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JoJo Und Ich

JoJo Und Ich

Titel: JoJo Und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Bernal
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ausgekommen, ohne Atem zu schöpfen, und hätte in dieser großen Tiefe fast das Bewusstsein verloren, weil ich zum Druckausgleich einiges an Luft ablassen musste.
    In flacherem Wasser würde ich bestimmt noch länger unten bleiben können, dachte ich. Und gleich kam auch der Gedanke auf, meinen eigenen Rekord zu brechen. Die Gefahr eines Blackouts bestand beim Freitauchen immer, auch im flachen Wasser, doch wenn JoJo dabei war, würde er sicher seinem Ruf als Delfin gerecht werden und mich retten.
    Bei unserem nächsten Tauchgang setzte JoJo seine Schwanzflosse so nachdrücklich ein, dass wir mit rasender Geschwindigkeit in der blauen Tiefe versanken. Doch gerade als der Sandabsatz in Sicht kam, zog mir der aufgrund unserer großen Geschwindigkeit sehr hohe Gegendruck des Wassers die Taucherbrille vom Gesicht und der Gummigurt verhedderte sich um meinen Hals. Mit einem Mal konnte ich nicht mehr klar sehen, und der Gurt würgte mich. In Sekundenbruchteilen zog mein ganzes Leben an mir vorbei. Von dem meditativen Frieden, zu dem ich beim vorigen Tauchgang gefunden hatte, konnte diesmal keine Rede sein. Ich war in Todesangst. Wahrscheinlich, dachte ich kurz, bleiben mir nur noch diese letzten Sekunden.
    Aber dann realisierte ich, was los war, wand meine Hand aus JoJos Maul und versuchte mich von dem Maskengurt zu befreien. Ich hatte keine Flossen an und befand mich bestimmt auf vierzig Metern Tiefe.
    In meiner Panik atmete ich viel zu viel Luft aus und strampelte blind in die Richtung, in die mir die Blasen zu streben schienen. Aber ich hatte völlig die Orientierung verloren und konnte ohne die Maske nur ahnen, wie sich die Blasen bewegten, zumal alles um mich herum zu sprudeln schien.
    Noch fuchtelte ich wie wild mit den Armen. Meine Angehörigen fielen mir ein, und ich schickte ihnen ein letztes liebevolles Gebet, dann begann ich allmählich ins Land der Seligkeit zu entschwinden. Alles lief wie in Zeitlupe ab und wurde immer langsamer. Ein großer Frieden breitete sich in mir aus.
    Plötzlich traf mein Arm auf einen Widerstand. Ich spürte, wie JoJo mit dem Schnabel meine Hand anhob und dann etwas fester zubiss, damit ich mich auch ja ordentlich festhielt. Er zog mich mit solcher Kraft nach oben, dass ich dachte, er würde mir den Arm auskugeln. Ich spürte, wie ich erschlaffte. JoJos Atem sprudelte in einem Strom von Blasen über mich, der Sog seines Körpers milderte den Gegendruck des Wassers. Je höher wir kamen, desto mehr brannte es in meiner Lunge. Ich nahm meinen Körper wieder wahr und kehrte aus der Zeitlupe in die Echtzeit zurück.
    Wurde es heller? Ich wusste es nicht. Ich blinzelte mit ungeschützten Augen in den Wasserstrom.
    Und so schossen wir über die Oberfläche hinaus wie Lava aus einem Vulkan. Ein Delfin und ein Mensch. Ich zog meine Hand aus JoJos Mund und hatte nur noch eines im Sinn: atmen. Luft!
    Ich fiel ins Wasser zurück und blickte in die Kumuluswolken am Himmel. Unter mir JoJos weiche Haut, sanft stützend. Wie wunderbar, so behütet zu sein.
    Als ich wieder normal atmen konnte, hörte ich, dass JoJo seine Erkennungsmelodie pfiff, vermischt mit Schnalz- und Gluckslauten. Es war wie ein Wiegenlied aus längst vergangener Zeit.
    Er kam unter mir hervor, und ich sah ihn an. Dann stupste er mich und schob mich in Richtung Boot, alles ringsum schien von seinem weichen Flöten widerzuhallen.
    Wenn ich da unten allein gewesen wäre, in Panik und ohne Flossen, hätte ich es sicher nicht bis an die Oberfläche geschafft. Zu viel Druck und dann dieser Schwindel.
    Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, jetzt konnte kein Zweifel mehr daran bestehen, dass wir in der Lage waren, uns lautlos zu verständigen, und dass wir uns füreinander verantwortlich fühlten. Gewiss, in der Welt des jeweils anderen waren uns klare Grenzen gesetzt. Doch wenn wir gut aufeinander achteten, konnten wir uns diese Welten gegenseitig näherbringen.
    Es ist möglich, wir hatten es bewiesen.
    Dieser Delfin, der mich von der Schwelle des Todes zurückgeholt hatte, verhalf mir auch zur Begegnung mit mir selbst und damit zu einer Lebensaufgabe und bleibenden Verpflichtung – es schloss sich zum Kreis wie einer unserer Blasenringe. Der mochte aufsteigen und sich weiten und mehr umfassen als ihn und mich, jedenfalls würden wir uns nie von dem abwenden, was er spiegelte. Freunde vom Meer und Freunde vom Land und JoJo und ich, wir sind eingebunden in einen unendlichen, ewig schwebenden Kreis, in diesem blauen

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