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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Wie konnte er auch nur in Betracht ziehen, diesen Männern beim Diebstahl einer Spezialwaffe zu helfen? Nein, Schluss mit der Schönfärberei: Es war keine Spezialwaffe. Es war eine Atombombe.
    Aber welche Wahl blieb ihm? Wenn er der Polizei von Jussufs Plänen erzählte, unterschrieb er damit sein eigenes Todesurteil. Selbst wenn ihm die Polizei glaubte und seinen Cousin und Jussuf verhaftete, würden ihn Jussufs Freunde finden. Sie würden ihm den Bauch aufschlitzen und seine Eingeweide in den Müll werfen.
    Außerdem hatte er Jussuf die Wahrheit gesagt. Ohne Codes waren die Waffen nutzlos. Und Jussuf konnte unmöglich an die Codes kommen. Oder doch? Nein. Die Codes wurden noch besser bewacht als die Waffen selbst.
    Grigorij hörte auf zu wischen und warf den Lappen beiseite. Er würde der Polizei nichts verraten - noch nicht. Vielleicht später, wenn er mehr Beweismaterial hatte. Aber er wusste, dass er sich in die Tasche log. Wenn er zur Polizei gehen wollte, musste er es jetzt tun, nicht später. Je länger diese Sache lief, desto schwerer würde es für ihn werden, sich aus der Affäre zu ziehen.
    Auch gut. Er würde Jussuf helfen, wobei er nur hoffen konnte, dass der sich an seinen Teil des Handels hielt und
ihn nicht umbrachte, sobald er ihm die Gefechtsköpfe ausgehändigt hatte. Falls sich herausstellen sollte, dass Jussuf irgendwie an die Codes gekommen war, würde er der Polizei alles erzählen, was er wusste.
    »Nur ein Narr traut dem Teufel«, sagte Grigorij in die leere Küche hinein. Er trank noch einen Schluck Wodka, aber diesmal schmeckte der Schnaps bitter.
     
    Die Tage nach dem Treffen vergingen schnell, zu schnell für Grigorij. Er nannte Jussuf die geplanten Termine für die nächsten fünf Konvois. Der kleine Araber verschwand für ein paar Tage, und Grigorij hoffte, ihn nie wiederzusehen. Eines Abends fiel sein Blick auf den Umschlag mit den Hundert-Dollar-Scheinen. Er zog sein bestes schwarzes Hemd an und übergoss sich mit Eau de Toilette aus einer neuen Flasche, die er am Tag zuvor gekauft hatte. Hugo Boss hieß die Marke. Grigorij kannte sie zwar nicht, aber der Name klang edel. Dann nahm er zwanzig Scheine an sich und ging ins Paddy O’Shea, eine pseudoirische Kneipe, die es irgendwie zum angesagtesten Nachtlokal von Ozersk geschafft hatte. Die Russen fühlten sich der grünen Insel verbunden, weil die Iren ebenfalls kräftig tranken, düstere Romane verfassten und in Depressionen schwelgten. Das Paddy bediente alle erdenklichen Irland-Klischees und ergänzte sie zur Sicherheit noch mit ein paar schottischen Elementen wie der Dudelsackattrappe, die über der Bar von der Decke hing. Grigorij bestellte für alle an der Bar Jameson zu einhundert Rubel - etwa fünf Dollar - das Glas. Dabei zog er die Hunderterbündel aus seiner Tasche, damit die anwesenden Frauen sie sahen. Und tatsächlich war seine vernarbte Haut schnell vergessen. Zumindest für eine Nacht fühlte er sich schön.

    Als er am nächsten Morgen erwachte, waren die beiden Nutten, die er mit nach Hause genommen hatte, verschwunden. Genau wie der Umschlag mit dem restlichen Geld, den er offenbar nicht gut genug versteckt gehabt hatte. Als er ins Bad taumelte, um sich zu übergeben, merkte er, dass sie sogar das Eau de Toilette hatten mitgehen lassen. Er beugte sich über die Toilette und gab Whiskey und Guinness von sich, eine dicke braune Soße, die über sein Kinn rann und in der Toilettenschüssel kleben blieb. Er wusste, dass er sich hätte schämen sollen, aber das tat er nicht. Kein bisschen.
    Im darauffolgenden Monat kam und ging ein Konvoi nach dem anderen. Grigorij atmete auf. Vielleicht hatte Jussuf eingesehen, wie schwierig die Sache war.
     
    Das Klopfen erklang an einem ruhigen Nachmittag. Draußen war die Sonne bereits untergegangen, und auf dem betonierten Platz vor der Wohnanlage spielten Kinder in der Dunkelheit. Grigorij erwartete seinen Cousin, aber als er die Tür öffnete, stand nur Jussuf vor ihm.
    »Ist für Donnerstag nach wie vor ein Konvoi geplant?«
    »Ich sehe heute Abend nochmal nach, aber eigentlich ja. Allerdings für den Nachmittag.«
    » Inschallah« - so Gott will - »wird er Verspätung haben.«
    »Je mehr, desto besser.«
    »Das habe ich verstanden. Erklär mir nochmal, wie du vorgehen wirst.«
    Das tat Grigorij. Noch während er sprach, fragte er sich, ob er den Mut haben würde, den Plan wirklich auszuführen. Jussuf musste seine Unsicherheit gespürt haben, denn als Grigorij geendet

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