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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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schnitt durch eine Lücke in den Felsen, wobei die Kufen die Spitzen der stoppeligen Eichen streiften, die vereinzelt auf den Hängen standen. Sobald der Hubschrauber den Felsgrat überwunden hatte, öffnete sich unter ihm ein neues Tal. Der Black Hawk folgte den Konturen des Berges abwärts in einem Zickzackkurs wie auf einer überladenen Achterbahn.

    »In meinem nächsten Leben will ich Hubschrauberpilot sein«, brüllte Wells zu Hughley hinüber.
    »Ich weiß, was Sie meinen.«
    Plötzlich war Wells kalt. Noch vor wenigen Minuten hatten sie auf zweitausend Meter Höhe die Sonne genossen, und nun flogen sie in etwas über dreitausend Meter Höhe, wo die Temperatur um zwanzig Grad tiefer lag. Er war froh, dass er Hughleys Rat befolgt und die Thermoausrüstung in den Rucksack gepackt hatte. Auch wenn die Mission einwandfrei lief, würden sie die ganze Nacht im Freien verbringen.
     
    19:30 Uhr. Während die Black Hawks ihre Geschwindigkeit verringerten, schossen die Apache-Hubschrauber vornweg. Das war Teil des Plans. Auch wenn die Apaches keine Soldaten transportierten, hatte die Operation ohne sie wenig Aussicht auf Erfolg. Die AH-64-Hubschrauber, die über je zwei Mann Besatzung verfügten, waren die Geheimwaffe, die es den zweiundzwanzig amerikanischen Soldaten ermöglichen würde, es mit fünfzig Taliban-Kämpfern aufzunehmen. In der trockenen Armeesprache würden die Apaches »das Schlachtfeld auf den Einsatz vorbereiten«.
    In der Kabine von Wells’ Black Hawk hob der Leiter der Besatzung fünf Finger, um wortlos anzukündigen, dass der Hubschrauber in fünf Minuten die Absprungzone erreichen würde. Die Soldaten nickten mit ausdruckslosen Gesichtern. Ihr Schweigen war Ausdruck ihrer Erwartung, nicht ihrer Angst, dachte Wells. Diese Männer wollten hinaus auf das Feld, um zu spielen.
     
    19:33 Uhr. Die Black Hawks schwangen sich über eine Kante und schwebten nun am Südende des Chonesh-Tales. Zweihundert
Meter vor ihnen bereiteten die Apache-Hubschrauber das Schlachtfeld vor, indem sie das Taliban-Lager mit AGM-114N Hellfire-Raketen beschossen.
    Die US-Armee hatte die Hellfire-Raketen am Höhepunkt des Kalten Krieges entwickelt, um die Panzerung der sowjetischen T-80 zu durchschlagen. Eine Generation später waren die Raketen neu entwickelt worden, um nun einen Feind auszuschalten, der Höhlen den Panzern vorzog. Anstelle der Hohlladung, die dazu diente, Stahl zu durchschlagen, enthielten diese Hellfire-Raketen ein feines Aluminiumpulver, das rund um einen hochexplosiven Kern angeordnet war. Die zehn Kilo schweren Gefechtsköpfe verstreuten geschmolzenes Schrapnell in alle Richtungen, wodurch jeder im Umkreis von sechs Metern getötet wurde.
    Während Wells zusah, feuerte der erste Apache-Hubschrauber zwei Raketen ab. Die Hellfire-Raketen glühten in der Dämmerung und hinterließen einen strahlend weißen Streifen, während sie kreischend auf das Plateau zusausten und in orangefarbenen Feuerbällen explodierten. Sekunden später erreichte der Knall ihres Einschlags die Black Hawks und hallte von den Felswänden des Tales wider und in die Nacht hinaus.
    Wummm! Wummm! Der zweite Apache-Hubschrauber feuerte zwei weitere Raketen ab. Zum ersten Mal schossen die Kämpfer zurück. Ein kleiner weißer Pfeil raste auf die Hubschrauber zu, eine raketengetriebene Granate, die blindlings in die Nacht abgefeuert worden war. Auf diese Entfernung war die RPG so harmlos wie die Faust eines Babys. Kurz bevor sie die Apache-Hubschrauber erreichte, ging ihr der Treibstoff aus, und sie stürzte auf den Talboden.
    Nachdem die Apaches auch ihre letzten Hellfire-Raketen
abgeschossen hatten, machten sie Platz für die Black Hawks. Es war Zeit, zuzuschlagen. Warteten sie zu lange, würden sich die Taliban-Kämpfer neu formieren oder einfach in den Höhlen verschwinden. Die Black Hawks beschleunigten und stürmten auf das Plateau zu. Wells zog das Nachtsichtgerät über die Augen, um sich die Situation besser anzusehen. Die Kämpfer organisierten sich bereits neu. Zwei Männer kamen mit einem RPG-Werfer aus einer Höhle gerannt. Sie richteten ihn auf den Black Hawk und feuerten. Wieder ging der Schuss ins Leere, aber diesmal verfehlte er sein Ziel nicht mehr so weit wie zuvor.
    »Keine weiße Flagge«, brüllte Wells zu Hughley hinüber.
    »Haben Sie eine erwartet?«
    »Sich zu ergeben, steht nicht in ihrem Drehbuch. Da sterben sie lieber.«
    »Dann wollen wir ihnen dabei helfen.«
     
    19:35 Uhr. Die Black Hawks erreichten die

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