John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär
Präriegras hört da auf, wo die Farmfelder beginnen.«
»Meinst du, daß die Farmfelder nicht auch vom Feuer ergriffen werden?«
»Das ist unmöglich, Jonny. Als Feuerschutz werden gegen den Präriebrand besondere Pflanzungen und Gräben angelegt. Die meisten Anpflanzungen bleiben bis in den Herbst saftig grün. Das Präriefeuer kommt an ihnen zum Stehen.«
Ein neuer Windstoß ging durch das weite kohlschwarze Feld und wirbelte die Asche der verbrannten Gräser in große Staubwolken auf.
»Wir wollen den Wagen abwechselnd schieben. Also mach den Anfang, Fred.«
»All right«, rief Fred Harryson. »Wir wollen uns alle zehn Minuten ablösen und das nach der Uhr regeln.«
In einer flotten Fußgängergeschwindigkeit rollte jetzt das Fahrzeug auf dem leicht fallenden Gelände vorwärts. Mehrmals hatten sie sich abgewechselt und eine Stunde war dahingegangen, als plötzlich John Workmann, der im Wagen saß, aufsprang, nach rechts in die verbrannte Prärie hineinstarrte und sich dann zu Fred wandte und sagte:
»Halte den Wagen an, Fred. Hörst du das Schreien aus der Prärie?«
Atemlos lauschten die beiden, die Hände an die Ohren gelegt, nach der Richtung, die John Workmann angedeutet hatte. Alles war still. Nichts zu hören.
»Du hast dich getäuscht, Jonny!«
»Nein, Fred! Ich hörte deutlich einen Hilferuf. Aus jener Richtung kam er her.«
Wieder lauschten sie.
»Fahren wir weiter, Jonny.«
Fred Harryson wollte den Wagen wieder in Bewegung setzen. Er hielt inne, denn jetzt hörte auch er ganz deutlich ein Hilferufen, das wie erstickt klang. Ohne ein Wort zu sagen, sprang John Workmann von dem Wagen und lief mehr, als er ging, nach der Richtung, aus der die Schreie herüberkamen.
Fred Harryson folgte. Wieder erklang der Schrei, deutlicher und vernehmbarer. Aber war das überhaupt ein Schrei um Hilfe? Klang es nicht eher wie der Schmerzensruf eines Menschen – gequält – gemartert?
Der Ruf beschleunigte den Lauf John Workmanns. Nun erkannte er in der Asche, die mehrere Hand hoch den Boden bedeckte und silbergrau schimmerte, zwei schwarze, dunkle Körper. Das eine mußte ein Pferd sein. Und dicht dabei – das Herz stockte John Workmann – ein Mensch. Das Pferd hatte die ankommenden Menschen zuerst gewittert. Es hob den Kopf nach der Richtung von John Workmann und stieß ein kurzes Wiehern aus. Ja, es wollte sogar aufspringen, aber es gelang ihm nicht, auf die Füße zu kommen.
Jetzt standen sie dicht neben dem Tiere und sahen, daß es mit furchtbaren Brandwunden bedeckt war. Es war eine Qual, das unglückliche Tier zu sehen. John kniete bei dem Verbrannten nieder.
»Sind Sie bei Besinnung, Freund?«
Aber der Mensch war bewußtlos vor Schmerz. Als er jetzt den Kopf hob, sah John Workmann, daß ihm die Haut auf der einen Gesichtshälfte völlig verbrannt war und daß auch der Körper ebenso verbrannt war wie das Gesicht. John Workmann stieß plötzlich einen lauten Schrei aus, sprang auf und blickte mit weit aufgerissenen Augen auf den Schwerverwundeten.
»Jonny, was ist dir?« fragte voll Besorgnis Fred Harryson und schüttelte seinen Freund am Arme. Langsam beugte sich John zu dem Verwundeten herunter, schaute ihn noch einmal prüfend an, drehte sich dann zu Fred und sagte:
»Hier liegt Bill Smith.«
Fred Harryson verstand ihn nicht.
John Workmann strich sich mit der Hand über die Stirn, wie ein Mensch, der trübe Gedanken fortscheuchen will, und antwortete:
»Da müßte ich dir eine lange Geschichte erzählen. Von einem Jugendfreunde von mir, Robert Barney, Zeitungsjunge wie ich, der dieses Menschen wegen fast ins Gefängnis gekommen wäre. Ich rettete ihn und brachte diesen Banditen – denn das ist er – ins Gefängnis. Mich selbst hat er mit einer Revolverkugel verwundet und jetzt finde ich ihn in der verbrannten Prärie wieder. – Ich denke, wir nehmen ihn hoch und tragen ihn zu unserem Wagen, damit die Leute in Manituba Farm ihm helfen können!«
»Den Banditen willst du mitnehmen?«
»Aber gewiß, Fred.«
Der Verwundete hatte für kurze Zeit das Bewußtsein wiedererlangt. Mit schmerzverzogenen Augen blickte er auf die beiden Fremden, ohne John Workmann zu erkennen, und stöhnte: »Gebt mir Wasser.«
Während Fred Harryson den Verunglückten tränkte, ging John Workmann zu dem Sattel des Pferdes und zog einen der beiden in der Tasche steckenden Revolver hervor. Er entsicherte ihn und steckte die Mündung in das Ohr des Pferdes. – Ein kurzer Druck auf den Hahn! – Ein Zucken und
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