John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär
Haarschneidemaschinen beim Friseur gebaut war. Wie sich dort unter einem kammartigen Gebilde fünfzig kleine Messerchen hin und her schieben, wenn man den Strom einschaltet, so auch hier. Nur waren die Zinken des Kammes an dieser Maschine einen halben Meter lang, und unter jeder Zinke arbeitete eine schwere Sense von ähnlichem Kaliber. Über diesem schneidenden Kamm aber standen greifende Arme, und dahinter kam ein Kasten mit einer für John Workmann ganz unfaßbaren Mechanik.
»Das ist der Garbenbinder, John. Ich habe dem Chef erzählt, daß du schon eine Mähmaschine bedient hast. Sonst hätte er mir einen anderen Gehilfen gegeben. Halte dich dran, daß du das Ding bis heute mittag in- und auswendig kennst. Jetzt schließe das Tor und komm zu mir auf den Traktor.«
Gelenkig kletterte John Workmann auf den Maschinensitz. Er fand gerade noch knappen Platz zum Stehen und mußte sich an dem schmalen Eisengitter von Fred Harrysons Sitz festhalten. Die Sonne durchbrach eben den Morgennebel, als sie vom Hofe fortrollten.
»Wir haben eine halbe Stunde Fahrt bis zu dem Weizenschlag, den wir heute schneiden müssen. Halte dich dran, Jonny, daß du in dieser halben Stunde den Traktor steuern lernst.«
Und John Workmann lernte, daß ihm der Schweiß trotz der Morgenkälte von der Stirn lief. An Fred Harrysons Stelle saß er auf dem Führersitz und hielt das Steuerrad in den Händen. Er lernte die verschiedenen Gänge ein- und auszukuppeln, und als sie auf das Feld kamen, da fuhr er bereits eine saubere, gerade Linie und wurde von Minute zu Minute vertrauter mit der Maschine.
»Jetzt kommt der zweite Teil«, sagte Fred Harryson, nachdem er ihm genau den Strich bezeichnet hatte, auf dem er den Traktor führen sollte. »Wir machen erst eine Leerfahrt auf den Stoppeln, damit ich die Mähmaschine prüfen kann. Wenn ich schreie, mußt du halbes Gas geben. Wenn ich zweimal schreie, volles Gas.«
Ein Schrei ertönte, und John Workmann glaubte, der Teufel wäre hinter ihm los. Während er halbes Gas gab, spürte er einen Ruck in dem Traktor und ein Klirren, Rauschen, Rasseln und Klappern begann, als ob ein Riese tausend Kilogrammgewichte in einem Sack durcheinanderschüttelte. Während John Workmann mit der einen Hand den Traktor sorgfältig auf dem angegebenen Strich hielt, schaute er sich vorsichtig um. Da sah er die fünfzig Sensenmesser schneidend hin und her fahren. Er sah die Greifarme über den Messern einen wilden Tanz aufführen, und er sah Fred Harryson, der über den Mittelkasten gebeugt stand und dort mit Ölkanne und Schraubenzieher hantierte.
Und dann war die Leerfahrt vorüber. Die erste Vollfahrt begann. Nach der Vorschrift Fred Harrysons mußte John Workmann den Traktor scharf an dem Rande des ungeschnittenen Weizens entlang führen. Zwei Schreie wiesen ihn an, Vollgas zu geben. Diesmal war der Ruck im Traktor viel stärker, das Klappern und Brausen hinter ihm geringfügiger. Wie er sich umblickte, sah er, daß aus dem geheimnisvollen Kasten der Maschine Garbe um Garbe sauber gebunden hinausflog und drei Meter seitwärts auf den Stoppelboden niederfiel. Mit einer Geschwindigkeit von einem Meter in der Sekunde ging die Maschine vorwärts, und zwei gebundene Garben warf sie in jeder Sekunde aus. Nach einer Minute zog Fred Harryson die Uhr.
»Punkt 6 Uhr, John. Wir kommen gut in Fahrt. Bis heute abend um 7 Uhr haben wir einige Hektar geschnitten.«
Und nun begann der erste, lange Erntetag für John Workmann. Die Führung des Traktors wuchs ihm von Minute zu Minute sicherer in die Hand. Schon machte es ihm Spaß, den Bogen am Ende jeder Furche auf den Zentimeter genau auszufahren. Aber etwas eintönig wurde die Geschichte im Laufe der langen Stunden doch. Eine Erlösung schien es ihm, als Fred Harryson nach sechs langen Stunden »stop«, kommandierte und aus einem Kasten des Traktors das Mittagsmahl, Büchsenfleisch, Brot und kalten Tee, hervorholte.
Wenn er aber geglaubt hatte, jetzt etwas Ruhe zu haben, so war das ein Irrtum. Mit dem Essen in der Hand führte ihn Fred Harryson an die eigentliche Mähmaschine und begann ihm die Arbeitsweise der einzelnen Teile zu erläutern, besonders den Antrieb der Messer, die verwickelte Exzenterbewegung der Greiferarme, welche die geschnittenen Halme packten, bevor sie noch Zeit hatten, umzufallen, zu Bündeln zusammenrafften und nach dem hinteren Teile der Maschine weitergaben. Schließlich die ganz komplizierte Bindevorrichtung, bei der die Maschine einen Kokosstrick um
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