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John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

Titel: John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Taufschein bei jeder neuen Kreuzung des Äquators gegen die üblichen Gebühren visiert werden muß.«
    »Ich weiß es, Eure Exzellenz«, sagte James Webster, ohne eine Miene zu verziehen, drehte seinen Taufschein um und wies dem Flachsbärtigen die Rückseite.
    »Oh, oh«, sagte der und zog die Brauen zusammen. »Schon sechsmal visiert. Schon sechsmal über die Linie gekommen. Gut so, brav so. Mein königlicher Herr wird seine Freude an dir haben. Aber wie steht es denn mit deinem jungen Begleiter?«
    »Ich muß Euer Exzellenz leider die Mitteilung machen, daß er zum erstenmal in seinem Leben die Linie kreuzt. Er muß erst durch die Taufe in das Reich seiner salzigen Majestät aufgenommen werden.«
    Der andere nickte. »Es ist gut. Wir werden das Nötige veranlassen und die Zeremonie morgen vormittag vornehmen lassen.«
    Mit diesen Worten wandelte der Abgesandte Neptuns würdevoll weiter. Es dauerte eine Weile, bis John Workmann sich von seinem Staunen erholt hatte.
    »Ich verstehe noch immer nicht, Mister Webster, was der Unsinn zu bedeuten hat. Ich las, daß es bei dieser sogenannten Taufe ziemlich roh hergehen soll. Die Täuflinge werden mit ranzigem Fett und schlechter Schmierseife eingeschmiert, kopfüber ins Wasser geworfen und dergleichen mehr. Ich glaube, daß ich nicht stillhalten werde, wenn man etwas Derartiges bei mir versucht.«
    James Webster lachte lange und herzlich, und es dauerte geraume Zeit, bis er zum Antworten kam.
    »Dear, Mr. Workmann, Sie dürfen die Dinge nicht tragisch nehmen. Für die eigentliche Schiffsbesatzung ist die Äquatortaufe immer noch in der alten, ziemlich ruppigen Weise in Gebrauch. Aber da trifft sie nach Lage der Dinge ja nur Heizer, Trimmer und Schiffsjungen, die das erstemal über den Äquator kommen. Na… und Heizer und Trimmer sind eben keine blütenweißen Engel. Da geht es natürlich etwas derb zu.
    Die Passagiere dagegen und namentlich die Kajütspassagiere werden ganz anders behandelt. Da kommt es hauptsächlich auf die Taufgebühren an, von denen sich die Schiffsbesatzung nach vollbrachter Tat einen guten Tag macht. Ich empfehle Ihnen, 5 Dollar für die Untertanen seiner Königlichen Majestät zu geben, und Sie werden morgen Ihren Spaß an der Sache haben.«
    Der nächste Tag kam mit klarem Himmel und ruhiger See. Jetzt thronte König Neptun unmittelbar vor der Kommandobrücke auf einem mächtigen Speckfaß, das mit Flachs, Algen und einigen alten Teppichen zu einem Thron umgebaut worden war. Ihm zur Seite seine holdselige Gemahlin Amphitrite, deren körperliche Formen und Rundungen mit sehr viel Werg und Sachverständnis herausgearbeitet worden waren. Aber es gab unter den Passagieren Skeptiker, die in Amphitrite einen Kajütensteward wiedererkennen wollten. Das königliche Gefolge war um die Majestäten herum aufgebaut. Da stand der neptunische Barbier mit fürchterlichen Vatermördern, einem unglaublichen krach-grünen Frack und einem grauen Zylinder, der den Schornsteinen des »Abraham Lincoln« ernstlich Konkurrenz machte. An der linken Seite hing ihm als Amtszeichen eine riesenhafte Klistierspritze herab. In der Rechten trug er ein hölzernes Rasiermesser von übergroßen Dimensionen. Und dann war da der Finanzminister Seiner Majestät, dessen Kostümierung derjenigen des Hofbarbiers kaum etwas nachgab. Der hatte eine große Rolle in der Hand und begann nun mit gewichtiger Stimme, die merkwürdig an diejenige des ersten Bootsmannes erinnerte, die Namen der Täuflinge zu verlesen.
    John Workmann hörte seinen Namen nennen. Gleichzeitig gab ihm James Webster einen kleinen Stoß.
    »Treten Sie vor, Mr. Workmann und machen Sie gute Miene zum bösen Spiel. Es ist ja alles nur Scherz.«
    John Workmann trat auf die Gruppe Neptuns zu und wurde sogleich vom Hofastronomen angesprochen.
    »Seine Königliche Majestät sind erfreut, einen Neuling in Ihrem Reiche begrüßen zu können, und haben Befehl gegeben, demselben den Äquator durch das Fernrohr zu zeigen.«
    Dabei bedeutete man John Workmann, auf einem Stuhl Platz zu nehmen, der vor einem großen, auf einem Dreibein montierten Fernrohr stand. Der Hofastronom trat hinter ihn, rückte ihn vor dem Rohr zurecht, und nun erblickte John Workmann wirklich das helle Gesichtsfeld des Rohres, durch das sich mitten hindurch ein dicker gelber Streifen wie eine gerade Linie zog. Man zeigte ihm einen vor die Fernrohrlinse gespannten Bindfaden als den Äquator. Und außerdem war das Ganze noch eine Geschichte mit doppeltem

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