Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
Vom Netzwerk:
Kowalskis massiger Körper ihm teilweise die Sicht versperren.
    »Sagen Sie ihm, Sie wollen damit nichts zu tun haben, aber Sie kennen jemanden, der ihm das Zeug besorgen kann«, sagte Wells.
    »Und wer sind Sie diesmal? Sprechen Sie Polnisch? Russisch?«
    Wells beobachtete das Spiegelbild im Fenster.
    »Wollen Sie sich wieder als Araber ausgeben?« Ein verächtlicher Unterton lag in Kowalskis Stimme, derselbe Unterton, den Wells vor einigen Monaten in der Villa in den Hamptons gehört hatte, bevor er Kowalski das Maul mit einem Elektroschocker an der Kehle gestopft und damit den Kreislauf des Irrsinns in Gang gesetzt hatte, der ihn in diesen Raum geführt hatte. »Sehr überzeugend. Wenn ein Araber das Material besorgen könnte, würde der Mann nicht zu mir kommen.«
    »Sie sind ganz schön mutig, wenn Ihr Bodyguard neben Ihnen sitzt«, sagte Wells. »Die Männer in Moskau waren auch mutig.« Er drehte sich mit locker herabhängenden Händen zu Kowalski und Dragon um. Eine Waffe aus dem Schulterholster zu ziehen war nicht einfach, und Dragon war mit Sicherheit schnell, aber das Risiko würde Wells eingehen. »Sagen Sie ihm, was Sie wollen. Ich bin ein alter Freund, den Sie seit Ewigkeiten kennen. Egal was. Wenn er das Zeug so dringend braucht, wie Sie sagen, wird er anbeißen.«

    Kowalski seufzte, und Wells wurde klar, dass er den Konflikt trotz der großen Worte nicht auf die Spitze treiben wollte. »Und dann sind wir quitt?«
    Wells nickte.
    »Wenn das so ist. Er heißt Bernhard Kygeli.« Kowalski holte ein Mobiltelefon aus der Tasche. Während der nächsten zehn Minuten hörte Wells schweigend zu, während Kowalski wie ein Buch auf Deutsch redete. Hie und da waren Worte dabei, die ihm bekannt vorkamen. Vor allem Ortsnamen - Hamburg, Zimbabwe.
    »Gut«, sagte Kowalski schließlich. »Gut. Bitte.« Er legte auf und schob die Handytastatur unter den Bildschirm.
    »Alles gut?«, fragte Wells.
    »Sie heißen Roland und sind ein alter Freund von mir aus Rhodesien. Ich habe mich an Sie gewandt, weil Sie Freunde in Warschau haben und es in Polen ein großes Berylliumwerk gibt. Sie glauben, Sie können ihm das Zeug besorgen, sind aber nicht sicher. Auf jeden Fall für viel Geld. Er meinte, Geld spielt keine Rolle.«
    »Irgendwelche Hinweise darauf, wie weit sie sind?«
    »Nein. Ich habe auch nicht gefragt.«
    »Was ist mit dem Treffen?«
    »Er wollte nicht, aber ich habe gesagt, Sie würden darauf bestehen. Hier gehe es nicht um Gewehre und Granaten, da müssten Sie ihn persönlich kennenlernen. Schließlich hat er sich einverstanden erklärt. Morgen achtzehn Uhr vor dem Hamburger Rathaus.«
    »Muss ich sonst noch was wissen?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Dann sind wir fertig miteinander.«
    »Sie bleiben nicht zum Abendessen? Da wird Nadja aber enttäuscht sein.« Kowalski stemmte sich in die Höhe,
setzte ein starres Grinsen auf und streckte Wells eine fleischige Hand hin. Bevor dieser wusste, wie ihm geschah, hatte er zugegriffen. Kowalskis Handfläche war kühl und trocken. Lange blieben sie so stehen, schüttelten sich die Hände und lächelten in unsichtbare - oder vielleicht reale? - Kameras. Schließlich zog Wells seinen Arm zurück.
    »Retten Sie die Welt, ja, Mr Wells?« Kowalski grinste ihn an. »Und vergessen Sie nicht, dass ich auch dazugehöre.«
    Wir haben nichts miteinander gemein, hätte Wells gern gesagt. Gar nichts. Was auch immer Sie sagen. Sie halten das vielleicht für einen großen kosmischen Scherz, doch da täuschen Sie sich. Aber die Worte konnte er sich sparen. Er hatte den Namen. Er griff zum Handy, um sich vom Hotel den Bentley schicken zu lassen, überlegte es sich jedoch anders. Stattdessen würde er am See entlanggehen und den Schnee auf sich herabrieseln lassen, um sich abzukühlen. In diesem Haus kochten seine Emotionen viel zu hoch.
     
    An der Tür wartete Nadja mit seinem Mantel. Sie zog ihn ihm über die Schultern und berührte dabei leicht seinen Rücken. Wells spürte, wie das Begehren über seine Wirbelsäule bis in seine Lenden schoss.
    »Viel Glück«, sagte sie aus dem Mundwinkel.
    »Ich weiß nicht, was er Ihnen zahlt, aber ich hoffe, es lohnt sich. Ich hoffe, Sie legen jeden Franken unter Ihre Matratze.« Wells wusste, dass er besser den Mund gehalten hätte - ihr Anblick verwandelte bestimmt jeden Mann, der das Haus betrat, in einen brabbelnden Idioten -, aber er konnte nicht anders.

    Sie legte eine Hand an sein Gesicht, zog seinen Kopf zu sich und küsste ihn auf die Wange.

Weitere Kostenlose Bücher