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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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nicht, wenn es um die eigene Beförderung geht. Aber Sie …«
    »… haben keine Freunde«, vollendete Exley den Satz.
    »Ich wollte sagen, dass Sie bewiesen haben, dass Sie auch außerhalb der Grenzen der Agency arbeiten können.«
    »Anders ausgedrückt: keine Freunde«, bekräftigte Wells.
    »Ich hatte gehofft, dass Sie eine eigene informelle Untersuchung durchführen könnten. Sie werden Zugang bekommen zu allen Ergebnissen der offiziellen Ermittlung. Wenn Sie eine Vorladung brauchen oder zusätzliche Hilfskräfte, kann ich Sie Ihnen beschaffen. Als Gegenleistung ersuche ich Sie nur, mich über das zu informieren, was Sie herausfinden.«
    »Wie etwa, wer vor zwölf Stunden unser Boot in die Luft gejagt hat. Noch mehr schwarze Sterne.« Jedes Mal, wenn ein CIA-Mitarbeiter bei einer Mission umkam, heftete die Agency im Hauptquartier einen schwarzen Stern an die Nordwand der Lobby. Mittlerweile gab es dort schon mehr als achtzig Sterne.
    »Ganz richtig, Mr Wells.«
    »Sie haben uns nicht gesagt, wer auf dem Boot war.«
    »Missionsleiter war Ted Beck.«

    Wells schlug mit der Faust in seine offene Handfläche. »Verdammt, verdammt, verdammt.«
    »Haben Sie ihn gekannt?«, erkundigte sich Tyson.
    »Er war einer der guten Jungs.« Beck war Mitte der Neunzigerjahre einer von Wells’ Ausbildern auf der Farm gewesen – dem Trainingszentrum der CIA für neue Rekruten, das offiziell Camp Peary hieß. Beck war zu dieser Zeit gerade einmal etwas über dreißig gewesen, aber schon damals kahl wie ein Spielball – und genauso hart. Beck und Wells hatten dasselbe Lieblingsrestaurant, das Pierce’s Pitt Bar-B-Que am Highway vierundsechzig, wo eine ganze Portion Rippchen nur neun Dollar fünfundneunzig kostete.
    Plötzlich ärgerte sich Wells für das Selbstmitleid, in dem er während der letzten Monate versunken war. Selbstverständlich hatte er Opfer gebracht. Aber Ted Beck – und viele andere – hatten noch mehr geopfert.
    »Sie werden als Einziger wissen, was wir tun?«, hakte Exley nach.
    »Ja. Ich kann es Ihnen auch gern schriftlich geben, wenn Sie glauben, dass Sie diesen Schutz benötigen.«
    »Das ist nicht nötig«, wehrte Shafer ab.
    »Ich bin dabei«, sagte Exley.
    »Mr Wells?«
    »Ich würde gern mitmachen. Vor allem jetzt, wo ich weiß, wen es getroffen hat. Aber ich muss mich um meine eigene Angelegenheit kümmern. In Afghanistan.«
    »Nun« – die Tribüne krachte, als sich Tyson erhob – »dann wünsche ich Ihnen dafür viel Glück.«

Teil 2

7
    Teheran, Iran
    Die Rollbahn auf dem Flughafen Mehrabad außerhalb von Teheran war ein lebender Flugzeugfriedhof. Gepäckwagen und Tankfahrzeuge drängten sich zwischen Flugzeugen, die auf moderneren Flughäfen längst außer Betrieb gestellt worden waren: Flugzeuge vom Typ 727, DC-10 und sogar russische Tu-154, die von der Aeroflot ausgemustert worden waren. Am Ende des Terminals stand eine viermotorige 707, der originale Boeing-Passagierjet, der 1954 auf den Markt kam und als Favorit der Luftfahrtfreaks gilt. In den USA wäre das Flugzeug ein Museumsstück. Hier diente es immer noch als Transportmittel.
    Durch dieses Wirrwarr hindurch rasten drei iranische Armeejeeps und zwei Mercedes-Limousinen mit schrillem Hupsignal und blinkenden Scheinwerfern. Der Konvoi wurde von einem schwarzen Toyota Land Cruiser mit getönten Scheiben, einer auf- und abschwellenden Sirene und einem einzelnen roten Licht auf dem Dach angeführt, der an ein Polizeifahrzeug aus den Sechzigern erinnerte.
    Das Licht und die Sirene kennzeichneten den Toyota als Fahrzeug des Vevak, des gefürchteten iranischen Nachrichtendienstes. Als der Toyota näher kam, sprangen die Gepäckträger aus dem Weg und die Fahrer der Tata-Tankwagen
zogen die Köpfe ein. Denn für ein langes und gesundes Leben war es im Iran unerlässlich, nicht die Aufmerksamkeit des Vevak auf sich zu ziehen.
    Der Land Cruiser hielt neben einem Airbus A340, der im charakteristischen Weiß und Gold der Air China bemalt war, der staatlichen nationalen Fluglinie Chinas. Vier Chinesen stiegen aus der ersten Limousine und stellten sich rund um die zweite auf. Erst dann öffneten sich die Türen des zweiten Mercedes. Fünf Männer stiegen aus. Zwei Leibwächter in Anzügen und drei ältere Männer in den grünen Uniformen der Volksbefreiungsarmee.
    Der letzte Mann, der aus dem Wagen stieg, war größer und breitschultriger als die Übrigen. Er war schon einige Jahre über der Lebensmitte, hatte kurzes, schwarzes Haar und glänzende

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