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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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willst, Jussuf. Woher weiß ich das, wenn die Konstruktion Staatsgeheimnis ist? Ist es das?«
    Jussuf nickte.
    »Die erste Bombe wurde bereits vor langer Zeit gebaut. Im Laufe der Jahre sind die Fakten durchgesickert. Vor allem, was die amerikanischen Bauweisen betrifft. Ihr dürft nicht vergessen, dass sich die Bomben ähneln, egal ob in Amerika oder in Russland, weil die Gesetze der
Physik überall dieselben sind. Jeder steht vor denselben Konstruktionsproblemen, und die Lösungsmöglichkeiten sind beschränkt. Grundsätzlich hat sich seit den fünfziger Jahren nichts geändert.«
    Während der nächsten Stunden erläuterte Nasiji in allen Einzelheiten, was sie sehen würden, wenn sie die äußere Hülle des Gefechtskopfes zerlegt hatten. Die Sprengkapsel, die zu Beginn der Explosion Neutronen ins Zentrum der Primärstufe abgab und damit die Kettenreaktion beschleunigte. Die Plastiksprengstoffplatten rund um die Primärstufe. Den Hartschaumkunststoff, der durch die erste Explosion zu Plasma wurde und die Energie zur Zündung der zweiten Bombe kanalisierte. Es waren komplizierte Erklärungen, und Baschir war froh, als Thalia an die Tür klopfte und zum Mittagessen rief.
    Sie gingen nach oben zu Datteln und Couscous mit Rosinen, Karotten und frischem Orangensaft, den Thalia selbst gepresst hatte. Während sie aßen, blieb sie schüchtern in der Küche und kam nur herein, um den Tisch abzuräumen und die Gläser nachzufüllen.
    »Hat es dir geschmeckt?«, fragte sie, als sie fertig waren und Jussuf und Nasiji im Keller verschwunden waren.
    »Sehr.« Er tätschelte ihr zögernd den Arm, und sie lächelte unter ihrem Kopftuch.
    »Gut«, sagte sie. »Du sollst ja nicht hungern.«
    »Da besteht wohl keine Gefahr.« Er fuhr sich mit der Hand über den Bauch. Früher einmal war er dünn gewesen, aber die vielen Jahre mit Vierzehn-Stunden-Schichten in der Chirurgie hatten sein Gewicht in die Höhe getrieben.
    »Nein, versteck ihn nicht. Ich mag ihn.« Sie legte einen Finger auf Baschirs Bauch und lächelte. Sein Puls beschleunigte
sich bei der unerwarteten Berührung. Sie war unerfahren gewesen, als sie heirateten, eine echte Jungfrau, die noch nie einen Mann auch nur geküsst hatte. Mittlerweile schien sie sich zunehmend sicherer zu fühlen, wenn sie mit ihm allein war, auch wenn sie sich außerhalb des Schlafzimmers immer noch schüchtern benahm.
    »Dann behalten wir ihn«, sagte er. Sie kicherte. Manchmal vergaß er, dass sie erst zweiundzwanzig war. Er wurde verlegen. »So, zurück an die Arbeit.«
     
    Für den Rest des Nachmittags erklärte Nasiji das physikalische Prinzip, das hinter der Bombe stand. Baschir spürte, dass Nasiji seinen Vortrag ebenso für sich selbst wie für die beiden anderen hielt. Offenbar wollte er sich die Grundsätze ins Gedächtnis rufen, die er zum Bau ihrer eigenen Bombe brauchen würde. Das schwache winterliche Tageslicht vor dem Kellerfenster erstarb, und Nasiji redete immer noch, obwohl Baschir einzunicken begann und Jussuf den Kopf auf den Tisch gelegt hatte.
    »Genug«, sagte Jussuf, als Nasiji mit einer schematischen Darstellung des Zerfalls eines U-235-Atoms begann. »Das könnte genauso gut Hebräisch sein, so wenig Sinn ergibt das für mich.«
    »Aber wenn mir etwas zustößt, müsst ihr wissen …«
    »Wenn dir was zustößt, schießen wir ein Uranteil in das andere und hoffen das Beste. Darauf läuft all das doch hinaus.« Jussuf wedelte mit der Hand in Richtung der drei Whiteboards, die bis zum Rand mit Gleichungen und Diagrammen in verschmierter schwarzer Tinte beschrieben waren. »Das vor dem Mittagessen war ja in
Ordnung, aber jetzt verschwenden wir unsere Zeit. Schneiden wir das Ding auf, und sehen wir’s uns an.«
    Nasiji nickte zögernd. »Ich habe euch wohl mit einer Wüste voller Sandkörner überschwemmt. Du hast Recht. Was zählt, ist das, was wir im Inneren des Gefechtskopfs finden. Morgen wissen wir mehr.«

18
    Wells saß in seiner Suite im Baur au Lac und tat, als würde er fernsehen. Er schaltete zwischen CNN, BBC und Sky Channel hin und her, während er sich benahm, als stünde sein Entschluss noch aus, als hätte er nicht schon fast einen Tag damit verschwendet, über eine Entscheidung nachzudenken, zu der es keine Alternative gab.
    Er konnte Kowalskis Angebot nicht ablehnen. Er brauchte den Namen, auch wenn er sich insgeheim fragte, ob er, Duto und Shafer nicht überreagierten. Wahrscheinlich würde sich herausstellen, dass nichts an der Sache dran war, wie bei

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