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John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

Titel: John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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und morgen vor die richtige Schmiede bringen. Es ist nicht gut, wenn er hier allein in Chikago umherläuft. Chikago ist kein gutes Pflaster.«
    Der als Mr. Stuhrman Bezeichnete musterte John Workmann mit kritischen Blicken. Dann gab er sein Urteil. »Der Bursche gefällt mir. Er könnte wohl ein tüchtiger Packer werden, wenn er sich an seine Arbeit hält. Ich wäre bereit, es mit ihm zu versuchen.«
    John Workmann musterte seinerseits den Sprecher von oben bis unten. »Und ich mit Ihnen«, sagte er dann kurz.
    »Alle Wetter, der Junge besitzt Selbstvertrauen. Er will es mit mir versuchen, mit Henry Stuhrman, einem der ersten Packer der Firma. Wenn seine Hände halten, was sein Mund verspricht, kann der Junge bedeutend werden.«
    John Workmann merkte die Ironie nicht, die in diesen Worten lag, oder er wollte sie nicht merken.
    »Ich verspreche gar nichts Besonderes, Sir«, erwiderte er schlicht. »Ich kenne Sie seit zwei Minuten, und Sie kennen mich ungefähr ebensolange. Sie bieten mir einen Platz in Ihrem Betriebe an, und ich bin gerne bereit, ihn anzunehmen. Das ist alles.«
    Aber während John Workmann scheinbar ruhig diese Worte sprach, fluteten ihm die Gedanken durch den Kopf. Das Abenteuer mit Johnston wirkte nach. Er rief sich alle Fälle von Bauernfängerei ins Gedächtnis zurück, die er von New York her kannte. Würde Mr. Stuhrman jetzt eine Kaution von ihm verlangen, so würde er ihm sofort den Rücken drehen. Aber nichts dergleichen geschah. Nach einer kurzen Pause sagte der Packer:
    »Melden Sie sich morgen früh um sieben Uhr beim Portier am Portal 11 von Armour and Company und fragen Sie nach mir. Das Weitere wird sich dann finden. Was können Sie bis jetzt?«
    »Ich habe das letzte Jahr auf der Farm Maschinen geführt.«
    »Engine Driver, all right, da findet sich sicher etwas für sie.«
    Nach amerikanischer Sitte mußte John Workmann seine beiden Bekannten jetzt zu einem kurzen drink einladen. Als Mr. Stuhrman sein Glas Lagerbier mit einem Zug geleert hatte, fragte er:
    »Wo wohnen Sie denn, Mr. Workmann?«
    Bei diesen Worten fiel es John Workmann schwer aufs Herz. Er hatte ja immer noch kein Unterkommen, und die Dämmerung war allmählich in volle Dunkelheit übergegangen. Mit einigem Zögern erzählte er, daß er sich eben erst ein Nachtquartier suchen wollte.
    »Hätt’s mir beinah denken können«, meinte der Packer mit einem Blick auf das Ränzel, das John Workmann noch immer umgehängt bei sich trug. »Well, ich mache Ihnen den Vorschlag, ziehen Sie vorläufig zu mir. Ich habe eine Fremdenkammer frei. Das Geschäftliche müssen Sie mit meiner Frau besprechen. Dann habe ich Sie morgen früh gleich bei der Hand, wenn wir in den Workshop gehen.«
    John Workmann nahm das Anerbieten dankend an, und eine neue Lage des berühmten, aus der Stadt Milwaukee stammenden Lagerbieres aus der großen deutschen Brauerei von Pabst wurde darauf geleert.
    »Mr. Pabst ist Millionär durch unseren Durst geworden«, meinte Stuhrman lachend. »Armour, der Fleischkönig in Chikago, ist groß, aber Pabst, der Bierpabst in Milwaukee, ist noch größer. Ein Papst soll ja wohl mehr sein als ein König.«
    Eine Stunde später saß John Workmann in der kleinen, aber sauberen Wohnung von Stuhrman am Abendtisch.
    Mit Mrs. Stuhrman war er sehr schnell handelseins geworden. Für ein geringes Entgelt hatte sie mit ihm fullboarding vereinbart, Unterkunft und volle Verpflegung.
    Als John Workmann sich auf dem neu gewonnenen Lager ausstreckte, gingen ihm die Eindrücke dieses Tages wild durch den Kopf. Er überdachte das Abenteuer mit dem vermeintlichen Johnston, bei dem er noch mit einem blauen Auge davongekommen war. In New York hatte er sich zu allen Tages- und Nachtzeiten in den verrufensten Vierteln umhergetrieben, und niemals war ihm etwas passiert. Niemals hatte er auch nur das Gefühl einer Unsicherheit gehabt. Jetzt, mit der großen Summe Geldes, wurde er das Gefühl der Unsicherheit nicht los.
    Er suchte den Grund dieser Erscheinung und fand ihn nach einigem Nachdenken. Als er selbst noch zu den Ärmsten der Armen gehörte, war natürlich kein Mensch auf die Idee gekommen, bei ihm etwas zu suchen. In dem Augenblick dagegen, wo er in Banken ging, wo er Schecks einkassierte und Tausenddollarnoten in der Hand hielt, mußte er logischerweise die Aufmerksamkeit derjenigen auf sich ziehen, die vom Verbrechen an ihrem Nächsten lebten. Er beschloß jedenfalls, in Zukunft keinem Menschen etwas von der Summe zu verraten, die er

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