John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes
Sie mein Wort.« Diesmal salutierte Hansell als Erster. »Danke, Colonel.«
Vier Stunden später befanden sich Bosarelli und sein Flugingenieur Major Jim Keough auf sechstausendsiebenhundert Meter Höhe. Sie flogen langsam in ostsüdöstlicher Richtung über den Pazifik, um Keough Zeit zu geben, die Zünder zu installieren, die aus der C-130 eine fünfundsechzig Tonnen schwere Bombe machen würden.
Was sie planten, unterschied sich kaum von dem, was Mohamed Atta am elften September getan hatte, dachte Bosarelli. Aber einen großen Unterschied gab es.
Anstatt der üblichen Humvees hatte Bosarellis C-130 zwanzig GBU-29-Bomben an Bord, die verbesserte Version der alten MK-82. Jede Bombe enthielt ihre Standardladung von achtundsechzig Kilo hochexplosiven Sprengstoffs. Die Bomben waren zwischen Einhundertfünfzigliterfässern verteilt, die zu annähernd gleichen Teilen mit Benzin, Benzol und Polystyrol gefüllt waren – den Grundbestandteilen von Napalm.
Offiziell hatten die USA im Jahr 2001 all ihre Napalmbomben vernichtet. Die steigende Tötungskraft konventioneller Bomben hatte Napalm – eine gelierte Form von Benzin, die bei mehr als fünftausend Grad brannte – überflüssig
gemacht. Seit Vietnam war der Stoff zu einem Albtraum für die Öffentlichkeitsarbeit geworden, und vor allem seit 1972, als ein Fotograf der Associated Press mit seiner Kamera die Todesqualen eines neunjährigen Mädchens einfing, das von einer Napalmbombe überrascht worden war.
Aber obwohl man die vorgemischten Bomben vernichtet hatte, lagerte die Air Force immer noch die Rohmaterialien, die für die Herstellung von Napalm benötigt wurden. Trotz seines erschreckenden Rufs war an diesem Stoff nichts Magisches. Das Polystyren machte das Benzin nur deutlich klebriger, sodass man es schwieriger abkratzen konnte. Sobald es etwas berührte – die Uniform eines feindlichen Soldaten, oder das Gesicht eines Mädchens -, haftete es daran und brannte, bis es aufgezehrt war. Für diese Mission war es jedoch wichtig, dass Napalm bedeutend langsamer brannte als Benzin.
Keough trat ins Cockpit. »Zeit zu gehen.«
Bosarelli steuerte die C-130 in eine Rechtskurve, sodass er einen langen langsamen Halbkreis über den Pazifik zog, bis er wieder nach Westen flog, zurück nach Südkorea. Es war kurz nach 3:00 Uhr Lokalzeit – 15:00 Uhr in Washington – und die Zivilflüge nach Seoul hatten für diese Nacht bereits geendet. Alle anderen Flugzeuge in einem Radius von fünfzig Kilometern waren freundlich. Ohne es allzu offensichtlich werden zu lassen, hatte die Air Force Bosarellis Flugzeug in eine Schutzhülle aus Kampfjets verpackt. Vier F-16 patrouillierten entlang der nordkoreanischen Küste und vier weitere im Westen über dem Gelben Meer, wobei sie sorgfältig darauf achteten, den chinesischen Jets genug Raum zu überlassen, die westlich von ihnen kreuzten.
Inzwischen hatte man die südkoreanische Marine ersucht,
jedes verfügbare Schiff in das Gelbe Meer zu entsenden. Eine Flotille von Kuttern und Fregatten schwärmte von Inch’on aus und steuerte nach Westen auf die Halbinsel Shandong zu. Jedes Boot war mit Lautsprechern ausgerüstet und hatte zumindest einen amerikanischen Militärbeobachter an Bord. Den Booten war es jedoch absolut untersagt, sich der Spitze der Halbinsel weiter als auf eine Entfernung von einhundertdreißig Kilometern anzunähern. Gleichzeitig hatte man sämtliche verfügbaren südkoreanischen und amerikanischen Hubschrauber für den Start vorbereitet, auch wenn noch keiner davon in der Luft war.
In der C-130 gestattete sich Bosarelli einen kurzen Blick durch die dünnen Wolken auf die schlafenden Länder darunter. Der Unterschied war buchstäblich wie Tag und Nacht. Südkorea schimmerte hoffnungsvoll, während Nordkorea in völliger Finsternis lag. Irgendwie wirkte der Anblick beruhigend auf Bosarelli. Möglicherweise würde er nie wissen, worauf diese Mission abzielte. Aber er glaubte, und musste einfach daran glauben, dass er für die richtige Seite kämpfte.
In Langley erhielten Exley und Shafer stündlich die neuesten Berichte. Bisher war die Mission in Gang – auch wenn noch nicht wirklich etwas passiert war. Exley konnte es immer noch nicht glauben, dass der Präsident ihrem Vorschlag zugestimmt hatte.
Nach der Konfrontation mit Duto war die Besprechung im Weißen Haus seltsam banal verlaufen. Sie waren mit dem Hubschrauber zum Rasen vor dem Weißen Haus geflogen worden, wo man sie sogleich in das
Weitere Kostenlose Bücher