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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Zweck verwendet werden, das weiß jeder. Ich kenne nur zwei Menschen, die so vertrauenswürdig sind, dass ich es ihnen gegenüber auch nur erwähnen würde, und die haben beide abgelehnt. Druck auszuüben bringt nichts. Wir wollen schließlich nicht, dass es heißt, ich bin auf der Suche nach
Material für Atomwaffen. Außerdem ist es doch sowieso nur als zusätzliche Sicherheit gedacht, oder?«
    »Wahrscheinlich, aber so lange ich mir die Bomben nicht näher ansehen und meine Berechnungen anstellen kann, weiß ich das nicht genau.«
    »Dann versuche ich es weiter. Und jetzt fahren wir am besten zu mir nach Hause, damit du dich ausschlafen kannst. Wenn du auf dem Nordatlantik bist, wirst du mir noch dankbar dafür sein.«

11
    Moskau
    Wells stand unter dem gleißenden UV-Licht und wartete, dass die Minuten vergingen. Es fiel ihm schwer, sich nicht albern vorzukommen. Draußen war es dunkel, und die Temperatur lag knapp über null Grad. Aber im Ultra Spa ging die Sonne nie unter.
    Wells war der einzige Mann im Sonnenstudio, was ihm einen misstrauischen Blick der Kassiererin eingetragen hatte. Doch sie hatte seine Rubel genommen und ihn durch einen schmuddeligen, gefliesten Gang an Saunen und einem winzigen Schwimmbecken vorbei zu einem Raum geführt, den ein halbes Dutzend Bräunungs-Stehkabinen mit ihrem elektrischen Summen erfüllten. Wells zog sich bis auf die Boxershorts aus und wurde trotz des leichten Bauchansatzes, den er sich zugelegt hatte, von der Kassiererin mit einem anerkennenden Blick bedacht. Sie legte ihm die Hand auf den Arm, wählte eine Kabine aus und gab seine Zeit ein: fünfzehn Minuten. Dann drückte sie ihm eine Schutzbrille in die Hand, und er verschwand in der Kabine.
    Er fragte sich, ob Sonnenstudios in irgendeinem Handbuch für Spione erwähnt wurden. Wahrscheinlich nicht, aber ihm blieb keine Wahl. Seine Haut musste so dunkel
wie möglich bleiben, was im Moskauer Dezember keine leichte Aufgabe war. Markow gegenüber wollte er sich als Jalal Sawaya, Anführer der Blüten des Libanon, ausgeben. Jalal wollte Markows Männer anheuern, damit sie für ihn die Zentrale des syrischen Geheimdienstes in Damaskus in die Luft sprengten - als Rache für die Bombenanschläge von Beirut, hinter denen die Syrer vermutet wurden. Er hatte zweihundertfünfzigtausend Euro in einem Koffer bei sich, um zu beweisen, dass er es ernst meinte.
    So lautete zumindest Wells’ Coverstory. In klaren Momenten war ihm bewusst, wie dünn sie war. Schlimmer noch. Geradezu fadenscheinig. Die Blüten des Libanon gab es wirklich, aber sie hatten seit Jahren kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben. Die Syrer hatten mit ihnen offenbar gründlich aufgeräumt. Jalal Sawaya war Wells’ Fantasie entsprungen, obwohl der Name im Libanon durchaus geläufig war. Selbst wenn Markow Jalal für echt hielt, würde er sich fragen, warum er sich an einen Russen wandte und nicht an eine der vielen Terrorgruppen im Nahen Osten.
    Aber es kam nicht darauf an, ob Markow Jalals Angebot annehmen wollte. Er brauchte die Geschichte nicht einmal zu glauben. Solange er sich zu einem Treffen mit Jalal bereiterklärte, und sei es nur, um ihm sein Geld abzunehmen, würde Wells seine Chance bekommen.
     
    Noch bevor er einen Fuß auf russischen Boden setzte, hatte Wells merken müssen, dass Bart und dunkle Haut in Moskau kein Vorteil sein würden. Obwohl er in der ersten Klasse flog und seinen Platz mit seinem neuen amerikanischen Pass unter dem Namen Glenn Kramon gebucht
hatte, wurde er von den Aeroflot-Flugbegleitern nur zögernd bedient. Er fragte sich, ob er sich das einbildete, bis er nach neunzigminütigem Flug in die vordere Bordküche gerufen wurde.
    »Mr Kramon, der Kapitän möchte Sie sprechen.«
    Der Kapitän war ein großer Mann mit kurz geschorenem Haar und einem breiten slawischen Gesicht. »Sie sind Mr Kramon?«
    »Ja.«
    »Sind Sie Ägypter?«
    »Amerikaner. Wollen Sie meinen Pass sehen?«
    »Sind Sie Muslim?«
    »Unitarier.« Aus irgendeinem Grund war das die erste Religionsgemeinschaft, die Wells einfiel. Hoffentlich stellte der Kapitän keine Fragen zu ihren Glaubengrundsätzen. Setzten die Unitarier auf Doktrin oder gute Werke?
    »Was sind Unitarier?«
    »Christen. Ist das ein Verhör? Wie wär’s, wenn Sie sich um Ihr Flugzeug kümmern?« Wells wusste, dass er den Mund hätte halten sollen, aber allmählich wurde er sauer.
    »Ihren Pass, bitte.«
    Wells reichte ihm das Dokument. Der Kapitän blätterte darin und nickte

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