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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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durchzublättern wie bisher. Exley wartete. Zu Shafers Stärken zählte seine Bereitschaft, eine vorgefasste Meinung anhand neuer Beweise zu überdenken. Wenn doch nur mehr Mitarbeiter der Agency – und der Regierung jenseits des Flusses im Weißen Haus – diese Eigenschaft besäßen.
    Schließlich sah Shafer auf. »Wollen Sie mir damit sagen, was ich glaube, dass Sie mir sagen wollen? Dass die Taliban Hilfe von außen bekommen? Dass eine ausländische Macht eigene Soldaten ins Land schickt, um die Taliban taktisch zu unterstützen?«
    »Ich erinnere mich, dass wir Ähnliches gemacht haben.« Während der Achtzigerjahre hatten die USA die afghanischen Kämpfer gegen die sowjetische Armee unterstützt. Einige der damaligen Rebellen hatten sich nun gegen die USA gewandt.
    »Aber die Taliban gewähren der Al-Quaida Unterschlupf«, sagte Shafer. »Sie zu unterstützen wäre eine Kriegshandlung gegen die USA und die gesamte NATO.«
    »Ein Stellvertreterkrieg.«
    »Gehen wir davon aus, dass Sie recht haben. Wer steckt dahinter? Die Russen würden den Taliban auf keinen Fall helfen, wie sehr sie uns auch treffen wollen. Sie haben noch
nicht vergessen, dass sie im Krieg gegen Afghanistan einhunderttausend Soldaten verloren haben.«
    »Dann ist es jemand anders.«
    »Wer? Niemand aus der NATO. Denn die stehen auf unserer Seite. Der Iran und Pakistan würden kaum als ›Ausländer‹ gelten. Nordkorea? China? Gibt es einen Hinweis auf Asiaten?«
    »Nein. Die Kämpfer werden eindeutig als Weiße bezeichnet. Vielleicht Söldner?«
    »Das wäre möglich. Aber heute bestimmen die Käufer den Söldnermarkt.«
    Dass Shafer damit recht hatte, wusste Exley. Ehemalige Soldaten der Special Forces konnten heute als Sicherheitsleute im Irak fünftausend Dollar pro Woche verdienen. Südafrikanische und russische Soldaten bekamen weniger, aber auch sie gingen noch mit zehntausend Dollar im Monat nach Hause. Um die Taliban gegen die USA zu unterstützen, würden sie mehr Geld verlangen. Nicht aus moralischen Gründen, sondern lediglich wegen des höheren Risikos.
    »Die Taliban können sich diese Leute nicht leisten«, sagte Shafer. »Wer bezahlt sie?«
    »Ich glaube, es ist Zeit, das herauszufinden.« Nun gab sie ihm den letzten Bericht ihres Stapels. »Dies stammt ebenfalls von der Tenth Mountain Division. Es kam vor zwei Tagen. Ein ziemlich großes Lager im Osten Afghanistans mit zumindest fünfzig Taliban. Und mehrere weiße Kämpfer.«
    »Werden sie sich das Lager vornehmen?«
    »Im Augenblick nicht. Vorerst haben sie andere Prioritäten. Außerdem liegt es an einer schwierigen Stelle weit oben in den Bergen. Ich glaube, wir sollten einen Satelliten darauf ansetzen, um es uns näher anzusehen.«

    »Das klingt vernünftig. Und dann?«
    »Keine Ahnung. Das hängt davon ab, was wir sehen. Vielleicht können wir die Special Forces überreden, sich das Lager doch vorzunehmen.«
    »In Ordnung. Sprechen Sie mit Greg Levine von der NSA.« Shafer notierte für sie eine Telefonnummer und gab ihr die Akten zurück. »Falls er pampig wird, dann sagen Sie ihm, dass er mich anrufen soll. Und Jennifer – wollen Sie, dass ich mit John darüber rede?«
    Ohne zu antworten, ging sie zur Tür hinaus. Dieses eine Mal sollte sich ein anderer um Wells kümmern.
     
    Drei Stunden später betrat Exley Shafers Büro in Langley. Wells war bereits anwesend. Was für eine nette Überraschung. Sie hatte ihn angerufen und gebeten zu kommen, war aber nicht sicher, ob er tatsächlich auftauchen würde.
    »Wir haben sie schon?«, erkundigte sich Shafer. »Das ist Rekordzeit.«
    »Levine sagte, dass sie bereits einen Satelliten in Position gebracht hätten und dass es kein Problem sei, solange ich ihm eine Verrechnungsstelle nennen würde«, erklärte Exley. »Ich habe ihm gesagt, dass er alles auf Ihre Rechnung setzen soll.« Als Teil der internen Abrechnungsprozedur der Regierung forderte die NSA die CIA immer zur Zahlung auf, wenn Langley um Fotos bat, für die die NSA den Orbit ihrer Satelliten ändern musste. Ein eigenes Team von Rechnungsprüfern stritt um die Konten der Agenturen, obwohl im Endeffekt immer der amerikanische Steuerzahler für alles die Rechnung erhielt. Das System diente entweder als notwendige Kontrolleinrichtung für Ausgaben oder war einfach ein kosmischer Scherz, je nachdem, wer es erklärte.

    »Das sind sie. Ihre Steuerdollars bei der Arbeit.« Shafer klickte auf einen Ordner seiner Workstation in der Ecke, der an ein

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