John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär
einmal weiter darüber reden, was für Claims der Prospektor besitzt.«
»Claims… augenblicklich keinen einzigen.«
»Ja dann, Sir, dann meine ich, hat doch unser ganzes Gespräch wenig Zweck gehabt. Die Claims sind doch die erste Voraussetzung.«
Der Fremde lächelte überlegen.
»Sie irren sich, Mr. Workmann. Wenn ich Claims anmelde, dann wird das natürlich sofort bekannt und die Haifische betrachten mich als willkommenes Opfer. Sie verfolgen natürlich jede Anmeldung, und wenn ich im Laufe der nächsten zwei Jahre nicht an der Ausbeutung bin, beantragen sie sofort den Verfall meiner Claims und nehmen an derselben Stelle neue Claims für eigene Rechnung. Wenn ich aber keine Claims anmelde, dann können mir die Leute nicht auf die Spur kommen. Ich riskiere natürlich, daß ein anderer Prospektor an derselben Stelle fündig wird und anmeldet, aber ich bin zum mindesten vor den Börsenhaien und Finanzhyänen sicher. Denn diese Leute haben keine Ahnung, wo etwas zu finden ist. Sie sind immer auf unsere Arbeit angewiesen.«
John Workmann überlegte eine Weile. Dann fragte er weiter.
»Sie kennen also Vorkommen, Sie wissen Stellen, an denen Sie ohne weiteres fündig werden und Claims beanspruchen könnten?«
»By Jove, Sir. Ich kenne mehr als eine Stelle. Aber ich habe den Mut verloren, immer wieder das alte Spiel zu spielen und immer wieder um den Erfolg meiner Arbeiten betrogen zu werden. Ich kenne ein Erdöllager, das nach seiner Erschließung den größten pennsylvanischen Quellen schwere Konkurrenz machen wird. Ich kenne Eisenlager, von denen kein Mensch eine Ahnung hat. Und…« die Stimme Websters sank zum Flüstern herab… »ich kenne ein Goldlager, so reich und unerschöpflich, daß es sich wohl lohnt, mit zwölf Maultieren hinzugehen und mit zwölf Maultierlasten zurückzukehren. Die Reise würde sich tausendfach lohnen.«
»Und warum unternehmen Sie die Reise nicht?«
»Weil ich kein Geld habe, Sir! Weil ich nicht einmal die paar lumpigen Dollars besitze, um die Eisenbahnfahrt von New York nach den Seen zu bezahlen. Darum nahm ich kurz entschlossen den Platz in Ihrem Flugzeug. Es ist ein letzter Versuch. Ein Bruder meiner verstorbenen Frau lebt in Rochester. Ich wollte versuchen, zu ihm zu gelangen und bei ihm das Kapital für eine Expedition nach diesem Goldlager aufzutreiben. Ein letzter Versuch, Sir. Gelingt er, ist es gut. Mißlingt er, so…«
John Workmann ließ seinen Gast nicht ausreden.
»Wie wollen Sie von hier nach Rochester kommen?«
»Irgendwie, Sir. Den längsten Teil des Weges von New York nach Rochester habe ich hinter mir. Für heute abend bin ich gesättigt. Vielleicht gewähren Sie mir auch noch ein Obdach für die Nacht. Für den nächsten Tag zu sorgen, habe ich seit längerer Zeit aufgegeben.«
»Well, Sir, Sie können die Nacht bei mir bleiben. Sie sind mir fremd und werden es verstehen, daß ich Ihre Mitteilungen nachprüfe, bevor ich Ihnen Glauben schenke.«
»All right, Sir, prüfen Sie, soviel Ihnen beliebt. Sie werden nicht finden, daß ich ein Lügner bin.«
»Sie haben von einer Wünschelrute gesprochen. Haben Sie solch ein Instrument bei sich? Oder kann man das hier irgendwo kaufen?«
Mr. Webster lachte über das ganze Gesicht. »Nicht nötig, Sir. An jedem Haselstrauch schneide ich mir solche Rute, wenn ich sie brauche.«
»Desto besser, Mr. Webster. Was können Sie mit dieser Rute alles finden?«
»Schätze des Bodens, Sir. Besonders Metalladern, Erzlager und fließendes Wasser.«
»Gut, Mr. Webster. Wenn es Ihnen recht ist, machen wir morgen eine Probe. Danach werde ich in der Lage sein, Ihnen bestimmte Vorschläge zu machen.«
Eine halbe Stunde später lag Mr. Webster auf dem Sofa in John Workmanns Zimmer und schlief. Schon um sechs Uhr morgens weckte ihn John Workmann und rief ihn zu einem herzhaften Frühstück.
»Ich muß um neun Uhr in meinem Werk sein. Wir behalten zwei gute Stunden für die Probe, die Sie mir versprochen haben.«
»Ich denke, Sie werden damit zufrieden sein.«
Dann schritten die beiden in den sonnigen Sommermorgen hinaus. Aus der Stadt führte ihr Weg und bald umgab sie ein buschiger Laubwald. Mr. Webster ließ seine Blicke nach rechts und links schweifen. Plötzlich schwenkte er vom Wege ab auf eine Strauchgruppe zu.
»Das hier wird passen, Sir. Gute alte Haselbüsche, geschmeidige Ruten. Man kennt sie wohl noch von der Schule her.«
Er zog ein kräftiges Taschenmesser, suchte mit Kennerblicken unter den Zweigen und schnitt
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