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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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einer Entfernung von etwa fünfundzwanzig Metern, hinter dem ein Kämpfer in weißem Gewand lag. »Los.«
    Während Wells als Deckung eine Salve abfeuerte, sprintete Gaffan zu dem Felsblock und glitt dahinter. Fünf Sekunden später tauschten sie die Rollen. Diesmal feuerte Gaffan und Wells rannte zu dem Felsen. Aus der Nähe sah
Wells, dass der verwundete Taliban-Kämpfer in grauenvollem Zustand war. Ihm fehlte die linke Seite des Gesichts. Als er sie wahrnahm, riss er das rechte Auge weit auf und drehte sich zur Seite, wobei er mit den Händen in der Erde kratzte.
    »Ich tu es«, sagte Wells. »Beobachten Sie die Höhle.«
    »Aber …«
    »Beobachten Sie die Höhle, Sergeant.«
    Wells beugte sich dicht über den Mann und sagte auf Arabisch: »Unser Herr, gib uns reichlich Geduld und lass uns als Muslime sterben.« Vers 7, Zeile 126 aus dem Koran. Dann zog er seine Makarov aus dem Halfter, schob sie dem Mann in den Mund und drückte auf den Abzug. Während der einzelne Schuss in der Dunkelheit widerhallte, explodierte der Kopf des Taliban-Kämpfers wie ein teuflischer Vulkan, der Blut und Gehirn spieh. Weitere tausend schlaflose Nächte, dachte Wells. Wütend darüber, dass der Mann nicht einmal den Anstand besaß, allein zu sterben, stieß er den Leichnam weg. Der Körper kippte mit verrenkten Armen um. Niemand, der in dieser Nacht starb, würde ein angemessenes Begräbnis erhalten.
    »Vielleicht wünsche ich es mir nur, aber ich könnte schwören, dass er erleichtert aussah«, sagte Gaffan. Das wünschst du dir bloß, dachte Wells. Ich habe dich doch aufgefordert, nicht hinzusehen. Er verbannte den zersplitterten Schädel des Mannes aus seinen Gedanken. Für Albträume war später immer noch Zeit. »Sehen wir zu, dass wir nahe genug herankommen, um eine Vierziger in die Höhle zu legen.« Eine hochexplosive 40-Millimeter-Granate, die von einem M203-Werfer aus abgeschossen wurde, der auf die Karabiner montiert war, die er und Gaffan trugen.
    Wells zog den Lauf seines 203 auf, steckte die Granate hinein
– ein Zylinder, der an die Patrone einer Schrotflinte erinnerte – und spannte den Lauf. Dann deutete er auf einen verkrüppelten Baum, der etwa einhundert Meter rechts von ihnen stand. »Bereit?«
    Gaffan nickte.
    Wells sprang auf, schoss und ließ sich wieder fallen. Seine Granate schlug in den Berghang ein und explodierte in einem rot-weißen Feuerball, der rasch verlosch. Er hatte sein Ziel verfehlt, allerdings nicht um viel. Jetzt sollten sie zurückschießen. Die Taliban-Kämpfer gingen mit ihrer Munition großzügig um. Sollten sie doch schießen, bis ihre Magazine leer waren. Dann würden Wells und Gaffan zu dem Baum hinüberrennen, wo sie nahe genug wären, um größeren Schaden anzurichten.
    Aber die Taliban-Kämpfer weigerten sich mitzuspielen. Anstatt einer wahllosen Salve aus ihren Kalaschnikows feuerten sie nur einige gut gezielte Schüsse ab. Zwei Kugeln trafen den toten Taliban, sodass sein Leichnam wie die Karikatur einer Auferstehung zuckte. Gaffan hatte keine Chance, den Schutz des Felsens zu verlassen.
    »Irgendjemand hat diesen Kerlen beigebracht, wie man schießt«, sagte Wells.
    »Das glaube ich auch, Sir.«
    Jetzt waren Wells und Gaffan festgenagelt. Die feindlichen Kämpfer hatten auf sie angelegt und würden sie niedermähen, sobald sie das nächste Mal den Kopf hoben. Hilflos sahen sie zu, wie zwei Kämpfer hinter den Felsbrocken vor der Höhle hervorliefen und links hinter einem Erdhügel verschwanden, den eine Hellfire-Rakete aufgeschüttet hatte. Aus ihrer neuen Position hatten die Taliban einen guten Schusswinkel auf Gonzalez und Hackett, die sich wegen Hacketts Bein nicht bewegen konnten. Tatsächlich
schlugen auch schon die ersten Kugeln in den niedrigen flachen Steinen ein, hinter denen sich Gonzalez und Hackett verbargen.
    »Wir hängen hier fest, Sir«, brüllte Gonzalez durch die Nacht. »¡Maricón! ¡Puta! Der Mistkerl hat meine Kevlar-Weste erwischt.« Gonzalez schoss zurück, aber ohne die geringste Wirkung.
    Nicht gut.
     
    »Was jetzt, Sir?«
    Wells dachte ein paar Sekunden lang nach. Konnte er eine Granate so gut platzieren, dass sie über die Felsen hinweg in die Kämpfer fiel? Er bezweifelte es. Aber …
    »Laden Sie mit CS.« CS war ein wirkungsvoller chemischer Reizstoff, der den Feind vorübergehend erblinden und nach Atem ringen ließ. Zusätzlich zu ihrem traditionellen Sortiment an hochexplosiver Munition waren die Soldaten der Special Forces auch mit CS-Granaten

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