gewesen sein mochte, so beendeten die Russen nach dem Untergang der Kursk ihr Entwicklungsprogramm für die Schkwals.
    Trotz dieser Probleme hatten Chinas Admiräle das Potenzial der Schkwals erkannt, als sie nach einer geeigneten Waffe suchten, die imstande wäre, die amerikanische Flotte zu überwältigen. In einem Geheimlabor außerhalb von Schanghai hatten ihre Schifffahrtsspezialisten fünf Jahre darauf verwendet, die Steuerungssysteme und den Antrieb der Raketen neu zu entwickeln. Und sie hatten Erfolg. In den Tests, die in den letzten beiden Jahren vor Hongkong durchgeführt wurden, hatte der Typhoon bewiesen, dass er auch auf eine Distanz von fünfundzwanzig Kilometern sein Ziel erreicht.
    Bei diesen Zielobjekten hatte es sich jedoch um ausgediente Öltanker gehandelt und nicht um amerikanische Zerstörer mit den modernsten Torpedoabwehrsystemen der Welt. Niemand in der chinesischen Kriegsmarine wusste, wie sich der Typhoon im Kampfeinsatz bewähren würde.

    Das werden wir bald herausfinden, dachte Tong.
    »Verringern Sie die Geschwindigkeit auf zehn Knoten«, sagte er.
    »Ja, Kapitän.«
    »Haben wir eine endgültige visuelle Bestätigung?«
    Der Einsatzoffizier berührte erneut seinen Schirm, und da war es: ein Aufklärungsfoto direkt von dem Satelliten über ihnen, mit der Zeitangabe von 12:55 Uhr. Das große graue Schiff durchschnitt beständig die Wellen, wobei die Auflösung des Fotos so gut war, dass man sogar die großen weißen Ziffern »73« an der Seite des Schiffes sehen konnte.
    Die DDG-73. Die USS Decatur.
    Tong bewunderte die Präzision, mit der seine Kommandeure diese Mission geplant hatten. Trotz des Fortschritts, den China allgemein erzielt hatte, glaubten die USA immer noch, China sei eine arme rückständige Nation, der man keinen Respekt erweisen müsse. Die Decatur hatte zweiundzwanzig Chinesen getötet, und die USA hatten sich dafür nicht einmal entschuldigt.
    Heute würde China seine Rache bekommen. Die Xian würde einen Typhoon abfeuern, der den Zerstörer schwer beschädigen, aber nicht versenken würde. Auge um Auge, wie die Amerikaner sagten. Und die Amerikaner würden lernen, was sie bereits wissen sollten: dass sie die Volksrepublik als Ihresgleichen behandeln mussten.
    »Verringern Sie die Geschwindigkeit auf drei Knoten.« Die Typhoons hatten nur eine große Schwäche. Man konnte sie erst abschießen, wenn die Xian beinahe stillstand. Aber weil die Decatur keine Ahnung davon hatte, dass sich die Xian in der Nähe befand, war die Geschwindigkeit des U-Bootes kaum von Bedeutung.
    »Ja, Kapitän.« Die Xian verlangsamte spürbar ihre Fahrt.

    »Machen Sie sich bereit, auf meinen Befehl auf zweihundert Meter abzutauchen.« Unabhängig davon, ob der Torpedo traf oder nicht, Tong hatte nicht die Absicht, nach dem Abschuss

Weitere Kostenlose Bücher