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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Oval Office geleitet hatte. Dort wurden sie bereits vom Präsidenten und dem Nationalen Sicherheitsberater erwartet. Exley hatte erneut
ihr Gespräch mit Wells wiederholt und ihren Plan für seine Rettung erläutert.
    Dann hatte Duto klargemacht, was er dachte.
    »Um die Sache nicht zu beschönigen, Sir: Die Chance auf Erfolg ist gleich null. Ginge es nicht um das, was Mrs Exley und Mr Wells in New York getan haben, hätte ich Sie damit gewiss nicht belästigt.«
    Der Präsident murmelte seinem Nationalen Sicherheitsberater etwas zu, und dieser nickte. Exley waren beide Männer nicht sympathisch, allerdings bewunderte sie ihre gefasste Haltung. Den Männern war in keiner Weise anzusehen, ob sie ihre Idee ablehnten oder sich bloß kühl gaben.
    Dann wandte sich der Präsident an Duto. »Welches Risiko gehen wir ein, wenn es nicht klappt?«
    »Nun, Sir, angesichts der derzeitigen Spannungen besteht das größte Risiko darin, dass die Chinesen die Sache als kriegerische Handlung betrachten.«
    »Das ist möglich«, gestand Shafer ein. »Aber es wird sich nicht auf chinesischem Hoheitsgebiet abspielen.«
    »Sir«, vervollständigte Duto.
    »Es wird sich nicht auf chinesischem Hoheitsgebiet abspielen, Sir«, wiederholte Shafer. »Wir wissen nicht, was Wells in der Hand hat, Sir. Aber ich vertraue ihm. Wenn er sagt, dass es wichtig ist, ist es wichtig.«
    »Denn heute Abend muss ich aufstehen und dem amerikanischen Volk sagen« – Exley zuckte innerlich zusammen, als sie diese Worte hörte; sie hasste es, wenn Politiker vom amerikanischen Volk sprachen – »was wir im Hinblick auf diesen Angriff unternehmen werden. Und Sie alle wissen, dass wir unter großem Druck stehen, hart zurückzuschlagen.«
    »Sir. Diese Sache beschränkt Ihr weiteres Handeln in keiner
Weise. Ihnen stehen nach wie vor alle Optionen offen. Ich stimme überein, dass die Sache ein gewagtes Unternehmen ist, aber wenn die Chance auf Erfolg auch nur bei einem Prozent liegt …«
    Bei diesen Worten nickte der Präsident. »In Ordnung. Holen Sie mir eine Befugnis« – die offizielle schriftliche Ermächtigung, die für diese Art von Geheimoperationen erforderlich war. »Ich werde sie unterzeichnen.«
    »Sir …«, warf Duto ein.
    »Direktor Duto, Ihre Einwände wurden für die Akten registriert. Aber wenn es uns möglich ist, werden wir versuchen, einen Krieg zu verhindern. Seit 2003 haben wir alle ein wenig dazugelernt.«
     
    Mittlerweile war alles an Ort und Stelle, zumindest lauteten so die Berichte. Viel Zeit blieb ihnen nicht. In kaum drei Stunden würde die Sonne über dem Gelben Meer aufgehen, und wenn sich Wells dann noch nicht in Freundeshand befand, würde er es vermutlich nicht schaffen. Das wussten Exley und Shafer. Die Chinesen besaßen nur eine schlechte Nachtsichtausrüstung – in diesem Bereich lagen sie noch einige Generationen hinter den USA zurück -, aber bis zum nächsten Morgen würden sie das gesamte Gelbe Meer mit ihrer Marine abdecken. Jedes zivile Boot, das sich dann noch auf dem Wasser befand, würde von Bug bis Heck durchsucht oder einfach in die Luft gejagt werden.
    Es verstand sich von selbst, dass der gesamte Plan davon abhing, dass Wells rechtzeitig das Festland verlassen hatte. Sollte er immer noch in Peking festhängen, würden sie umsonst ein ganzes Flugzeug voll Benzin vergeuden – und ein paar mutige Piloten in Gefahr bringen.
    Shafers Telefon läutete. Er hob ab und hörte einen Augenblick
lang zu. »Gut«, sagte er schließlich, ehe er auflegte. »Wir sind immer noch im Rennen. Unsere Boote nähern sich der Sperrzone. Sie rechnen noch mit ungefähr einer Stunde.«
    »Ich wünschte, die Sonne ließe sich aufhalten«, sagte Exley. »Wenn es nur hier Nachmittag und drüben Nacht bleiben könnte, bis wir ihn finden.«
    »Wären Sie gern …« Shafer brach ab und räusperte sich. Exley wartete.
    Schließlich hielt sie es nicht länger aus. »Was?«
    »Wären Sie gern dort, Jennifer? Bei ihm? Ich meine, wo Sie wissen, wie die Chancen stehen …« Shafer verstummte. »Ich meinte es nicht so, wie es klang.«
    Exley lächelte ein dünnes, trauriges Lächeln. Shafer sollte ruhig darüber nachgrübeln. Allerdings hatte sie nicht vor, seine Neugier zu befriedigen. Sie selbst kannte die Antwort genau: Ja, natürlich.

37
    Das Boot flog mühelos über die niedrigen, sanften Wellen. Dennoch fühlte Wells jedes Mal, wie seine Rippen rasselten, wenn das Meer gegen die Bootsseite schlug. Er saß auf der vorderen Bank und

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