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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
Vom Netzwerk:
Glasfaserkabelnetzwerk angeschlossen war, über das codierte Bilder zwischen Langley, dem Pentagon und dem Hauptquartier der NSA verschickt wurden. Shafer war es nicht gelungen, die Agency zu überreden, das Netzwerk bis zu seinem Büro am Tysons Corner zu erweitern, sodass er jedes Mal nach Langley kommen musste, wenn er Fotos wie diese ansehen wollte.
    Sobald sich der Ordner öffnete, zeigte er Dutzende grafische Files. Shafer klickte auf eines und sah dann zu dem eins komma drei Meter breiten Flachbildschirm an der Wand seines Büros hinüber. Aber der Bildschirm blieb schwarz.
    »Toll, der Eifelturm«, sagte Exley.
    »Nein, das ist der Regenwald«, warf Wells ein. Er hatte es sich auf dem Sofa bequem gemacht und seine langen Beine auf Shafers Couchtisch gelegt. Sein nächtlicher Ausflug schien keine Spuren hinterlassen zu haben. Wie Exley bemerkte, hatte er sich sogar rasiert.
    »Zu kritisieren ist keine Kunst«, gab Shafer zurück. Nach einigen Handgriffen an der Rückseite seiner Workstation klickte er erneut. Diesmal füllte eine bemerkenswert klare Aufnahme der afghanischen Berge den Flachbildschirm. Am Ende des Kalten Krieges feierte man die amerikanischen Spionagesatelliten wegen ihrer Fähigkeit, aus dem All ein Autokennzeichen lesen zu können. Heute konnte man nicht nur ein Autokennzeichen lesen, sondern sogar die Überschrift einer Zeitung.
    Shafer konzentrierte sich auf ein flaches Gelände von mehreren hundert Metern Länge, das sich am ehesten als Standort für ein Lager eignete. Wells war vom Sofa aufgestanden und starrte auf das Bild. Die Berge hatten ihn geweckt,
dachte Exley. Seit Monaten hatte sie ihn nicht mehr so konzentriert und wachsam gesehen.
    »Das ist mit Sicherheit ein Lager«, sagte Wells. »Ein großes.«
    »Wo sind dann alle?«, erkundigte sich Exley. Auf der Abbildung waren nur zwei Männer erkennbar. Mit über die Schulter geworfenem Gewehr saßen sie mit dem Rücken an die Berge gelehnt. »Die Fotos wurden vor wenigen Stunden gemacht. Kurz vor der dortigen Abenddämmerung. Zur Essenszeit. Sollten da nicht Reihen von Männern zu sehen sein?«
    »Sie kommen bald zurück. Sieh nur die beiden Lagerfeuer dort. Man zündet nicht zwei Feuer an, wenn man nicht viele Menschen versorgen muss. Und hier drüben …« Wells trat nahe an den Bildschirm heran und deutete auf den südlichen Teil des Camps, wo hinter einer händisch aufgebauten Steinwand mehrere Löcher gegraben waren. »Das sind die Latrinen. Mindestens fünf Stück. Ein weiteres Zeichen dafür, dass sie schon längere Zeit dort sind und halbwegs gut organisiert sind.«
    »Der Bericht spricht von vierzig bis fünfzig Mann.«
    »Mindestens so viele. Ellis, fahren Sie bitte das Zoom zurück. Geben Sie mir die weiteste Ansicht, die Sie können.« Wells fuhr mit dem Finger über den Bildschirm. Er folgte einer Linie von der Kante im Süden in das Tal hinein. »Sehen Sie das?«
    Shafer verstand als Erster. »Ein Pfad, am Hang des Berges abwärts.«
    »Folgen Sie ihm nach Süden, weiter nach Süden.« Shafer scrollte den Bildschirm hinunter, indem er das Plateau verließ und sich in das Tal hineinbewegte.
    »Kein Wunder, dass die bösen amerikanischen Ungläubigen
damals immer zu wissen schienen, wo wir waren«, sagte Wells. »Wenn wir auch ein derartiges Gerät besessen hätten, wäre der Kampf fairer gewesen.« Er grinste Shafer an. Sein verwirrender Einsatz von »wir« und »sie« geschah keinesfalls irrtümlich, wie Shafer und Exley nur allzu gut wussten.
    »Würden Sie gern noch mal die Seiten wechseln?«, fragte Shafer.
    »Ich bin nicht sicher, ob sie mich noch haben wollen, Ellis.«
    »Außerdem, wo könntest du dort Motorrad fahren?«, warf Exley ein.
    »Kinder, konzentriert euch bitte«, mahnte Shafer.
    »Sie haben recht«, sagte Wells, während er erneut nahe an den Schirm herantrat. »Können Sie noch weiter hinunterscrollen?«
    »Dieses Set geht nicht weiter nach Süden. Aber morgen bekommen wir ein anderes.«
    »Dann vergrößern Sie bitte den südlichen Rand.« Wells sah zu Exley hinüber. »Siehst du, was sie hier am Talboden gemacht haben? Unmittelbar links von der Stelle, wo der Pfad endet?«
    »Die Zweige?«
    »Siehst du, wie sie angeordnet sind? Sie sehen aus, als wären sie Teil des Waldes, aber das sind sie nicht. Sie sind dicker.«
    Allmählich erkannte Exley die unter den Zweigen verborgenen Formen. »Lastwagen?«
    »Pick-ups. Mindestens vier Stück. Vermutlich Toyotas. Jeder mit einem Maschinengewehr Kaliber.50.

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