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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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früheren CIA-Agenten und Offiziere im Ruhestand, die Kowalskis Quellen in Washington waren. Hatte die CIA von Markows Beteiligung erfahren? Offiziell waren die Männer nur als ausländische Staatsbürger, nicht als Russen identifiziert worden. Ihr Weg war bis zu dem Hotel zurückverfolgt worden, in dem sie abgestiegen waren, das war alles. Oder waren die Vereinigten Staaten doch schon weiter? Und was war mit Wells? War ihm klar, welche Rolle Kowalski bei dem Anschlag gespielt hatte? Zu viele Fragen ohne Antwort. Zum Teufel mit Markow und dessen
Männern, die die Sache vermasselt hatten. Markow selbst hatte Kowalski erklärt, er mache sich keine Sorgen. Der hatte gut reden. Er saß in Moskau, wo niemand an ihn herankam, solange er nicht im Kreml in Ungnade fiel.
    Markow hatte den Kreml. Kowalski hatte Dragon, noch einen überbezahlten Osteuropäer, der sich auf seine Kosten vollstopfte und unter seinem Dach schlief. Selber schuld. Die Sache hatte er sich selbst zuzuschreiben.
    Sein Festnetztelefon klingelte. Es war Thérèse, seine Sekretärin.
    »Monsieur«, sagte Thérèse, »ein Anruf von Andrej Pawlow. Soll ich ihn bitten, eine Nachricht zu hinterlassen?«
    Pawlow gehörte zur Führungsspitze von Rosatom, der russischen Atomenergiebehörde. Zwei Jahre zuvor hatte er gemeinsam mit Kowalski der iranischen Regierung Zentrifugen für die Anreicherung von Uran verkauft, ein höchst profitables Geschäft.
    »Stellen Sie durch.«
    Die Leitung wurde still. Dann hörte er Pawlows Stimme. »Pierre, alter Kamerad.«
    »Andrej.«
    Fünfzehn Minuten lang schwafelte Pawlow über ein neues Rosatom-Atomkraftwerk und das Geld, das er beim Handel mit Öl-Futures verdient hatte. »Für jemanden wie Sie oder Leute wie Abramowitsch wäre das natürlich nur ein Taschengeld, aber für mich ist es ein Vermögen.« Endlich, als Kowalski schon fast die Geduld ausging, machte Pawlow eine beiläufige Bemerkung. »Haben Sie eigentlich von dem Material gehört, das uns abhandengekommen ist?«
    Abhandengekommen? Material? Das konnte bei Rosatom
nur eines bedeuten. Und die Tatsache, dass Pawlow mit seiner Frage so lange gewartet und sie derart beiläufig gestellt hatte, deutete darauf hin, dass die russische Atomenergiebehörde in hohem Maße beunruhigt war.
    »Nur Gerüchte«, erwiderte Kowalski.
    »Keine große Sache. Ein oder zwei Kilo minderwertiges Zeug. Vielleicht drei.«
    »Ja, ich weiß.« Kowalski bluffte weiter. »Ich habe allerdings gehört, es soll sich um HEU handeln.« Hoch angereichertes Uran, das für Atomwaffen geeignet war, nicht die niedrig angereicherte Variante, die für die Stromerzeugung in Kernkraftwerken eingesetzt wurde.
    »Nein, HEU ist es nicht, eher mittel angereichertes Uran. Aber die Leute, die das Zeug in die Finger bekommen haben, prahlen vielleicht damit und behaupten, es wäre genug für eine Bombe. Wir würden das Material gern finden, bevor es jemand anderer tut. Sie wissen doch, wie leicht sich die Amerikaner aufregen. Manchmal sprechen sich solche Dinge ja herum.« Pawlow räusperte sich. »Also, falls Sie was hören, würden wir uns freuen, wenn Sie uns umgehend informieren. Wir würden uns natürlich erkenntlich zeigen.«
    Kowalski entschied sich nachzuhaken. »Wann ist das Material eigentlich verschwunden? Und wo?«
    »Zum letzten Mal wurde es vor ein paar Wochen in Majak gesichtet.«
    Majak. Die größte Atomwaffenfabrik der Welt. Noch ein Hinweis darauf, dass die Sache ernster war, als Pawlow zugeben wollte. Aber Kowalski wollte nicht weiterfragen. Vermutlich hatte Pawlow bereits mehr gesagt, als er vorgehabt hatte.
    »Ich erkundige mich«, sagte Kowalski. »Falls ich was
höre, melde ich mich. Und besuchen Sie uns bald einmal in Zürich. Nadja und ich würden gern mit Ihnen essen gehen. Sie vermisst ihre Landsleute.«
    »Gute Idee.« Pawlow legte auf.
    Kowalski überlegte kurz. Vor einigen Monaten hatte er einen Anruf erhalten. Es war eines der wenigen Angebote in seinem Leben gewesen, die er rundheraus abgelehnt hatte. Er überlegte, ob er Tarasow entbehren konnte, solange Wells auf dem Kriegspfad war. Andererseits … er musste herausfinden, ob er mit seiner Vermutung bezüglich Pawlows Anruf richtig lag.
    Er rief Tarasow zu sich. »Anatolij, hol deinen Pass. Du fliegst nach Moskau.«

10
    Hamburg
    Auf der legendären Hamburger Reeperbahn war nicht viel los. Die Nutten warteten wie immer an einem kleinen öffentlichen Platz zwischen Kebab-Ständen und Läden, die sich auf Pistolenattrappen und

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