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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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sind doch selbst eine kleine Atombombe.«
    Kowalski zuckte nicht mit der Wimper. »Bei dem Völkermord von 1994 in Ruanda schlachteten Hutu einen Monat lang Tutsi ab. Niemand weiß, wie viele Menschen dort ums Leben gekommen sind. Sagen wir eine Million. Das ist eine schöne runde Zahl. Meine Waffen hatten damit nichts zu tun, Mr Wells. Diese Leute haben Knüppel benutzt. Knüppel und Macheten.«

    »Was wollen Sie damit sagen? Mit Ihren Gewehren hätten sie die Million in einer Woche umbringen können. Das hätte Zeit gespart.«
    »Tun Sie nicht so, als würden Sie mich nicht verstehen. Die Afrikaner und Araber, all die anderen. Sie kaufen sich bei mir Werkzeuge, die sie nicht selbst herstellen können, aber sie bringen sich so oder so gegenseitig um.«
    »Sie befolgen also nur Befehle. Wie die KZ-Wärter der Nazis.«
    »Ich biete eine Dienstleistung an. Ich überlasse es anderen, Befehle zu befolgen und den Abzug zu betätigen. Menschen wie Ihnen.«
    Darauf fiel Wells keine Erwiderung ein.
    »Auch wenn Sie sich als Moralapostel aufspielen, will ich Ihnen Ihre Antwort geben. Bei dieser Bombe geht es nicht um Afrikaner, die sich gegenseitig zum Spaß niedermetzeln, wie sie es immer getan haben und immer tun werden. Diese Sache verleiht ein paar verbitterten Menschen die Macht, die Welt zu verändern. Eine große Stadt ausgelöscht. Wofür? Um ein Buch darüber zu schreiben? Nein. Das will ich nicht.«
    Der beiläufige Rassismus war erstaunlich, doch Wells wusste nicht, wie er argumentieren sollte. Er hasste diese redegewandten Menschen, die die Wahrheit in kleine Stücke zerhäckselten und sie ihm mit Lügen vermischt wieder vorsetzten. »Warum kommen Sie damit zu mir?«, fragte er schließlich. »Sie haben doch bestimmt Kontakte bei der NATO und im Pentagon. Und von Ihren Freunden im Kreml wissen wir ja. Warum gehen Sie nicht zu denen?«
    »Mit denen brauche ich keinen Waffenstillstand«, erklärte Kowalski. »Dieser Handel ist eine persönliche Sache zwischen uns beiden. Wenn Sie sagen, wir sind
quitt, sind wir quitt. Was Sie danach mit den Informationen anfangen, liegt bei Ihnen. Geben Sie sie an die NATO weiter, wenn Sie wollen, oder an Ihre Vorgesetzten. Wobei mir bekannt ist, dass Sie lieber allein arbeiten.«
    Ich arbeite am liebsten mit Exley, hätte Wells gern gesagt. Aber dank Ihnen kann ich das nicht.
    »Eine Frage noch«, sagte er. »Sie sagen, dieser Mann, dieser Türke, hat Sie vor Monaten kontaktiert.«
    »Stimmt. Vor sechs Monaten.«
    »Warum glauben Sie, dass er jetzt von Ihnen hören möchte? Wird er nicht misstrauisch werden, wenn Sie sich einfach so bei ihm melden?«
    »Ich bin mir sicher, er würde sich freuen. Vor zwei Tagen hat er mich nämlich gefragt, ob ich vielleicht eine Möglichkeit gefunden habe, ihm das Zeug zu besorgen.«
    »Auch rein hypothetisch.«
    »Das glaube ich nicht. Entweder haben sie genug für eine Bombe und wollen die Sprengkraft erhöhen, oder sie wissen nicht, ob das Material reicht, und wollen sichergehen.«
    »Oder Sie erfinden das alles.«
    Kowalski schüttelte den Kopf.
    »Also, wie heißt der Türke?«
    »Sind wir uns einig?«
    Wells stand auf. »Ich denke darüber nach.«
    »Denken Sie schnell. Sie wissen besser als ich, dass diese Leute nicht warten werden.«
    »Noch eine letzte Frage«, sagte Wells. »Sie liefern mir also den Namen, und was Sie sonst noch wissen. Wie können Sie sicher sein, dass ich Sie nicht trotzdem umbringe?«
    »Sie sind ein Ehrenmann, Mr Wells.«
    »Das habe ich auch mal geglaubt.«

17
    Fünf Wochen lang war der Iskander-Gefechtskopf unterwegs gewesen. Achttausend Kilometer hatte er zurückgelegt, durch sieben Länder und drei Kontinente, über einen Ozean. Auch ohne zu detonieren, hatte er jede Menge Schaden angerichtet. Harmlos wie ein Zigeunerfluch, hatte Major Jurij Akilew in der Nacht des Diebstahls zu Grigorij Farsadow gesagt. Jetzt war Grigorij tot. Genau wie sein Cousin Tajid. Und Akilew drohte wegen seiner unwissentlichen Beteiligung an dem Diebstahl ein Kriegsgerichtsverfahren, das ihn für den Rest seines Lebens in ein sibirisches Gefangenenlager bringen würde.
    Nun hatte der Zigeunerfluch seinen endgültigen Bestimmungsort erreicht, den Stall hinter dem Farmhaus der Repards. Er stand neben dem Vakuumofen auf dem Boden, und Jussuf, Baschir und Nasiji starrten ihn an wie durstige Collegestudenten ein Bierfass. Nasiji klopfte gegen den Stahlzylinder, fummelte an den achtstelligen Schlössern auf der Bedientafel an der Seite herum,

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