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John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

Titel: John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Atemzug unterdrückte er einen Schrei, und dann rief er nach dem Kellner.
    »Sie wünschen, Sir?«
    »Entschuldigen Sie – haben Sie vielleicht bemerkt, daß mein Freund meine Brieftasche mitgenommen hat?«
    Der Kellner schüttelte den Kopf.
    »No, Sir. Ihr Freund hat mir nichts davon gesagt. Vermissen Sie Ihre Brieftasche?«
    »Yes, Sir.«
    »Wieviel Geld war in der Brieftasche?«
    John Workmann begann zu überlegen. Nach dem Betäubungsmittel war ihm immer noch ganz wirr im Kopf, 2635 Dollar hatte er auf seinen Scheck ausbezahlt bekommen. Die hatte er erstmal in die Brieftasche gesteckt. Aber… aber, er versuchte gewaltsam, seine wirren Gedanken zu ordnen. Die vielen Scheine waren ihm doch in der Brieftasche nicht genügend sicher gewesen. Er hatte sie noch in der Bank irgendwo anders untergebracht. Jetzt kam ihm die Erleuchtung wieder. Er hatte sie in die Lederkatze geschoben, die er auf Fred Harrysons Rat einmal auf der Manituba Farm von einem Hausierer gekauft hatte. Er trug den Riemen mit der kleinen Tasche unter der Weste um den Leib, und mit zitternden Fingern griff er jetzt danach. Die Tasche raschelte, als er ihre Druckknöpfe öffnete. Zwei Tausenddollarscheine und fünf Hundertdollarscheine waren darin. Jetzt fiel ihm wieder alles deutlich ein. 2500 Dollar hatte er schnell in dieser Gürteltasche direkt an seinem Leibe versteckt. 130 Dollar hatte er in die Brieftasche gelegt und 5 Dollar locker in die Weste gesteckt. Er griff nach der Westentasche. Das kleine lockere Geld war noch da. Der Dieb hatte nur die Brieftasche erwischt. Der Schaden war zwar schmerzlich, aber er konnte zur Not ertragen werden.
    »War viel Geld in der Tasche?« wiederholte der Kellner seine Frage.
    »Hundertunddreißig Dollar.«
    »By Jove! – das ist eine ganz nette Summe. Well« – der Kellner blickte forschend zu John Workmann – »Kennen Sie Ihren Freund genau?«
    »Meinen Freund? Ich habe ihn eine Stunde, bevor ich in Ihr Restaurant kam, in der National-Saving-Bank kennengelernt.«
    Der Kellner lachte kurz auf.
    »Dann hat man Sie also gefleddert!«
    »Gefleddert? – Was bedeutet das?«
    »Sie sind ein Greenhorn, Sir. Wie können Sie denn mit einem Menschen, den Sie eben erst kennengelernt haben, in ein Restaurant gehen und dort eine Flasche Wein trinken! Darum gab mir dieser geschniegelte Halunke ein hohes Trinkgeld.«
    »Entschuldigen Sie«, warf John Workmann ein, »von welchem Halunken sprechen Sie?«
    »Von welchem – nun, von Ihrem Bekannten, der hier mit Ihnen zusammen Mittag aß.«
    »Das ist kein Halunke«, versuchte John Workmann den Abenteurer zu verteidigen, »ich kenne seinen Namen, er heißt William Johnston, und sein Vater ist einer der größten Bankiers in Chikago.«
    »Well –« , erwiderte der Kellner lang gedehnt. »Man kann in Chikago, in diesem großen Raubnest, einen Vater als Bankier besitzen und doch ein Halunke sein, ebenso schlimm wie ein Desperado auf der Landstraße im Westen.«
    John Workmann verließ das Restaurant. Er war in einer grimmigen Stimmung. Wie leicht hatte er es dem Verbrecher gemacht, ihn, einen Jungen, der auf dem NewYorker Straßenpflaster groß geworden war, zu bestehlen. Da hatte er immer geglaubt, daß er viel zu gewitzt sei, um noch in irgendeine Falle zu geraten, und war doch in eine ganz plumpe hineingetappt. Aber es war jetzt nicht Zeit, solchen Erwägungen nachzugehen. Der Tag ging zur Neige, und er mußte für ein Nachtquartier Sorge tragen. Fred Harryson hatte ihm die Adresse eines guten, billigen Boardinghauses aufgeschrieben. Aber die steckte in der Brieftasche und war natürlich auch mit zum Teufel. Aufs Geratewohl mußte er sich irgend etwas suchen und schlenderte weiter durch die Straßen der Riesenstadt. Ohne daß er wußte wie, führte ihn sein Weg in die Nähe der großen Packhäuser, der Riesenschlächtereien, die einem Teil Chikagos das Gepräge geben. Da hörte er sich plötzlich von hinten angerufen. Als er sich umdrehte, erblickte er den irischen Cattleman, der mit ihm von Springshill nach Chikago gekommen war. Der Ire befand sich in der Gesellschaft eines blonden, breitschultrigen, hochgewachsenen Mannes in den besten Jahren.
    Vergnügt schlug ihm der Ire auf die Schulter.
    »Das ist unser jüngster Cattleman.« Mit diesen Worten machte er ihn mit seinem Begleiter bekannt. »Ein fixer Kerl. Schade, daß er nicht bleiben will. Er hat es sich in den Kopf gesetzt, Packer zu werden. Das ist also etwas für Sie, Mr. Stuhrman, Sie sollten den Boy mitnehmen

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