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JoJo Und Ich

JoJo Und Ich

Titel: JoJo Und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Bernal
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schlimmer Zusammenstoß.«
    »Kannst du mir die Stelle zeigen?«
    Wieder mit diesem sehr bestimmten Nicken nahm er mich bei der Hand und führte mich an den Strand. Am Ende der Bucht blieb er stehen.
    »Da.« Er deutete mit dem Kinn auf einen zusammengespülten Haufen Treibholz und Seegras.
    Zwischen all dem Unrat sah ich nach einer Weile etwas Weißes aufblitzen. Das Skelett eines Delfins. Bestimmt war ich in diesem Moment nicht weniger weiß als die gebleichten Knochen. Was für ein sinnloser Tod! Mit Sicherheit handelte es sich um einen von JoJos Freunden – und damit auch um meinen!
    Von da an musste ich immer daran denken, dass auch JoJo, der so unbefangen mit Booten umging, gefährdet sein könnte.
    Boote und Menschen zogen ihn an, aber er besaß auch Eigen heiten, die ihn schützten. Eine diese Verhaltensweisen fiel mir zum ersten Mal bei einem unserer Schwimmausflüge auf, als wir uns dem Anlegesteg näherten. Das war die einzige Stelle, an der sich JoJo von mir trennte. Während ich unter dem Anleger hindurchschwamm, umrundete er ihn blitzschnell und nahm mich dann auf der anderen Seite wieder in Empfang. Ich dachte mir nichts dabei, bis er seine Taktik eines Tages änderte.
    Wir schwammen wieder im flachen Wasser auf den Anleger zu, als JoJo sich langsam vor mich schob und ich anhalten musste, um ihn nicht anzurempeln. Ich wollte seitlich ausweichen und weiterschwimmen, aber JoJo schob sich wieder vor mich. Mit einer schnellen Bewegung zur anderen Seite kam ich schließlich an ihm vorbei und schwamm unter den Anlegesteg, während JoJo ihn wie üblich umrundete. Als wir den Anleger hinter uns hatten, war alles wieder normal. Er verstellte mir nicht mehr den Weg – bis wir am nächsten Tag wieder auf den Anleger zuschwammen.
    Das ging auch die nächsten Tage so weiter. Immer kurz vor dem Anleger schob sich JoJo vor mich, und es sah so aus, als würde er mir mit der Schwanzflosse gleich einen wischen. »Okay, ich hab verstanden, JoJo«, sagte ich. »Ich schwimme nicht weiter.«
    Die Drohgebärde mit dem Schwanz war mir vertraut; ich hatte sie oft gesehen, wenn sich ihm aufdringliche Schwimmer von hinten näherten. Auch wenn uns ein Boot zu nahe kam, verhielt er sich so. Er wusste, dass Boote gefährlich waren, und warnte mich mit dieser Gebärde vor dem Weiterschwimmen.
    Wenn ihm aufdringliche Schwimmer nachsetzten, wurde JoJo so langsam, dass der Mensch nahe genug kam, um seine Missfallensäußerungen hören zu können. Ließ der Schwimmer dann immer noch nicht von ihm ab, senkte JoJo den Schwanz ein wenig tiefer ins Wasser, um ihn dann genau im richtigen Moment mit einem Ruck zu heben, was meist dazu führte, dass er dem Schwimmer die Taucherbrille vom Gesicht schlug. Das wirkte dann recht abschreckend, und JoJo hatte wieder seine Ruhe.
    Da ich keine Lust verspürte, eins mit der Flosse gelangt zu bekommen, schwamm ich neben ihn und drohte ihm wie einem kleinen Kind gut sichtbar mit dem Finger.
    »Nein, nein!«, sagte ich, stieg aus dem Wasser und joggte den Rest der Strecke am Strand entlang. JoJo blieb im Wasser gleichauf mit mir, und die Leute am Strand amüsierten sich königlich über den Kerl, der mit einem Delfin joggen ging.
    JoJo brauchte gerade einmal zwei Wochen, um zu erfassen, was es bedeutete, wenn ich den Zeigefinger schüttelte, sobald er die Drohgebärde mit dem Schwanz machte: Ende der Spielzeit. Daraufhin stellte er sie am Anleger ein, behielt sie aber bei, wenn uns ein Boot zu nahe kam. Er verstand den Zusammenhang so gut, dass er jedes Mal, wenn ich den Finger hob, gleichsam entschuldigend zu glucksen begann.
    Er war also in der Lage, den Zusammenhang zwischen den Signalen und meinem Verhalten zu erkennen – für unsere Beziehung war das ein großer Fortschritt. Ein frei lebender Delfin hatte bewiesen, dass er ohne Verstärker, das heißt ohne Nahrungsanreiz, zu Kommunikation und richtigen Schlussfolgerungen fähig war. Delfinen im Gehege bleibt nichts anderes übrig, als das zu lernen, was ihnen antrainiert wird, JoJo aber lernte, weil er meine Gesellschaft mochte. Ich fühlte mich sehr geehrt.
    Die Kapitäne der Tauchboote hatten sich inzwischen schon an JoJo gewöhnt; sie wussten, dass er ihnen folgen würde, wenn sie zu den Tauchgebieten im tieferen Wasser aufbrachen. Ich sah ihm oft dabei zu, und mir fiel auf, dass er den Booten nie bis zu den tiefen Tauchgewässern folgte, sondern immer beim letzten Sandrücken vor dem Abbruch in die Tiefe haltmachte. Ob er überhaupt je über

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