John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär
Wünsche. Etwas geheimnisvoll war dieser John Workmann mit seinen Beziehungen zur Finanzaristokratie ja immer gewesen. So entließ er ihn, schweren Herzens zwar, aber mit den besten Wünschen für die Zukunft.
Mit dem Nachmittagszuge fuhren John Workmann und Mr. Webster von Lake Road fort, und am nächsten Morgen gingen sie gemeinsam über den Broadway und die Bowery. John Workmann setzte seinen neuen Partner in einem kleinen Hotel ab. Bevor er irgend etwas anderes in New York unternahm, wollte er erst seine Mutter wiedersehen, wollte er das alte, so vertraute und so lange Zeit entbehrte Heim besuchen.
Von morgen an, das stand fest bei ihm, begann ein neuer Abschnitt seines Lebens, ein Abschnitt, der ihm einen Traum seiner Jugend erfüllen, der ihm den großen Reichtum bringen sollte, den der sterbende Charly Beckers ihm einst vermacht hatte.
*
Mr. Webster saß im Zimmer seines Hotels in einem der bequemen amerikanischen Schaukelstühle, während John Workmann rastlos auf- und abschritt.
»Sie sprechen von Gold, Mr. Webster. Darf ich Genaueres darüber wissen?«
»Aber gewiß, Mr. Workmann. Ich bin in dieser Angelegenheit durchaus auf Ihre Hilfe angewiesen und ehrliche Partner dürfen keine Geheimnisse voreinander haben. Ich kenne ein kleines, aber märchenhaft reiches Goldvorkommen in den chilenischen Anden. Eine Entdeckung, die mich vor fünf Jahren ein glücklicher Zufall machen ließ und die ich, Gott sei Dank, geheimhalten konnte. Ein wunderbares Spiel der Natur, Mr. Workmann. Ein Vorkommen, wie es kaum ein zweites Mal in der Welt vorhanden sein dürfte. Ich war dort im Auftrage einer NewYorker Finanzgruppe, für die ich nach Wolframerzen suchen sollte. In einem abgelegenen Seitental, in einer Höhe, wo das Atmen schon beschwerlich, die Kälte oft tödlich ist, fand ich, was mir so lange vorgeschwebt hatte: Gediegenes Gold im Urgestein, sogenannte Nuggets. Eine kleine Probe, ein Stück im Gewicht eines Pfundes etwa, schlug ich aus dem Gestein und verschloß den Eingang zu der Höhle wieder auf das sorgfältigste.
Meine Begleiter, Eingeborene, hatte ich in alter Vorsicht einige hundert Meter unterhalb der Fundstelle zurückgelassen. Aus alter Vorsicht, denn man darf sich beim Prospekten niemals auf die Finger gucken lassen. Man kann nie wissen, ob die Eingeborenen nicht zum ersten besten Konkurrenten laufen, und dem Dinge erzählen, die er nicht zu wissen braucht. Gut also, ich verschloß meine Höhle, aber ich merkte mir ihre Lage ganz genau und suchte weiter nach Wolfram. An anderer Stelle fand ich gute Lager davon und kehrte nach New York zurück. Es war meine Absicht, meinen Gewinnanteil an dem Wolframfunde zu erheben und dann zu meinem Goldfunde zurückzukehren, zu bergen, was sich bergen ließ. Ich erzählte Ihnen schon, wie es mir dabei erging und wie ich betrogen wurde. Mir blieb so wenig, daß ich schließlich meinen Nugget verkaufen mußte. Ich sage Ihnen, Mr. Workmann, dieser Verkauf war eine aufregende Sache, aufregender als alles, was ich bis dahin beim Prospekten erlebt habe. Ich habe dabei einen Fehler gemacht. Ich hätte das Ding vorher einschmelzen und in Barrenform gießen sollen. Einen regelrechten Goldbarren wäre ich bei jeder Bank zum Tageskurs losgeworden. Aber ich brachte den Nugget so, wie ich ihn dort oben in den Anden herausgeschlagen hatte, zur Bank. Ein zackiges, unregelmäßig geformtes Stück. Stellenweise noch ein wenig von dem Urgestein daran. Das Gold selbst in jener eigenartigen kristallinischen Form, die man bei solchen natürlichen Vorkommen häufig findet, und die dem Geologen, der nach der Entstehung dieses Goldes forscht, soviel Kopfzerbrechen verursacht.«
John Workmann unterbrach den Sprecher.
»Das war in der Tat verkehrt, Mr. Webster, Sie konnten sich doch denken, daß die Leute unnötig auf Ihren Fund aufmerksam wurden, wenn Sie ihnen das Gold in dieser Form zum Kaufe anboten. Es wäre gewiß viel richtiger gewesen, es vorher umzuschmelzen. Warum haben Sie das nicht getan?«
»Sie haben gut reden, Mr. Workmann. Wissen Sie, was dazu gehört?«
»Nun, ich denke ein Ofen, ein Schmelzlöffel und eine Form.«
»Sehr richtig, Mr. Workmann. Aber der Ofen muß eine Hitze von mehr als 900 Grad Wärme geben. Das ist bereits beginnende Weißglut. Der Schmelzlöffel muß dieser Temperatur widerstehen. Er darf sich vor allen Dingen nicht mit dem Gold zu irgendeiner Legierung verbinden, was die meisten Metalle und auch Eisen tun. Denn sonst verschwindet der Löffel so
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