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John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

Titel: John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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damaligen Züge und Fahrten eingetragen. Jetzt nahm er den mitgeführten Höhenmesser und deutete schweigend auf den Zeiger, der auf 3100 m stand.
    »Ich kenne mich genau in der Gegend aus, Mr. Workmann. Wir lagern hier genau an demselben Platz, an dem ich auch vor fünf Jahren lag. Sehen Sie. Hier!«
    Er deutete bei diesen Worten auf einen Punkt der Karte und John Workmann sah, daß dort ein Kreuz eingezeichnet war. Daneben stand ein Datum und dann die Zahl 3100.
    »Wir stehen hier an der oberen Grenze des Waldgürtels. Hier geht unser Weg weiter.«
    Bei diesen Worten verfolgte er mit dem Finger eine feine Linie, die noch an zwei Stellen durch Kreuze unterbrochen war.
    »Morgen wollen wir bis hierher ziehen. Dort müssen unsere Leute kräftig Gras für die Maultiere schneiden und mitnehmen. Denn von dort an in 3500 Metern Seehöhe hört der Graswuchs auf. Übermorgen gehen wir bis hierher. Das ist nur noch ein halber Tagesmarsch. Hier lassen wir unsere Leute zurück und gehen zunächst allein mit zwei Maultieren nach der bewußten Stelle. Alles weitere wird sich dann von selbst entwickeln.«
    »Sie sagen, Mr. Webster, daß Sie sich in der Gegend genau auskennen. Danach ist wohl anzunehmen, daß Ihre Befürchtungen wegen des Erdbebens unnötig waren.«
    James Webster schwieg eine Weile. Dann antwortete er langsam, beinahe zögernd.
    »Sie sind im Irrtum, Mr. Workmann. Ich habe auf unserem Wege bis hierher Veränderungen gefunden, die mich erschreckt haben. Erinnern Sie sich an den großen See, an dessen Ufer wir vorgestern entlang zogen?«
    »Gewiß, Mr. Webster, was ist mit dem See?«
    »Nun, dieser See existierte vor fünf Jahren noch nicht. Damals zog sich dort ein breites Tal entlang, auf dessen Sohle ein harmloses Flüßchen dahinströmte. Erst das Erdbeben hat durch einen mächtigen Felssturz das Tal gesperrt und den Stausee erzeugt. Hoffen wir, daß uns ähnliche Überraschungen an unserem eigentlichen Ziele erspart bleiben.«
    Während der letzten Worte Websters hörte John Workmann ein dumpfes Rollen und verspürte eine eigenartige Erschütterung des Bodens. Es war gerade so, als ob ein schwerer Zug in der Nähe vorbeiführe und den Boden in leise Schwingungen versetzte. Ebenso schnell, wie die Erschütterung kam, ging sie auch wieder vorüber. Nur die Lampe, die Webster mit einem Draht an dem Zeltgestänge aufgehängt hatte, pendelte leicht hin und her und gab dadurch ein unruhiges Licht. Sofort, als diese Erschütterung einsetzte, war James Webster aufgesprungen, bereit, jeden Augenblick aus dem Zelt ins Freie hinauszustürzen. John Workmann hingegen war ganz ruhig sitzengeblieben. Er glaubte in diesem Augenblick wirklich nichts anderes, als daß in nächster Nähe ein schwerer Güterzug vorbeigefahren wäre. So täuschend war der Eindruck, den das Ganze auf ihn gemacht hatte, daß er den verstörten Webster ganz erstaunt fragte:
    »Was haben Sie denn, Mr. Webster? Was ist denn passiert?«
    Webster stand immer noch auf dem Sprunge. Minuten verstrichen, ohne daß er Antwort gab. Noch einmal wiederholte John Workmann seine Frage. Da ließ sich Webster wieder auf seinen Feldstuhl nieder und sprach:
    »Für den Augenblick scheint es vorüber zu sein. Das war eine ganz typische Erderschütterung, eine von der Art, wie sie hier an der Tagesordnung sind.«
    »Was sagen Sie, Mr. Webster? Ein Erdbeben soll das gewesen sein? Ich glaubte, es wäre ein Zug vorübergefahren. Das war doch genau so, wie in den Häusern des Broadway von New York, wenn ein Hochbahnzug vorbeifährt.«
    James Webster konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
    »Dear Mr. Workmann. Sie dachten wohl im Augenblick nicht daran, daß wir 150 Kilometer von der nächsten Eisenbahn entfernt sind. Im übrigen haben Sie mit Ihrer Beobachtung nicht so unrecht. Diese Erderschütterung ließ sich in der Tat nur so an, als ob ein Zug vorbeigefahren wäre. Es war nur eine der ungefährlichen Temblores, der leichten Erderschütterungen, von denen hier im Durchschnitt jährlich fünfzig, also jede Woche eine, stattfinden. Wenn es beginnt, wenn die ersten leisen Erschütterungen sich zeigen, dann kann noch niemand sagen, ob es beim harmlosen Temblor bleibt, oder ob ein gefährliches Erdbeben daraus wird. Chile ist nun einmal das klassische Erdbebenland. Ganze Landstriche, ja ganze Provinzen sind hier plötzlich von den unterirdischen Kräften verschüttet, in die Höhe gehoben und auch zerstört worden.«

33. Kapitel
    Der Morgen des elften Reisetages zog

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