John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär
geschriebene Wort herunter und schreibt es gleichzeitig, ohne überhaupt seinen Sinn zu begreifen. Gerade so, als ob er nicht gutes Englisch, sondern Deutsch oder Französisch abschreibt. Ich wette, der Mann hat auch nicht eine Ahnung, wovon der Bericht überhaupt handelte. Aber solche Leute sind gut für uns. Solche Leute brauchen wir.«
John Workmann und Fred Harryson wanderten durch die Augustnacht ihrem Heulager zu.
»Das ist ja kein Mensch, Fred, sondern eine Maschine. So möchte ich niemals arbeiten. Ich will bei meiner Arbeit auch denken.«
Die nächsten Wochen verstrichen für John Workmann in eintöniger Mäharbeit. Er beherrschte die beiden Maschinen jetzt vollständig. So brachte er jeden Arbeitstag seine fünfundzwanzig Hektar hinter sich, und Mr. Clarke schloß bereits nach den ersten drei Tagen einen neuen Vertrag mit den beiden. Einen reinen Akkordvertrag, nach dem sie für das gemähte Hektar fünfzig Cent bekamen. Das waren 75 Dollar in der Woche, in die sich die beiden brüderlich teilten. Auf dem Papier vorläufig, denn das verdiente Geld blieb bei der Verwaltung stehen.
John Workmann spürte, wie ihm das Landleben bekam, wie er von Tag zu Tag kräftiger und frischer wurde. Aber er begann sich zu langweilen, nachdem er die Mähmaschine vollkommen kannte, und sehnte sich nach etwas anderem. Dies andere ließ nicht ewig auf sich warten. Der Tag kam, an dem der letzte Streifen Weizen unter den Messern der Maschine fiel, der Tag, an dem Fred Harryson erklärte, morgen fangen wir an zu pflügen.
So lernte John Workmann den Motorpflug kennen. Der Traktor war derselbe, mit dem sie den August hindurch die Mähmaschine über das Land gezogen hatten. Aber jetzt hing ihm ein Maschinenpflug an. Ein gewaltiges Ding, das mit zehn Scharen gleichzeitig die Erde aufschnitt, hochhob und mit der Stoppelnarbe nach unten wieder hinlegte. Wo vor dem Pflug sich noch der alte, eben erst gemähte Weizenacker dehnte, da ließ der Motorpflug hinter sich zehn schnurgerade Furchen, in denen das Erdreich fettig braunglänzend zutage trat. Dann kamen Tage, in denen John Workmann sich während der Arbeit von Fred Harryson trennen mußte. Er bekam einen anderen Traktor und schleppte hinter sich riesenhafte Maschineneggen über das Land, die wie eine ungeheure Harke wirkten. Wo eben noch wild und zerrissen die Ackerschollen ragten, wie der Maschinenpflug sie furchenweise hingelegt hatte, da zeigte sich jetzt das Land geglättet und zerbröckelt, wie es nach sauberem Harken der Fall ist.
Dann waren die Freunde wieder zusammen. Fred Harryson führte den Traktor, und John Workmann saß hinten auf der Drillmaschine. Er beobachtete tagaus, tagein, wie das goldene Korn aus dem Legerohr der Maschine hinausquoll, wie es sich in die flachen Furchen legte, die ein Zacken vor diesem Rohre aufriß, und wie es von einem Spaten, der dem Rohre folgte, wieder zugedeckt wurde.
Und dann war die Sommersaat gesät. Neue Arbeit erwartete die Freunde, während der Oktober zur Neige ging. Da erhoben sich mitten in der Prärie Bauten, die John Workmann an New York erinnerten. Wolkenkratzer von ansehnlicher Höhe. Das waren die Getreidespeicher, die Silos. Hier hatten andere Hilfskräfte die Weizengarben zusammengefahren, und hier standen die Motordreschmaschinen, ein Dutzend an der Zahl, und wollten bedient sein. Unaufhörlich schluckten die Dreschkästen die vollen Garben. In klarem Strom rannen die reinen Körner hinten aus der Maschine heraus. Sie fielen auf ein Transportband und wurden durch ein Hebewerk sofort in den Silo geschafft. Unablässig warf die Maschine auch das zerschlagene und zerknitterte Stroh ins Freie. Es drohte sich zu ungeheuren Bergen zu türmen, aber nicht für lange Zeit. Arbeiter waren dort, die es unablässig packten und in eine andere Maschine steckten. Wohl der Rauminhalt eines großen Zimmers ging in diese Maschine hinein. Dann aber fuhr ein Kolben herunter, schob mit einer Kraft von vielen hundert Tonnen eine schwere Platte vor sich her und preßte die gewaltige Strohmenge knirschend und knackend zu einem einzigen winzigen Ballen zusammen. Es war die hydraulische Presse, die das Stroh auf den hundertsten Teil seines Volumens brachte und versandfähig machte. Unaufhörlich liefen auch Züge, mit Stroh und Korn schwer beladen, die Feldbahn nach Springshill entlang und brachten den Erntesegen zur Bahn.
Der November brach an, und noch war ein Ende der Arbeit nicht abzusehen. Die Witterung blieb feucht und trübe, aber es
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