JoJo Und Ich
auf den Durchlass in der Sandbarriere zu, um das Tauchboot zu erreichen. Wir schwammen zusammen hindurch, drüben aber wollte JoJo aus irgendeinem Grund nicht weiter.
»JoJo«, sagte ich, »es ist doch viel ungefährlicher für uns, wenn wir uns nicht trennen. Dir kann nichts passieren, wenn du bei mir bleibst, das weißt du doch.« Er rührte sich nicht. »Na gut, dann schwimme ich eben allein weiter und wir treffen uns dann später wieder.«
Das Boot hatte inzwischen den Anker gelichtet und hielt auf den Durchlass zu, wo Kapitän Nick den Motor drosselte und ich mich an Bord schwang. Die Gäste nahmen an, ich sei ein versprengter Taucher, was ich verneinte. Aber als ich dann von meinem Schwimmkameraden berichtete, nahm es mir kaum einer ab.
»Wartet nur«, sagte Nick mit einem verräterischen Blitzen in seinen dunkelbraunen Augen. Er wusste, wie es weitergehen würde. Als die »Turquoise« in den Kanal einfuhr, hängte sich JoJo ins Kielwasser und zeigte sich mit Sprüngen und Rollen von seiner besten Seite.
»Und Sie können wirklich mit ihm schwimmen?«, fragte mich ein Junge.
Ich bejahte und erklärte ihm, wie man mit JoJo umgehen musste, damit es keine Missverständnisse gab und man gut mit ihm auskam. In Strandnähe packten die Taucher ihre Sachen zusammen und ließen sich ins Wasser. Ich rief JoJo, und die wackeren Sportler staunten nicht schlecht, als JoJo munter seine Kreise um die Gruppe zu ziehen begann. Solange keiner nach ihm griff, war sein Spieltrieb unermüdlich.
Am Nachmittag des folgenden Tages wollte JoJo im Anschluss an den Tauchunterricht die Richtung bestimmen, in die unser Schwimmausflug gehen sollte. Im flachen Wasser pfiff ich nach ihm. Er schmiegte sich leicht an meine Hand, öffnete den Mund, schloss die Zahnreihen ganz sacht um die Hand und zog daran. Ich leistete keinen Widerstand, legte meine Hand aber doch lieber wie gestern um seinen Schnabel. Dann schleppte er mich wieder den gleichen Weg zum Riff hinaus – allerdings in einem Viertel der Zeit. Was für ein herrliches Gefühl, dieses über mich rauschende Wasser, während wir über Sandmulden und Korallenansiedlungen glitten.
Er tauchte immer nur auf, wenn ich Luft brauchte.
»Ich weiß, du musst nur bei jedem dritten Auftauchen atmen, die anderen sind für mich gedacht. Keine Ahnung, woher du das weißt, aber solange du es so machst, halte ich mich gern an dir fest«, dachte ich zu ihm hin.
Wenn wir Richtung Meeresboden sanken, bekundete JoJo sein Vergnügen mit diversen Pfeiftönen und Rollen. Er liebte diesen Zeitvertreib. Ich brauchte nur den Arm auszustrecken, schon war er da und legte mir die Schnauze in die Hand. Für die Wasserski- und Tauchlehrer war es bald ein gewohnter Anblick, dass JoJo mich bei der Hand nahm und aufs Meer verschleppte, wo wir Kreise zogen und uns mal hierhin, mal dahin wandten.
Stundenlang konnten wir so unterwegs sein.
Dumm war nur, dass JoJo nach unserem ausgiebigen Spiel manchmal keine Lust mehr hatte, mich wieder an Land zu ziehen, nicht einmal, wenn mir kein Tauchboot als Alterna tive zur Verfügung stand. Aber ich war ein guter Schwimmer und wusste meine Kräfte einzuteilen, und selbst wenn mir Hilfe von einem Boot angeboten wurde, zog ich den geruhsamen schwimmenden Heimweg mit JoJo an meiner Seite meistens vor.
»Weißt du, JoJo«, sagte ich einmal zu ihm, »in dir habe ich einen wahren Gefährten gefunden. Du bleibst immer an meiner Seite, wie es nur ein echter Freund tut. Und dass du zu tiefen Beziehungen fähig bist, ist wirklich nicht zu übersehen.«
Mit wachsendem Vertrauen und zunehmender Erfahrung entdeckte ich immer neue Aspekte an unserer Beziehung. JoJos Interessen und seine Reaktionen auf Signale folgten offenbar einem zyklischen Muster. Das Abschleppsignal beispielsweise griff er mit großer Zuverlässigkeit auf, und wenn seine Kooperationsbereitschaft einen Höhepunkt erreicht hatte, reagierte er plötzlich eine ganze Weile überhaupt nicht mehr. In solchen Momenten schwamm ich einfach mit ihm am Strand entlang und dachte über das Auf und Ab in seinem Kommunikationsverhalten nach. Anfangs war ich etwas enttäuscht, dann aber sah ich ein, dass es einfach zu seiner Persönlichkeit gehörte und einem wild lebenden Delfin sicher auch zustand. Eines allerdings blieb stets gleich: Zu den Tauch kursen war JoJo immer da und anschließend begleitete er mich auf meiner langen Schwimmrunde.
Ich gewöhnte mir an, ihm nach dem Schwimmen, wenn ich an Land ging, zum Abschied
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