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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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hier zu verweilen. Die Amerikaner erwarteten, dass er nach Westen floh, auf die chinesische Küste zu. Stattdessen plante er, die Xian nach Südosten zu steuern, hinaus auf den offenen Ozean, und auf die Fähigkeit des U-Bootes zu vertrauen, geräuschlos verharren zu können.
    In der Kommandozentrale hörte man nur vereinzelt gedämpfte Stimmen. Alle sahen zu Lieutenant Han hinüber, dem Feuerleitoffizier. Tong nickte Han zu. »Feuer.«
    »Unterwegs«, sagte Han leise.
    Als die Typhoon ihr Rohr verließ, bewegte sich die Xian leicht. Tong hörte das Summen der Unterwasserrakete, während sie beschleunigte – vielleicht fühlte er es aber auch nur. Einige der Männer hoben zögernd den Daumen als Zeichen ihrer Genugtuung, aber Tong lächelte nicht einmal. »Jetzt tauchen«, sagte er. Später blieb ihnen immer noch genug Zeit, um das zu genießen, was sie eben getan hatten. Sofern sie überlebten.
     
    Siebzig Meter über der Xian und sechzehn Kilometer nördlich von ihr saß Captain Henry Williams in der Operationszentrale der Decatur. Er war froh, weit von der Küste entfernt und außerhalb der Reichweite chinesischer Kapitäne zu sein, die aus Rache für den Unfall der vergangenen Woche versuchen könnten, sein Schiff zu rammen.
    Die Navy hatte die Voruntersuchung des Zusammenstoßes abgeschlossen. Wie Williams vermutet hatte, war man zu der Ansicht gelangt, dass er nichts falsch gemacht hatte. Dennoch waren die Tage nach dem Unfall schwierig gewesen. Williams verstand nicht, warum es eine Gruppe von
Studenten für eine gute Idee gehalten hatte, mit einem amerikanischen Zerstörer Spielchen zu spielen.
    Nun zog die Decatur Schleifen im Ostchinesischen Meer, und Williams verbrachte die Wartezeit zum Teil auf seinem eigenen Schiff und zum Teil auf der Reagan, wo er sich dreiMal mit den internen Prüfern der Navy getroffen hatte. Er hatte sogar die hübsche Reporterin der Los Angeles Times verloren, der es nach einigen Tagen zu langweilig geworden war, stets nur im Kreis zu fahren, sodass sie auf die Reagan zurückgekehrt war. Vermutlich war das besser so, dachte Williams verdrießlich. Weder er noch seine Männer glaubten, den Unfall verursacht zu haben, aber der Tod von zweiundzwanzig Zivilisten wirkte sich keineswegs positiv auf die Moral aus. Selbst die Offiziere in der Operationszentrale schienen sich nur noch mit drei Viertel ihrer Normalgeschwindigkeit zu bewegen. Vielleicht sollte er ein Treffen einberufen, um seinen Männern zu versichern, dass sie nichts falsch gemacht hatten.
    Als der Torpedoalarm losging, war Williams augenblicklich voll konzentriert. Das musste ein Fehlalarm sein, dachte er. Kein chinesisches U-Boot könnte ihnen nahe genug kommen, um einen Torpedo abzuschießen, ohne von seinen Sonaroperatoren aufgespürt zu werden.
    Lieutenant Umsle, der Waffenoffizier der Decatur, hatte neben Williams bereits zum Telefon gegriffen. »Das Sonarsystem bestätigt den Abschuss, Sir.«
    Innerhalb eines Sekundenbruchteils war die Moral auf dem Schiff Williams geringstes Problem geworden. »Alle Mann auf Gefechtsstation!«, sagte er. »Augenblicklich!«
    Eine Sirene heulte durch das Schiff. »Alle Mann auf Gefechtsstation! Das ist keine Übung!«
    Umsle hörte noch einige Sekunden zu, ehe er auflegte.
»Die gute Nachricht ist, dass wir genügend Zeit haben sollten. Er ist noch weit draußen. Zwanzigtausend Meter.«
    Selbst ein schneller Torpedo legte nur fünfundvierzig Knoten pro Stunde zurück, was etwa eintausenddreihundert Metern pro Minute entsprach. Der Decatur blieben zumindest fünfzehn Minuten für Ausweichmanöver, und vermutlich würde dem Fisch der Treibstoff ausgehen, ehe er die Decatur erreichte. Offenbar hatte der chinesische Kapitän so große Sorge, entdeckt zu werden, dass er es nicht gewagt hatte, den Torpedo aus der Nähe abzuschießen.
    »Volle Kraft auf die Turbinen und hart backbord«, befahl Williams. Zunächst galt es, sein Schiff zu retten. Dann konnte die Navy Jagd-U-Boote in die Region verlegen, um das chinesische U-Boot außer Gefecht zu setzen, das so töricht gewesen war, zu diesem hoffnungslosen Schlag auszuholen.
    »Ja, Sir.« Ein machtvoller Ruck ging durch das Schiff, als die Maschinen zu ihrer Spitzenleistung anliefen.
    Erneut läutete Umsles Telefon. Nachdem er einen Augenblick zugehört hatte, gab er Williams den schwarzen Hörer. »Das müssen Sie sich selbst anhören, Sir.«
    »Sir«, meldete sich Terry Cyrus, der Sonarchef der Decatur. »Wir erhalten eine

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