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Johnson, Denis

Johnson, Denis

Titel: Johnson, Denis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesu’s Sohn
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Richard.
    «Mit dem da drauf kann ich nicht fahren», sagte ich.
    «Fahr einfach los», sagte Richard, «und mach ‘ne Vollbremsung!»
    «Die Bremsen tun’s aber nicht», sagte Tom zu Richard.
    «Die Handbremse schon», beruhigte ich sie.
    Tom verlor die Geduld. «Du mußt doch bloß losfahren, dann fällt er runter.»
    «Ich will aber nicht, daß ihm was passiert»
    Am Ende hievten wir ihn auf den Rücksitz, und er sackte gegen das Seitenfenster.
    Wir waren ihn also nicht losgeworden. Tom lachte sarkastisch. Wir zündeten uns alle drei eine Zigarette an.
    «Und da», sagte ich, «kommt Caplan, um mir die Beine wegzuschießen.» Erschrocken starrte ich auf ein Auto, das um die Ecke bog, dann aber weiterfuhr. «Ich war mir ganz sicher, daß er’s ist», sagte ich, als die Rücklichter weiter hinten verschwanden.
    «Hast du immer noch Schiß wegen Alsatia?»
    «Ich hab sie geküßt»
    «Rechtlich völlig in Ordnung», sagte Richard.
    «Ist ja auch nicht ihr Rechtsanwalt vor dem ich Schiß hab.»
    «Ich glaub nicht daß Caplan die Sache mit ihr richtig ernst ist Nicht so ernst jedenfalls, daß er dich umbringen würde oder so.»
    «Und was meinst du zu alldem?» fragte ich unsern betrunkenen Kumpel.
    Er begann, lautstark zu schnarchen.
    «Der Typ ist gar nicht taub, oder? He, du», sagte Tom.
    «Was machen wir nun mit ihm?»
    «Wir nehmen ihn mit zu einem von uns.»
    «Nicht zu mir», sagte ich.
    «Einer wird ihn wohl nehmen müssen.»
    «Der wohnt hier», versuchte ich’s noch mal. «Hat man ja an der Art gesehen, wie er an die Tür geklopft hat.»
    Ich stieg aus.
    Ich ging zum Haus, klingelte, trat wieder von der Veranda herunter und sah hinauf zu dem Fenster in der Dunkelheit. Abermals regte sich der weiße Vorhang, und eine Frau sagte etwas.
    Sie war vollkommen unsichtbar, nur der Schatten ihrer Hand am Rand des Vorhangs nicht. «Wenn der hier nicht sofort verschwindet, ruf ich die Polizei!» Verlangen durchströmte mich, so stark, daß ich befürchtete, darin zu ertrinken. Der Nachhall ihrer Stimme driftete zu mir herab.
    «Ich hab schon den Hörer in der Hand. Und jetzt wähl ich», rief sie sacht hinterher.
    Irgendwo in der Nähe meinte ich einen Automotor zu hören. Ich rannte zurück zur Straße.
    «Was ist?» sagte Richard, als ich einstieg.
    Scheinwerfer kamen um die Ecke. Ich fuhr so heftig zusammen, daß das Auto zitterte. «Herr im Himmel!» sagte ich. Zwei Sekunden lang wurde es so hell im Wagen, daß man ein Buch hätte lesen können; Schatten von den Schlieren auf der Windschutzscheibe glitten über Toms Gesicht. «Keine Bange», sagte Richard, als das Dunkel sich wieder um uns schloß und der andere Wagen, wer immer darin gewesen sein mochte, vorbeigefahren war. «Caplan weiß doch gar nicht, daß du hier bist»
    Die Angst hatte mir mit einem Schlag das Rote aus dem Blut gebrannt Ich war wie Gummi. «Dann such ich ihn eben. Bringen wir’s endlich hinter uns!»
    «Mensch, vielleicht ist dem die Sache total egal – also, ich weiß nicht Aber was weiß ich schon», sagte Tom. «Was reden wir überhaupt von ihm?»
    «Vielleicht verzeiht er dir ja», meinte Richard.
    «Ach Gottchen, dann werden wir womöglich noch Freunde fürs Leben oder was?» sagte ich. «Alles, was ich will, ist, daß er sich an mir rächt, und dann Schluß, aus, Haken dran!»
    Unser Mitreisender hatte noch keineswegs aufgegeben. Jetzt deutete er wieder hierhin und dorthin, griff sich an die Stirn und unter die Achseln und ließ im Sitzen den Oberkörper kreiseln, wie ein Baseball-Trainer, der seinen Spielern Handzeichen gibt «Hör mal gut zu», sagte ich zu ihm. «Ich weiß, daß du sprechen kannst Glaub nicht du kannst uns verarschen.»
    Er leitete uns durch ein paar Straßen und dann hinüber in die Gegend bei den Eisenbahngleisen, wo kaum jemand lebte. Hier und dort standen spärlich beleuchtete Baracken, wie herabgesunken zum Grund aller Dunkelheit Das Haus jedoch, vor dem er mich halten ließ, bekam ein bißchen Licht von einer Straßenlaterne. Ich hupte. Nichts geschah. Und der Mann, dem wir helfen wollten, blieb einfach sitzen; ohne auch nur ein Wort zu sagen, hatte er die ganze Zeit alle möglichen Wünsche geäußert Allmählich kam er mir vor wie ein zugelaufener Hund.
    «Ich guck mir das mal an», sagte ich zu ihm und legte einen eisigen Ton in meine Stimme.
    Es war ein kleines Holzhaus, davor zwei Stangen für eine Wäscheleine. Das hochstehende Gras war vom Schnee zusammengedrückt und vom Tauwetter wieder

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