Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
Vom Netzwerk:
die Polizei den Treffpunkt überwachte, war es einerlei, dass er Sun abgehängt hatte. Trotzdem war Wells froh, dass ihm der Kerl nicht mehr an den Fersen hing.
    Er spazierte in die Nordostecke des Palastes. Dieser ruhige Bereich war mit engen Pavillons und Gärten ausgestattet. Im Lauf der Jahre hatten die Kaiser einander darin übertroffen, hier die schönsten Plätze zu schaffen, indem sie prächtig geformte Steine aufgestellt und schmale Zypressen gepflanzt hatten, deren Körper sich wie Flammen drehten. Sogar einige buddhistische Steingärten hatte man angelegt, wie sie in Japan häufiger anzutreffen waren. Das Stelldichein mit Cao sollte in einem Garten stattfinden, der für einen behauenen Stein berühmt war. Er trug den Namen »Der Stein, der aussieht wie Holz«. Den gesamten Vormittag hatte sich Wells gefragt, ob er ihn erkennen würde. Aber als er in den Garten trat, in dem der Stein stand, wusste er, dass er am richtigen Ort war.
    Leider war nicht der Stein der Grund dafür.
    Bisher hatte Wells keine chinesischen Touristen im Palast gesehen. Verständlich, wenn man an die Proteste auf dem Tiananmen-Platz dachte. Dieser Garten bildete eine Ausnahme. Fünf Chinesen hatten sich für diesen Platz entschieden, um sich zu entspannen. Ein junges Paar saß Händchen haltend auf einer Bank, drei Männer von Anfang zwanzig zeichneten eine Zypresse, wobei ihre Hände nur so über den Zeichenblock flogen.
    Warum hier? Warum jetzt? Wells kannte die Antwort. Die Agenten waren gut, denn sie wirkten tatsächlich lässig. Aber gerade ihre Lässigkeit war ein ebenso deutlicher Hinweis
wie Suns polierte Schuhe. Als er vor zwei Stunden durch den Bogen des Tores des himmlischen Friedens gegangen war, war er in den offenen Schlund der Volksrepublik getreten und dann Hof für Hof weiter in seine Speiseröhre hinabgeglitten. Das Spiel, das er mit Sun gespielt hatte, erschien ihm nun absurd und kindisch.
    Vielleicht hatte man auch Cao aufgelauert. Oder Shafer und Exley hatten immer schon recht mit ihrer Annahme, dass Cao Teil der Falle war. Dass die Bösewichte von dem Treffen wussten, stand eindeutig fest. Irgendwo hier in der Nähe wartete eine Gruppe von Geheimpolizisten, um ihn festzunehmen.
    Wells ging weiter. Es würde ihm nichts nützen, kehrtzumachen und davonzulaufen. Immerhin wusste er nicht, wohin er sich wenden sollte. Da konnte er ebenso gut bleiben, um zu sehen, wer kommen würde. Er hielt neben dem Stein an, der aussah, als wäre er aus Holz. Und das tat er wirklich, als wäre er ein Stück Treibholz, das von den Wellen glatt gerieben worden war. Wells ließ seinen Reiseführer fallen. Als er sich bückte, um ihn aufzuheben, sah er sich prüfend um, auf der Suche nach einem Flash Drive, einem Mobiltelefon oder auch nur einem winzigen Zettel, den jemand zufällig bei dem Stein verloren hatte. Nichts. Er sah auf die Uhr: 12:00. In ein bis zwei Minuten würde er weiterschlendern und den Garten verlassen.
    Dann …
    »Hey, Mister!« Ein Kind spazierte in den Garten und winkte ihm zu. Ein Kind?
    Caos Anweisungen entsprechend, trug Wells ein grünes T-Shirt als Erkennungsmerkmal. Auch das Kind, das nun auf ihn zukam, trug ein grünes T-Shirt. »Mr Green«, sagte das Kind.

    »Ist das ein Scherz?« Wells konnte es nicht glauben. War das Teil des Plans? Warum verhafteten sie ihn nicht gleich?
    »Kein Scherz«, sagte das Kind. »Sie Amerikaner, tragen Grün. Sie Mr Green, richtig? Ich treffe Sie bei Stein wie Holz.« Das Kind schien die Situation zu genießen. »Ich kenne Codewort«, sagte es.
    Irgendwo jenseits der Wände des Hofes rief ein Mann etwas auf Chinesisch. Daraufhin ließen die Studenten ihre Zeichenblöcke fallen und gingen auf ihn zu.
    »Sag es mir«, sagte Wells.
    »Ghost.«
    »Du bist verrückt, Kleiner.«
    »Für Sie.« Das Kind griff in seine Tasche und zog etwas hervor, das kaum größer war als eine Packung Kaugummi. Ein Flash Drive. Es gab ihn Wells und rannte davon. Allerdings kam es nicht weit. Die Studenten schnappten es mit groben Händen. Dann hörte Wells hinter sich Schritte.
    Als er sich umdrehte, erblickte er die größten Chinesen, die er je gesehen hatte. Sie waren so groß und muskelbepackt wie die Power Forwards der NBA. Als sie nach ihm griffen, schlossen sie einfach ihre fleischigen Hände um ihn. Er versuchte erst gar nicht, sich zu wehren. Ein weiterer Mann folgte. Und während die Hünen Wells die Arme hinter den Rücken bogen, griff der dritte Mann in seine Tasche und zog eine schwarze

Weitere Kostenlose Bücher