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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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drüben war?«
    Als Exley fühlte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen, wandte sie sich ab, damit Shafer es nicht sah. Sie hatte versagt. Indem es ihr nicht gelungen war, Wells aus der Reserve zu locken, hatte sie ihn verraten. »Wer, glauben Sie, sind Sie, Ellis?«
    »Ich bin auf Ihrer Seite.«
    Sie fegte sich die Tränen vom Gesicht und wandte sich wieder Shafer zu. »Wir müssen eine Operation für ihn finden.«
    »Noch mehr Kerle zu töten, wird ihn nicht über sein Trauma hinwegbringen.«
    »Aber es wird ihn von dem verdammten Motorrad fernhalten. Wenn er schon sterben sollte, dann wenigstens für eine gute Sache.«
    »Sie glauben tatsächlich, dass das, was wir hier tun, für eine gute Sache ist?«
    »Ich ertrage diese Diskussion nicht länger.« Sie war das Gespräch leid. »Außerdem wollte ich Sie noch in einer anderen Angelegenheit fragen, die nichts mit dieser Sache zu
tun hat. Glaube ich.« Nach diesen Worten verließ sie das Zimmer.
     
    Einige Minuten später kehrte sie mit einem Stapel Unterlagen aus ihrem Safe zurück.
    »Das sind die Nachkriegsberichte für Afghanistan, und zwar sowohl unsere als auch die der Armee. Grobe Feldakten. Das Pentagon wollte sie mir nicht schicken, aber als ich ihnen meine unbeschränkte Zugangsbefugnis gezeigt habe, hatten sie keine andere Wahl.«
    »Die Mitgliedschaft im richtigen Klub bringt Privilegien mit sich«, sagte Shafer. »Warum haben Sie mir nicht davon erzählt?«
    »Sie waren mit eBay beschäftigt.« Exley reichte Shafer mehrere Papiere. »Das ist eine Zusammenfassung der Berichte der Special Forces« – der Spezialeinheiten. »Im Wesentlichen besagen sie, dass sich die Taktiken der Taliban ständig verbessern. Die Zahl ihrer Todesopfer sinkt, während unsere steigt.«
    »Wir haben demnach nur die Dummköpfe erwischt.«
    »Dahinter steckt mehr. In diesem Bericht wird eine ›Koordination auf Kompanieebene‹ erwähnt, ›wie man sie üblicherweise bei professionell ausgebildeten Armeen findet‹. Und hier heißt es« – sie blätterte zu einem früheren Bericht zurück – »dass sich die feindlichen militärischen Führungssysteme verbessert haben … ›Eine Kombination aus verbesserter Abwehr und gezielten Bewegungen, wie sie bislang nicht beobachtet wurden.‹ Überall finden sich Hinweise darauf.«
    »Ausgezeichnet. Die Taliban lernen, wie man kämpft. Gut für sie, schlecht für uns. Und weiter?«
    Exley zog einen weiteren Bericht hervor. »Vor zwei
Monaten erzählte uns ein gewisser Colonel Hamar von der afghanischen Armee in Kandahar, dass die Taliban ein ›professionelles Training‹ bekämen, und zwar – um mit seinen Worten zu sprechen – von ›ausländischen Kämpfern‹.«
    »Das kaufe ich ihnen nicht ab«, entgegnete Shafer. »Die einzigen ausländischen Kämpfer in Afghanistan sind Bin Ladens Jungs. Und die kann man kaum als professionell bezeichnen. Außer man hält es für den Gipfel der Professionalität, wenn man sich selbst in tausend Stücke sprengt.«
    »Lassen Sie mich aussprechen, Ellis. Übrigens ist der gute Lieutenant Colonel, kurz nachdem sich dieses Gerücht verbreitete, umgekommen.«
    »Ich vermute, nicht auf natürliche Weise.«
    »Man hat ihm die Kehle durchgeschnitten.«
    »In Kandahar gilt das schon als natürlicher Todesfall.«
    Exley gab Shafer ein Foto, das eine blutüberströmte Leiche zeigte, die in einen Teppich eingewickelt war. »Seine Leiche wurde vor dem Hauptquartier der örtlichen Polizei deponiert.«
    »Ich glaube, das nennt man ›eine Botschaft überbringen‹.«
    »Einerlei. Die Special Forces sprechen davon, dass die Taliban besser kämpfen, und in Kandahar berichtet man von ausländischen Kämpfern. Dann gibt es noch diese Meldung von der Tenth Mountain Division.« Sie reichte ihm eine weitere Akte.
    »Noch mehr ausländische Kämpfer?«
    »Im Osten Afghanistans, in der Nähe der pakistanischen Grenze.«
    »Nicht in der Nähe von Kandahar«, bemerkte Shafer.
    »Ich habe nach weiteren Berichten der Tenth Mountain
gesucht, aber es gibt keine. Sie sind eben erst angekommen.
    Deshalb habe ich mir die alten Berichte der 101. angesehen.«
    Die 101. Airborne Divison.
    »Noch mehr Ausländer.«
    »Treffer, Ellis. Zwei Berichte. Aber niemand hat sie mit den neuen in Verbindung gebracht. Wie Sie wissen, zieht mit einer Division auch ihr Nachrichtendienst ab. Diese beiden beziehen sich ebenfalls auf den Osten Afghanistans.«
    »Okay. Ich spiele mit.« Diesmal begann Shafer zu lesen, anstatt die Berichte nur

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