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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Dort verpackte Jussuf seine eigenen Waren in die Kisten mit den Nummern 301 und 303. Die Kisten verschwanden in einem Container, der auf die UND Birlik verladen wurde, ein Schiff, das regelmäßig die Route Istanbul-Triest fuhr. Fünf Tage später wurde der Container in Triest entladen und für den Transport nach Hamburg auf einen Lkw umgeschlagen. Erwartungsgemäß wurde der Container nicht ein einziges Mal vom Zoll inspiziert.
     
    Nun waren Nasiji und der Container in Hamburg angelangt.
    In dem Hof an der Reeperbahn hatte eine der Nutten endlich einen Kunden gefunden, einen jungen Mann in Jeansjacke. Sie hakte sich bei ihm unter, und gemeinsam verschwanden sie in Richtung der Seitenstraßen mit den billigen Stundenhotels. Der Blick des Mannes glitt im Vorbeigehen über Nasiji hinweg, aber er stutzte nicht. Keine Überraschung. Wenn er gewollt hätte, hätte Nasiji die ganze Nacht lang in dem Innenhof stehen können, ohne dass ihn jemand belästigt hätte. Noch nicht einmal die Nutten. Trotz des Lärms und der vielen Menschen war die Reeperbahn ein erstaunlich guter Ort zum Nachdenken.

    Nasiji fragte sich, wann die Russen den Diebstahl öffentlich machen würden. Ahmed Faisal, der Verbindungen zum saudischen Geheimdienst besaß, hatte ihn wissen lassen, dass der FSB Interpol und die Vereinigten Staaten um Fahndung nach den Farsadow-Cousins ersucht hatte. Trotzdem glaubte er, einen ausreichenden Vorsprung vor seinen Gegnern zu haben. Grigorij und Tajid konnten nicht mehr reden. Nur drei Menschen wussten, wo genau sich die Bomben befanden: Nasiji selbst, Jussuf und der Mann, mit dem er sich treffen wollte. Und so dämpfte nicht einmal der kalte Hamburger Nieselregen seine Stimmung, als er auf seine Kontaktperson, einen Mann namens Bernhard, wartete.
    Bernhards wirklicher Name war Bassim Kygeli. Er war 1979 aus der Türkei ausgewandert und hatte schnell gemerkt, dass die Deutschen lieber mit Bernhard Geschäfte machten als mit Bassim. Also stand auf seinen Visitenkarten und allen Geschäftspapieren Bernhard. Er hatte mit Teppichen und billigem Plunder begonnen, sich aber mittlerweile ein erfolgreiches Import-Export-Geschäft aufgebaut. Im Laufe der Jahre hatte er zu Möbeln und schließlich zum Werkzeugbau gewechselt. Er hatte sich aus Istanbul eine Braut geholt und mittlerweile drei Kinder mit ihr. Die Familie lebte in einem zweistöckigen weißen Haus im vornehmen Hamburger Norden, auf halbem Weg zwischen Flughafen und Stadtzentrum.
    Als die Jahre vergingen und Bernhard immer reicher wurde, nahm seine Wut auf die Vereinigten Staaten und Deutschland zu statt ab. Die Amerikaner unterdrückten die Muslime und führten sich dabei auch noch auf wie deren Wohltäter. Die Deutschen waren so lange Schoßhündchen
der Amerikaner gewesen, dass sie gar keine eigene Meinung mehr kannten.
    Ende der neunziger Jahre wurde Bernhard klar, dass er für den heiligen Krieg wertvoller war, wenn er nicht auffiel. Er spendete jedes Jahr Tausende Euro an Hilfsorganisationen zur Unterstützung der palästinensischen Flüchtlinge. Das war nicht illegal und völlig harmlos. Aber er hielt sich von den radikalen Moscheen Hamburgs fern und gab nie direkt Geld an Wohltätigkeitsorganisationen, die mit dem Dschihad in Verbindung gebracht wurden. Daher erschien sein Name auf keiner Liste von Terrorverdächtigen. Weder CIA noch FBI, weder die französische DGSE noch die britischen MI-5 und MI-6 - kein Geheimdienst hatte je von Bernhard Kygeli gehört. Nicht einmal der deutsche Bundesnachrichtendienst.
    Genau deswegen war Bernhard für Sayyid Nasiji von unschätzbarem Wert. Obwohl Nasiji manchmal frustriert war, weil der Mann keine Ahnung hatte, welches Risiko Nasiji einging. Trotzdem fühlte er sich immer besser, wenn er eine Nacht in Bernhards Haus verbracht, gesüßten Tee getrunken und eines der köstlichen Abendessen genossen hatte, die Bernhards Frau zubereitete: Kebab, Hummus und mit Reis gefüllte Traubenblätter.
    Bei dem Gedanken daran fiel Nasiji ein, dass er den ganzen Tag über nichts gegessen hatte. Daher war er besonders froh, als er Bernhards schwarzen Mercedes am Straßenrand vorfahren sah. Die Nutten stürzten sich auf die Limousine. Nasiji drängte sich durch die Frauen und stieg ein, ohne sich um ihre schnippischen Bemerkungen zu kümmern.
    Bernhard fuhr los. »Warum müssen wir uns eigentlich ausgerechnet auf der Reeperbahn treffen, Sayyid?«

    »Weil unsere Freunde vom BND uns da nie vermuten würden.«
    »Nicht, weil dir die

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