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Johnson, Denis

Johnson, Denis

Titel: Johnson, Denis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesu’s Sohn
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weiter zu warten.»
    «Wen?»
    «Wen wohl.»
    «Würdest du das endlich mal vergessen? Das ist vorbei. Mensch!»
    «Na schön. Okay, okay.»
    Wir fuhren die Burlington Street hinauf. Kamen an der Tankstelle Ecke Clinton vorbei, die die ganze Nacht geöffnet ist Gerade drückte ein Mann dem Tankwart Geld in die Hand; sie standen neben seinem Wagen, beide in unheimliches, schwefelgelbes Licht getaucht – die Natrium-Bogenlampen waren damals neu in unserer Stadt –, und der Straßenbelag zu ihren Füßen war übersät mit Ölflecken, die grünlich schimmerten, während der alte Ford des Mannes ganz farblos wirkte. «Wißt ihr, wer das war?» sagte ich zu Tom und Richard. «Thatcher war das.»
    So schnell ich konnte, wendete ich.
    «Und was nun?» sagte Tom.
    «Na, das hier», sagte ich und zog die .32er, aus der ich noch nie einen Schuß abgefeuert hatte.
    Richard lachte, keine Ahnung, warum. Tom legte die Hände auf die Knie und seufzte.
    Inzwischen saß Thatcher wieder im Auto. Ich fuhr, ihm von der anderen Seite entgegenkommend, an die Tanksäulen heran und kurbelte das Fenster runter. «Ich hab tausend Gramm von dem versauten Stoff gekauft, den du letzten Silvester für zwei Dollar zehn verscherbelt hast. Du kennst mich nicht, weil der andre, wie hieß er noch, den Stoff für dich verkauft hat» Ich bezweifle, daß er mich hören konnte. Ich ließ ihn die Pistole sehen.
    Thatchers Reifen quietschten hell out, als er seinen verrosteten Falcon in Gang setzte. Ich bildete mir nicht ein, daß ich ihn mit meinem VW kriegen würde, trotzdem riß ich das Steuer herum und fuhr ihm nach. «Der Stoff, den der verkauft hat, war reinster Beschiß», sagte ich.
    «Hast du ihn denn vorher nicht probiert?» sagte Richard.
    «War abgedreht, das Zeug.»
    «Aber wenn du’s doch probiert hast», sagte er.
    «Es schien in Ordnung, war’s aber nicht Ist nicht nur mir so gegangen. Haben alle gesagt»
    «Der hängt dich ab.» Mit einem scharfen Bogen war Thatcher unversehens zwischen zwei Gebäuden verschwunden.
    Als wir am Ende der Gasse auf die nächste Straße stießen, konnte ich ihn nicht finden. Aber ein Stück weiter sah ich einen Schneerest im Bremslicht eines Autos rosarot aufleuchten.
    «Er ist da vorn um die Ecke», sagte ich.
    Als wir um das Gebäude herum waren, stand sein Auto leer im Hof eines Wohnhauses. In einer der Wohnungen ging Licht an und kurz darauf wieder aus.
    «Zwei Sekunden, mehr Vorsprung hat der nicht», sagte ich. Das Gefühl daß er Angst vor mir hatte, beflügelte mich. Ich ließ den VW einfach auf dem Parkplatz stehen, mit offener Tür, laufendem Motor, eingeschaltetem Licht.
    Tom und Richard waren dicht hinter mir, als ich die erste Treppe hinaufrannte und mit der Pistole gegen die Tür hämmerte. Ich wußte, er mußte da drin sein. Ich hämmerte noch einmal gegen die Tür. Eine Frau in weißem Nachthemd öffnete, ging ein paar Schritte rückwärts, sagte: «Bitte nicht Ist ja gut Ist ja gut Ist ja gut»
    «Schon klar», sagte ich, «Thatcher hat dir gesagt, daß du aufmachen sollst sonst hättest du doch nie im Leben die Tür geöffnet»
    «Jim? Der ist verreist» Sie hatte langes schwarzes Haar, zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ihre Augäpfel bebten buchstäblich in den Augenhöhlen.
    «Hol ihn», sagte ich.
    «Er ist in Kalifornien.»
    «Im Schlafzimmer ist er.» Ich schob mich hinter der Pistolenmündung auf sie zu, drängte sie zurück.
    «Ich hab zwei Kinder», flehte sie.
    «Egal. Runter auf den Boden!»
    Sie ging auf die Knie, und ich drückte sie mit der Wange auf den Teppich und setzte ihr die Pistole an die Schläfe.
    Entweder würde Thatcher jetzt herauskommen, oder ich konnte für nichts garantieren. «Ich hab sie hier, auf dem Boden!» schrie ich nach hinten Richtung Schlafzimmer.
    «Die Kinder schlafen», sagte sie. Tränen rannen ihr aus den Augen und über den Nasenrücken.
    Und dann, urplötzlich, ohne Sinn und Verstand, ging Richard durch den Flur ins Schlafzimmer. Grelle Gesten, Gesten der Selbstvernichtung – genau so kannten wir ihn.
    «Hier hinten sind zwei kleine Kinder, sonst niemand.»
    Tom ging zu ihm. «Der ist aus dem Fenster geklettert», rief er mir zu.
    Mit zwei Schritten war ich beim Wohnzimmerfenster und guckte auf den Parkplatz hinunter. Ganz sicher war ich nicht, aber es sah so aus, als ob Thatchers Wagen weg war.
    Die Frau hatte sich nicht vom Fleck gerührt. Lag einfach da, auf dem Teppich.
    «Glaubt mir, er ist nicht hier», sagte sie.
    Das war mir jetzt auch

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