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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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hatten, die Existenz dieses Lagers preiszugeben. Irgendwie hatten die Tiere die Raketen überlebt. Über das Knattern der Maschinengewehre und das Dröhnen der Black Hawks hinweg durchschnitt nun ihr verzweifeltes Blöcken die Nacht. Die Ziegen, die Feuer, die toten Männer: die Szene war ein Wachtraum, wie ein Goya-Gemälde aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert, dachte Wells.
    Auf den Satellitenfotos waren drei Lager auf dem Plateau zu erkennen gewesen. Die Apache-Hubschrauber hatten ihre Hellfires vorwiegend auf das nördliche und mittlere Lager gerichtet, um die Kämpfer nach Süden auf die 10th Mountain zuzutreiben. Aber entweder das südliche Lager war das größte gewesen, oder auf dem Plateau hatten sich mehr Männer aufgehalten, als man ihnen gesagt hatte. Dreißig oder mehr Mann hatten sich am Südrand hinter Felsblöcken und Bäumen verschanzt. Eine kleinere Gruppe wurde halb von einigen Steinen verborgen, die den Eingang zu einer Höhle westlich der Absprungzone blockierten.
    Wells zog den Karabiner von der Schulter und ließ sich zu Boden fallen. Das Plateau war kalt und bestand mehr aus Stein als aus Erde; eine Steinspitze stach in seine Weichteile.
Die Männer in der Nähe der Höhle stellten eine unmittelbare Bedrohung dar, dachte er. Mit ihren RPGs hatten sie schon beinahe einen Black Hawk ausgeschaltet. Er eröffnete das Feuer auf sie mit drei kurzen Salven und hoffte, sie auf diese Weise vom Hubschrauber abzulenken.
    Plumps! Plumps! Neben ihm landete Hughley, gefolgt vom Rest der B-Kompanie. Die A-Kompanie traf siebzig Meter südöstlich auf das Plateau. Sobald der letzte Soldat den Boden berührt hatte, zogen die Black Hawks davon.
    »Jetzt sind wir drin«, brüllte Wells zu Hughley hinüber.
    »Ja, und wir werden bis Sonnenaufgang hier nicht herauskommen.«
     
    Die Männer der B-Kompanie schwärmten in einem siebzig Meter breiten Bogen aus. Wells und Hughley lagen den Höhlen am nächsten. Die A-Kompanie hatte sich in ähnlicher Weise positioniert. Ihre Lage wirkte stärker, als sie war, dachte Wells. Die Talibankämpfer im Süden verteilten sich bereits, um das Schlachtfeld zu vergrößern, sodass sie aus neuen Schusswinkeln auf die Soldaten der Special Forces feuern konnten. Wie Zivilisten drängten sich auch aufständische Kämpfer üblicherweise zusammen, sobald sie unter Beschuss gerieten, in der Hoffnung, durch ihre Anzahl Sicherheit zu gewinnen. Die Tatsache, dass diese Kämpfer das Gegenteil getan hatten, lieferte einen weiteren Beweis, dass sie professionelle Unterstützung erhielten.
    »Mist!«
    Auch ohne sich umzudrehen, erkannte Wells Hacketts Stimme. Der stämmige Sergeant hüpfte auf dem rechten Bein auf Hughley und Wells zu. Drei Meter von ihnen entfernt stürzte er zu Boden. Wells rannte zu ihm hinüber, hob ihn auf und stemmte seine Schulter unter Hacketts Arm.
Gemeinsam taumelten sie auf Hughley zu wie Kinder bei einem Dreibeinlauf.
    »Sir, ich habe eine abbekommen.« Hackett sprach ruhig – als ginge es um etwas ganz anderes – aber der Schmerz in seiner Stimme war unüberhörbar. »Linkes Bein. Ziemlich schlimm, glaube ich.«
    Wells legte Hackett auf den Boden und leuchtete mit einer Stablampe auf sein Bein. Die Kugel hatte ihn direkt über dem Knie in den Oberschenkel getroffen. Das Blut wurde beständig aus der Wunde gepumpt und glitzerte rot im Licht der Taschenlampe. Die Kniekehlenarterie. Hacketts Unterschenkel war glitschig vor Blut. Der Sergeant stöhnte, als Wells den Bereich um die Wunde abtastete. Hughley leuchtete mit der Taschenlampe in Hacketts Gesicht. Er war blass und sein massiver Kiefer schmerzverzerrt.
    Wir müssen ihm ein Tourniquet anlegen, dachte Wells. Auch wenn Hackett durch das Abbinden der Arterie vielleicht sein Bein verlor, hätte die Alternative noch schlimmere Folgen. Ein Chirurg könnte die Wunde nähen, aber der nächste Chirurg befand sich in Bagram, deshalb musste die Schlauchbinde genügen.
    »Legen Sie den Rucksack ab, Sergeant. Ich werde das Bein abbinden.«
    »Ein Tourniquet?«, fragte Hackett unsicher nach.
    Hackett wusste, was eine Schlauchbinde bedeutete, dachte Wells. Er hätte ihm gern einen Schuss Demerol gegeben, aber der Sergeant hatte bereits zu viel Blut verloren. Das Opiat hätte ihn in einen Schockzustand versetzen können. »Es wird ein wenig stechen. Beißen Sie auf das.« Wells fand in seinem Rucksack einen Mundschutz und drückte ihn Hackett in die Hand. Neben ihnen feuerte Hughley kurze Salven auf die Höhle ab.

    »Wie

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