John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär
wanderten durch die Hauptstraße des kleinen Städtchens, bis sie vor dem einzigen Hotel standen.
»Buenos dias! Don Antonio!« begrüßte James Webster den Wirt, der ihm von früher her noch wohlbekannt war. »Buenos dias, caballeros!« erwiderte der Wirt den Gruß.
»Wieder im Lande, Mr. Webster. Soll’s wieder in die Berge gehen?«
»Es soll, Don Antonio. Gewiß soll’s. Aber diesmal nicht allein, sondern in Gesellschaft.«
Mit diesen Worten deutete er auf John Workmann. »Für heute zwei gute Zimmer in Ihrem Hotel, Don Antonio, und danach ein gutes Abendessen. Wir haben 48
Stunden auf der Bahn gelegen. Morgen geht’s an die Zusammenstellung unserer Expedition. Sind noch einige von den Leuten zu haben, mit denen ich hier vor fünf Jahren gearbeitet habe?«
Don Antonio, der dicke chilenische Gastwirt, kratzte sich hinter dem rechten Ohr.
»Die Leute von damals, Mr. Webster? Warten Sie mal.
Hm… Sie hatten damals den Lopez und den Juliano. Die beiden werden noch zu haben sein. Sind jetzt auch, glaube ich, im Ort. Die drei anderen, die damals mit Ihnen waren, sind verschollen…«
»Verschollen?« fragte James Webster. »Was bedeutet verschollen? Totgeschlagen oder in den Bergen verunglückt?«
Don Antonio zuckte mit den Achseln.
»Mit Bestimmtheit kann’s niemand sagen, Mr. Webster.
Ich würde sagen: Totgeschlagen, wenn nicht…«
»Wenn nicht… Reden Sie doch weiter, Don Antonio.« »Nun, wenn nicht vor drei Jahren, gerade als die Leute in den Bergen waren, das große Erdbeben gewesen wäre. Da haben die alten Kordilleren ganz anständig gewackelt. Es soll da in den Hochalpen, besonders nach Norden rauf in der Gegend des Aconcagua, schwere Felsstürze gegeben haben. Sie werden dort manches Terrain verändert finden, manche Gegend vielleicht gar nicht wiedererkennen. Ich glaube, daß auch die drei Verschollenen bei den Bergstürzen erschlagen wurden.«
James Webster zog die Stirn in Falten.
»Sie machen mir da keine sehr guten Aussichten, Don Antonio. Hoffen wir, daß die Dinge morgen bei Tage besser aussehen als heute abend. Den Lopez und den Juliano muß ich morgen sprechen. Vielleicht lassen Sie’s ihnen schon heute bestellen. Jetzt erst zum Abendessen!«
Nach der Mahlzeit saßen John Workmann und James Webster in ihrem Zimmer zusammen. John Workmann sprach:
»Ich bemerke seit kurzem eine Unruhe an Ihnen, Mr.
Webster. Was ist denn geschehen? Ich bitte Sie, sagen Sie mir es offen, wenn irgendwelche Ereignisse eingetreten sind, die unsere Pläne stören.«
James Webster fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Ich kann nicht bestimmt sagen, Mr. Workmann, daß solche Ereignisse eingetreten sind. Aber das Schlimme ist, daß sie vielleicht längst eingetreten sein können, ohne daß wir etwas davon wissen. Das ist die quälende Ungewißheit.« »Ich verstehe Sie noch nicht, Mr. Webster. Wollen Sie sich bitte etwas deutlicher erklären?«
»Sie hörten, wie unser Wirt von dem großen Erdbeben vor drei Jahren sprach. Er sagte, daß ich manche Gegend kaum wiedererkennen würde. Das eben ist’s, Mr. Workmann, was mir schwere Sorge macht.«
John Workmann unterbrach ihn.
»Ich habe vor unserer Abreise mancherlei über die Geographie und Geologie gelesen. Da steht, daß Erdbeben in Chile zu den Alltäglichkeiten gehören, sich beinahe jede Woche, mindestens jeden Monat einmal ereignen.« »Gewiß, Mr. Workmann, das ist richtig. Sie brauchen sich ja nur diese Bude von einem Hotel anzusehen, um den Beweis für diese Behauptung zu finden. Es wird alles auf größte Erdbebenfestigkeit gebaut, weil die Erde hier wirklich alle Augenblicke bebt. Aber es ist ein Unterschied zwischen diesen landläufigen Beben, die so gewissermaßen zum täglichen Leben gehören, und zwischen den großen Katastrophen, die sich nur alle zehn oder zwanzig Jahre einmal ereignen. Ich hatte von dem großen Beben auch drüben in der Union gelesen, der Sache aber nur geringe Bedeutung beigemessen. Jetzt fällt mir das schwer auf die Seele.«
»Meinen Sie im Ernst, Mr. Webster, daß unsere Pläne durch dies Beben hinfällig geworden sind?«
»Ich weiß es eben nicht, Mr. Workmann. Wir müssen uns jedenfalls schon hier über die verschiedenen Möglichkeiten klarwerden, und müssen danach unsere weiteren Dispositionen treffen. Ich wiederhole zunächst unseren ursprünglichen Plan. Wir wollten von hier aus mit zwanzig Maultieren und etwa fünf Eingeborenen in die Berge ziehen.
Dieser Plan hatte zur Voraussetzung, daß wir das
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