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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Mädchen gefallen?«
    »Bestimmt nicht. Wie geht es dir, mein Freund?«
    »Wie immer. Wir müssen zusehen, wie uns die Kurden an der Nase herumführen.«
    »Während die Amerikaner ihren Spaß daran haben.«
    »Stimmt. Und Helmut« - Bernhards ältestes Kind und sein einziger Sohn - »treibt sich nächtelang in Bars herum. Anscheinend hat er sein Drehbuch fast fertig.«
    Helmut hatte vor einem Jahr sein Studium an der Universität Hamburg abgebrochen, angeblich um Filme zu machen. Nasiji war ihm zweimal begegnet. Ein affiger Junge, der nach süßlichem Rasierwasser stank.
    »Du setzt ihn besser vor die Tür.«
    »Das habe ich schon getan. Letzte Woche. Ich hoffe, es ist nicht zu spät. Eigentlich bin ich selbst schuld. Ich hätte ihn nicht Helmut nennen dürfen. Aber damals wollte ich mich noch anpassen.«
    Nasiji hörte diese Klagen nicht zum ersten Mal. »Wie geht es den beiden anderen?«
    »Den Mädchen? Du weißt doch, wie Frauen sind.« Bernhard steuerte den Mercedes in einen der Elbtunnel. Die Elbe war seit Jahrhunderten die Quelle des Reichtums der Stadt, die Wasserstraße, die Deutschland mit der Nordsee und dem Rest der Welt verband. Der größte Teil der Stadt lag nördlich des Flusses, die gewaltigen Hafenanlagen befanden sich jedoch am Südufer.
    »Wie geht es Zaineb?« Nach Helmut hatte Bernhard seinen Kindern wieder traditionelle islamische Namen gegeben. Zaineb war die Ältere seiner beiden Töchter. Nasiji war ihr nur einmal begegnet. Sie war zierlich, hatte
feines dunkles Haar und ein kehliges, dröhnendes Lachen, das klang, als wäre die Welt für sie ein einziger Scherz. In einem anderen Leben hätte Nasiji sie geheiratet.
    »Gut.«
    »Ist sie heute Abend da?«
    »Sie besucht eine Cousine.«
    »Schon wieder unterwegs.« Bernhard wollte offenkundig nicht, dass Zaineb etwas mit Nasiji zu tun hatte. Er konnte es ihm nicht verübeln. »Vielleicht sehe ich sie eines Tages wieder.«
    »Bestimmt.«
    »Was seid ihr Türken doch für Lügner.«
    »Nicht schlimmer als ihr Iraker.«
    Sie verließen den Tunnel am Südufer des Flusses in der Nähe des Hafengebiets, wo einhundert Meter lange Kais durch Kanäle getrennt wurden und es ebenso viel Wasser wie Land gab. An den Kais, an denen sich bis zu fünf Containerlagen übereinanderstapelten, ragten Kräne fast einhundert Meter weit in den Himmel. Mächtige Containerschiffe, die zu den eindrucksvollsten Industriekonstruktionen überhaupt zählten, lagen im gleißenden Flutlicht still in den Kanälen. Die größten dieser Schiffe waren vierhundert Meter lang und konnten zweihunderttausend Tonnen Fracht transportieren - das entsprach hunderttausend Autos.
    »Ein Wettlauf der Riesen«, meinte Nasiji. »Aber er scheint schon wieder vorbei zu sein.« Tatsächlich waren die Werften bis auf vereinzelte Wachleute verlassen.
    »Die Schiffe werden immer größer«, erwiderte Bernhard. »Aber irgendwann denkt man nicht mehr darüber nach.«

    Über eine Brücke gelangten sie in den südlichen Teil des Hafens, wo die Kanäle schmaler, die Schiffe und Kräne nicht ganz so groß waren. Bernhard bog nach rechts ab und fuhr an einer hohen Mauer entlang, bis sie an ein Wachhäuschen kamen. Das Fenster öffnete sich, und ein etwa fünfzigjähriger Mann mit langen Haaren beugte sich heraus.
    »Ja bitte?«
    Bernhard fuhr sein Fenster herunter, und der Wachmann nickte. »Ach, Herr Kygeli. Guten Abend.«
    »Guten Abend, Georg.«
    Das Tor öffnete sich.
    »Der Mann kennt dich«, stellte Nasiji fest.
    »Das will ich auch hoffen. Schließlich gehört mir das Lagerhaus seit fünfzehn Jahren.«
    Bernhard bog in eine Sackgasse, die an einem eingezäunten Backsteinlagerhaus und einem Parkplatz endete, auf dem ein halbes Dutzend Container herumstand. »Tukham GmbH, Inh. Bernhard Kygeli« stand in roten Lettern auf einem Schild hoch oben an dem Gebäude.
    Bernhard schloss das Tor im Zaun auf, stellte den Wagen vor dem Lagerhaus ab, gab den Code der Alarmanlage ein und betrat das Gebäude. Nasiji folgte ihm.
    »Kein Sicherheitsdienst?«
    »Meine Angestellten würden sich fragen, warum ich Werkzeugschränke bewachen lasse, Sayyid. Mach dir keine Sorgen. Es ist alles unter Kontrolle.« Tatsächlich war das große Vorhängeschloss an der Querseite des Containers unberührt. Bernhard griff nach einer Brechstange und hatte es im Handumdrehen aufgebrochen.
     
    Zehn Minuten später hatten sie die Kisten mit den Nummern
301 und 303 herausgeholt. Nasiji öffnete die Behälter, dann die

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