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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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sagte sie auf seine unausgesprochene Frage hin. Das war lächerlich viel, selbst für ihn, der Nadja regelmäßig Handtaschen für fünftausend
und Kleider für zehntausend Franken kaufte. »Bedenken Sie, dass es sich um einen lupenreinen Stein handelt«, sagte sie. »Das ist ein dauerhafter Wert.« Frederica legte den Kopf zur Seite und spähte in den Verkaufsraum. »Und sehen Sie sie doch nur an.«
    Kowalski folgte Fredericas Blick. Als Nadja merkte, dass er sie ansah, lächelte sie und verschränkte die schwanengleichen weißen Arme über dem Bauch, so dass sich ihre Brüste leicht hoben und der Saphir zwischen ihnen lag wie ein Säugling an der Brust seiner Mutter. Sie war betörend, durch und durch atemberaubend. Die Ironie lag darin, dass sie in einem Kartoffelsack genauso gut ausgesehen hätte. Schmuck und Designerkleider ließen weniger schöne Frauen attraktiver wirken, an ihr waren sie verschwendet.
    Der Gedanke kam ihm nicht zum ersten Mal. Normalerweise freute er sich an der Vorstellung. Aber nicht heute. Heute freute ihn gar nichts. Seit Wochen hatte ihn nichts mehr gefreut. Nicht seit …
    Frederica legte Kowalski die Hand auf den Arm. »Was meinen Sie, Monsieur?«
    »Wunderschön«, musste Kowalski zugeben. Er reichte Frederica seine schwarze Amex-Karte und überlegte, wie viel sie wohl an dem Verkauf verdiente. Nicht dass es ihn wirklich interessiert hätte. »Ich nehme die Kette, aber bitte beeilen Sie sich, Madame.«
    Kowalski ging nur noch ungern unter Leute. Nicht einmal mitten in Zürich, das zu den sichersten Städten der Welt zählte. Nicht einmal bei Tiffany, selbst wenn die Tür abgeschlossen war und von seinen Bodyguards bewacht wurde. Schließlich hatte ihn John Wells auch in den Hamptons erwischt, wo fünf Wachleute für seine Sicherheit
hätten sorgen sollen. Und damals hatte Wells nicht annähernd so viel Grund gehabt, ihn zu hassen.
    Frederica verschwand hinten im Laden. Bei Tiffany in der Bahnhofstraße war man nicht so déclassé , dass man Geschäfte vor den Augen der Kunden abgewickelt hätte. Kowalski ging zu Nadja zurück, die fragend das Näschen kräuselte.
    »Pierre? Hast du dich entschieden?«
    »Kätzchen, auch ich habe meine Grenzen. Aber ich habe mit Frederica gesprochen, und wir kaufen dir ein hübsches Bettelarmband. Du weißt schon, das aus Silber.«
    Nadjas Hände flatterten zu ihrem Hals.
    »Aber die Kette ist so schön, Pierre. Und du hast gesagt …« Sie brach ab. Plötzlich sah sie aus wie ein Welpe, dem sein Lieblingsspielzeug abhandengekommen ist.
    Kowalski zog sie an sich. »Natürlich gehört sie dir. Du weißt doch, dass ich dir nichts abschlagen kann.«
    »Pierre!« Sie schlang die Arme um ihn und küsste ihn. Der dicke Mann in mittleren Jahren und die junge Nymphe - das Paar sah aus wie die Parodie einer Diamantenwerbung. So standen sie da, bis Frederica mit dem Zahlungsbeleg kam.
     
    Am Nachmittag war Kowalski in seinem Büro, als Tarasow, sein Sicherheitschef, erschien. »Ist es gestattet?«
    »Komm rein.«
    Tarasow trat ein. Ihm folgte ein großer, dünner Mann in einem rotblauen Trainingsanzug. Mit dem schütteren blonden Haar und den winzigen, tief in den Höhlen liegenden Augen war der Kerl eines der hässlichsten Geschöpfe, die Kowalski je zu Gesicht bekommen hatte.

    »Das ist Dragon, der Mann, den ich erwähnt hatte. Dragon, das ist Monsieur Kowalski.«
    »Sehr erfreut«, murmelte Dragon. Sein Französisch war nicht besser als das eines Sechstklässlers.
    »Dragon oder Monsieur Dragon?« Kowalski wusste, dass er sich über seinen neuen Mitarbeiter nicht hätte lustig machen sollen, aber er konnte nicht anders. Dragon. Wie ein Drache sah der Mensch wirklich nicht aus.
    Dragon verschränkte die Arme. »Dragon reicht. Ich lege keinen Wert auf Förmlichkeit.«
    »Dann also Dragon«, erwiderte Kowalski.
    »Ich habe Dragon die Bedingungen erläutert, und er ist einverstanden«, sagte Tarasow.
    »Es ist mir eine Ehre«, pflichtete Dragon bei.
    »Bon«, sagte Kowalski. »Würden Sie bitte draußen warten, Dragon? Und schließen Sie die Tür.«
    »Das ist dein Meisterschütze?«, fragte Kowalski Tarasow, als Dragon verschwunden war. »Besonders eindrucksvoll sieht er ja nicht aus.«
    Kowalski hatte Tarasow angewiesen, die Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken, und zwar nicht mit den Muskelmännern mit Spatzenhirn, die sich in den Hamptons als völlig nutzlos erwiesen hatten. Daraufhin hatte Tarasow Dragon angeschleppt, angeblich den tödlichsten Schützen

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