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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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versuchte die Schalter für die Schärfung des Gefechtskopfes umzulegen. Sie rührten sich nicht.
    »Schade, dass wir den anderen nicht haben«, sagte er.
    »Und jetzt?«, fragte Jussuf. »Schneiden wir sie auf?«
    »Sie?«

    »Natürlich sie«, erwiderte Jussuf. »Das Ding ist genau wie eine Frau. Je schneller man drin ist, desto besser.«
    »Heute wird nicht herumgeschnitten«, gab Nasiji zurück. »Heute reden wir darüber, wie diese Dinger funktionieren.«
     
    Der Keller des Farmhauses war in den siebziger Jahren renoviert worden, seitdem jedoch unverändert geblieben. Er bestand aus einem einzigen großen Raum mit Pressspanwänden, einer kaputten Tischtennisplatte am einen Ende und einem Billardtisch, bei dem der halbe Filz fehlte, am anderen. Überreste aus glücklicheren Tagen. Mitten im Raum waren vor einer hässlichen Plastikcouch drei Whiteboards aufgestellt, die Baschir auf Anweisung von Nasiji besorgt hatte. Und in dieser absurden Umgebung hielt Nasiji seine Einführung in den Kernwaffenbau.
    »Zunächst einmal müsst ihr wissen, dass diese Bombe eigentlich aus zwei Bomben besteht.« Er skizzierte auf der Weißwandtafel mit dickem schwarzem Markierstift einen Zylinder, über den er ein großes G malte. »Das ist der Gefechtskopf. Technisch gesehen umfasst der Gefechtskopf noch eine äußere Hülle. Was wir hier haben, wird üblicherweise als physics package bezeichnet …« Nasiji konnte der Versuchung nicht widerstehen, ein wenig anzugeben, was Baschir an die nervigeren unter seinen Medizinprofessoren erinnerte. »Der Einfachheit halber werde ich jedoch von Gefechtskopf sprechen. Also, wie bereits gesagt, befinden sich im Inneren des Gefechtskopfs zwei Bomben. Beide sind nuklear.« Nasiji zeichnete zwei Kreise übereinander in den Zylinder ein.

    Jussuf horchte auf. »Zwei Atombomben? Es gibt also zwei Explosionen?«
    »So ist es, aber sie finden praktisch gleichzeitig statt. Ein Beobachter würde nur eine Explosion sehen. Die erste Bombe, die zündet« - Nasiji tippte auf den unteren Kreis - »wird als Primärstufe bezeichnet. Es handelt sich um ein sehr altes Konstruktionsprinzip. Im Prinzip eine aufgepeppte Version der Bombe, die die Amerikaner über Nagasaki abgeworfen haben. Sie besteht aus Plutonium, um das herum brisanter Sprengstoff angeordnet ist. Wenn die Sprengladungen zünden, wird das Plutonium komprimiert und explodiert seinerseits.«
    Nasiji skizzierte den Implosionsmechanismus auf einer Weißwandtafel, wobei er die verschiedenen Schichten der Bombe durch konzentrische Kreise darstellte. »Auf Einzelheiten werde ich jetzt nicht eingehen. Für den Augenblick müsst ihr nur wissen, dass wir die Primärstufe gar nicht anfassen werden. Die brauchen wir nämlich nicht. Uns interessiert die andere Bombe, die Sekundärstufe. Warum wird sie wohl so genannt, Jussuf?«
    »Weil sie als zweite zündet.«
    »Sehr gut. Das physikalische Prinzip der zweiten Bombe ist komplizierter, aber die Bauweise selbst ist einfach. Sie ist in Schichten aufgebaut. Ganz in der Mitte besteht sie aus Uran, dann folgt Lithium, dann wieder Uran.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Jussuf. »Nur Uran und Lithium? Wo ist der Zünder?«
    »Die erste Bombe ist der Zünder. Wenn sie detoniert, entsteht eine Energiewelle, die das Material in der zweiten Bombe zusammendrückt.«
    Baschir meinte, verstanden zu haben. »Die erste Bombe
zündet also die zweite, genau wie die Sprengladungen die erste Bombe zünden?«
    »Genau«, bestätigte Nasiji. »Und weil die Sekundärstufe mit solcher Kraft komprimiert wird, explodiert sie mit ungeheurer Gewalt. Das ist also eine sogenannte zweistufige Bombe. Ihr kennt doch sicher die Filme von den Bombenabwürfen der Russen und Amerikaner über dem Pazifik mit den gewaltigen Atompilzen.«
    »Natürlich«, sagte Jussuf.
    »Nun, das waren thermonukleare Bomben wie diese hier. Viel größer, aber dasselbe Konstruktionsprinzip.«
    »Und so eine bauen wir, wenn wir die hier zerlegt haben?«
    »Schön wär’s«, erwiderte Nasiji. »Nein, wir entnehmen der zweiten Bombe, der Sekundärstufe, das Uran, das U 235. Und dann bauen wir unsere eigene Bombe. Die wird einfacher sein, nämlich nur einstufig. Vorausgesetzt, wir haben trotz des Sturms und dieses Versagers von Kapitän noch ausreichend Material.« Nasiji seufzte. »Aber darum können wir uns jetzt nicht kümmern. Reden wir darüber, was wir zu Gesicht bekommen, wenn wir unser Spielzeug öffnen.«
    »Aber …«
    »Ich weiß, was du fragen

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