John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär
die einzelnen Garben zog und zu einem kunstgerechten Knoten schlang. Endlich noch die Schleuder, die fertige Garben aus der Maschine zur Seite warf.
Fred Harryson erklärte den Mechanismus, und John Workmann versuchte alles zu begreifen.
»Es geht heute gut, John, wir hatten keine Betriebsstockung, weder am Traktor, noch an der Mähmaschine. Aber du mußt beide Maschinen im Laufe der nächsten Tage so genau kennenlernen, daß du jede Störung selbständig beseitigen kannst.«
Die Mittagspause war vorüber, und die Arbeit begann von neuem. Aber diesmal nahm Fred Harryson den Traktor, und John Workmann mußte die Mähmaschine beaufsichtigen. Unaufhörlich durchfurchte die Maschine das endlose Weizenmeer. Unaufhörlich schnitten die Messer in den Segen der Erde, und die Stelle, über die die Maschine gegangen war, wurde kahles Stoppelfeld. Als endlich der Abend dieses ersten Arbeitstages herankam und Fred Harryson den Traktor wieder zu dem Maschinenschuppen hinlenkte, hatten sie eine Fläche von 25 Hektar gemäht, und John Workmann hatte nur das eine Bestreben, sich möglichst schnell auf seinem Heuhaufen auszustrecken. Aber ein guter Teil der Nachtruhe sollte noch für anderes draufgehen. Als John Workmann an die Werkbank trat, um den blauen Arbeitsanzug, den die Farm allen ihren Leuten lieferte, auszuziehen, fand er ein Telegramm. Es war an ihn adressiert, kam vom »Herald« und enthielt die Aufforderung, umgehend einen ausführlichen Bericht über die Ergreifung des lang gesuchten Bill Smith zu senden. John Workmann las es, und Staunen ergriff ihn wegen der weitreichenden Macht des Zeitungsriesen. Da glaubte er hier, weit abgeschieden von aller Welt, in der Prärie zu sitzen, verloren in unendlichen Weizenfeldern, wie ein einzelnes Sandkorn in der Wüste. Und schon wußte der Zeitungsriese, wo er steckte, kannte sein letztes Abenteuer und verlangte einen Bericht von ihm.
Der Bericht war in einer knappen Stunde zu Papier gebracht. Während Fred Harryson die Maschinen abölte und für den nächsten Tag instand setzte, saß John Workmann an der Werkbank und schrieb. Dann aber kam die zweite Aufgabe, den fertigen Bericht auf den Weg zu bringen.
»Es hilft nichts. Wir müssen zum Vormann«, meinte Fred Harryson. Sie traten in das Büro des Vormanns, in dem noch Licht brannte. Mr. Clarke saß noch emsig bei der Arbeit. Fred Harryson, der ihn vom vergangenen Jahre genau kannte, trug das Anliegen vor. Aber sobald er den Namen John Workmann nannte, unterbrach ihn der Vormann:
»By Jove, jetzt fällt mir die Geschichte wieder ein. Vor fünf Stunden kam Anweisung vom ›Herald‹: Freimachung eines Berichtes von 1500 Worten von hier nach New York. Haben Sie den Bericht fertig?«
»Hier ist er, Sir.« John Workmann reichte die Seiten seines Berichtes. Mr. Clarke drückte auf einen Knopf und gab die Blätter einem jungen Manne.
»Sofort aufgeben. Vorrang vor allen anderen Durchgaben.« Der Mann verschwand, aber John Workmann konnte durch die Glastür beobachten, wie er sich an einem Fernschreiber zu schaffen machte.
»Feine Bekanntschaften bringen Sie mit, Master Harryson«, bemerkte Mr. Clarke schmunzelnd. »Pascht mir hier einen Berichterstatter des ›Herald‹ in die Farm. Bringt ihn als einfachen Maschinisten mit und dabei ist es ein ganz gefährlicher Journalist.«
Fred Harryson verteidigte sich, erklärte, daß John Workmann wirklich nur Maschinist sei und hier auf ehrliche Weise arbeiten und lernen wolle. John Workmann beobachtete währenddessen unverwandt den Mann am Fernschreiber. Der hatte in knapp fünf Minuten einen direkten Draht nach New York bekommen, und jetzt begannen seine Hände wie kleine Maschinen auf den Schreibmaschinentasten zu arbeiten. Er tippte mit einer Geschwindigkeit von 410 Anschlägen in der Minute nach New York. In zehn Minuten war er damit fertig und brachte die Blätter zurück. »Feiner Bericht, wie?« sagte Mr. Clarke. Der Telegrafist sah ihn verständnislos an.
»Habe das Zeug nicht gelesen, Sir«, erwiderte er dann kopfschüttelnd und ging wieder in sein Zimmer.
»Ich verstehe den Menschen nicht«, fuhr John Workmann auf. »Er sagt, er hat den Bericht nicht gelesen und hat ihn doch Wort für Wort abgeschrieben.«
»Fernschreiben und lesen sind zweierlei«, erklärte Mr. Clarke. »Dieser Mann ist ein Aß. Er hat sich im Postbetrieb etwas überarbeitet und hier auf der Farm Stellung genommen, um seine Nerven zu erholen. Aber er arbeitet wie eine Maschine. Er liest das
Weitere Kostenlose Bücher